„Das eigene Leben hört ja nicht auf, nur weil man Mama ist“
Der Muttertag - m vergangenen Sonntag - ist vielerorts von Liebe und Dankbarkeit erfüllt. Doch wie sieht es im restlichen Jahr aus? Zwei Mamas wünschen sich mehr Solidarität.
UCKERMARK – Mama sein ist der wohl anspruchsvollste „Job“der Welt. Dabei haben Frauen oft das Gefühl, perfekt sein zu müssen. Die Ansprüche des Umfelds und der Erwartungsdruck lösen teilweise auch eigenen Stress aus.
Viele Mütter werden ungewollt zu Meisterinnen im Weglächeln und Schönredens. Dabei wäre es doch entlastend, wenn sie einander die Wahrheit sagen würden und vor allem zusammenhalten. Dieser Ansicht sind zumindest Janett Meissner und Anne Sohn. Sie sind Mütter und unterstützen sich als Freundinnen gegenseitig im Alltag mit ihren jeweils zwei Kindern. Nur 10 Minuten Fahrt trennen die befreundeten Uckermärkerinnen.
Den Haushalt schmeißen, die Kinder erziehen und gleichzeitig noch einen Beruf ausüben – das ist alles andere als ein Kinderspiel. Für die Aufgaben einer Mama hat der Tag einfach zu wenig Stunden. Die beiden Zweifach-Mütter fühlen sich meistens für alles zuständig und hadern nicht selten mit sich, wenn nicht gleich alles funktioniert. „Wir vergessen dabei viel zu oft, dass uns doch so vieles gelingt“, sagt Anne Sohn. Beide sind genervt von den Vorwürfen und ungefragten Meinungen jener, die denken, sie wüssten es besser. Immer wieder gibt es Situationen, in denen sie als Mutter anders fühlen als andere und ihnen diese Tatsache als Fehler deutlich gemacht wird. „Über den Köpfen der Nörgler erscheinen uns dann Gedankenblasen wie ‚Dann macht Sie ja wohl etwas grundfalsch , ‚Sie wollte doch Kinder oder ‚Das hätte Sie doch vorher wissen müssen “, veranschaulicht Janett Meissner, was beide denken.
Eben nicht, finden die Freundinnen. Denn die Wahrheit über die anstrengende Seite des Mutterseins werde immer noch viel zu oft verschwiegen. Schon die
Geburt des Kindes wird, so die Zweifachmama, als das tollste Erlebnis des Lebens beschrieben. „Die Tatsache, dass das Kind da ist, stimmt natürlich, aber die Geburt selbst ist eine Urgewalt mit sehr starken Schmerzen“, sagt Janett Meissner.
„Das Geburtserlebnis trifft einen unvorbereitet und wenn man an die Erzählungen anderer Frauen denkt, wie super es sein soll, entsteht schon das Gefühl, hier läuft etwas grundverkehrt, denn es tut einfach nur weh“, setzt die 40-Jährige hinzu.
Danach würde es weitergehen mit dem Mythos: Ich genieße es, ganz für mein Kind da sein zu können.
„Egal, welche Variante man wählt, es ist die falsche. Und man wird mitunter bewertet als faule Hausfrau oder karrieregeile Rabenmutter“.
Doch ganz gleich, wie sich eine Mutter entscheidet, keine wuppt den Alltag locker f lockig. Aber mit Sicherheit kann jede auf kluge Sprüche und gesellschaftlichen Druck verzichten. „Wenn Solidarität mehr Platz hätte, dann wäre Mutter- und Elternsein viel entspannter. Das eigene Leben hört ja schließlich nicht auf, nur weil man Mama ist. Und Kinder zu haben ist neben allen Schwierigkeiten auch unheimlich intensiv und wunderbar“, sagt Anne Sohn.