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Seychellen

TRINKBARES LEITUNGSWA­SSER, KAUM KRIMINALIT­ÄT, KEINE LANDRAUBTI­ERE, KEINE MALARIA: FÜR EIN AFRIKANISC­HES LAND SIND DIE INSELN IM INDISCHEN OZEAN GANZ SCHÖN UNAFRIKANI­SCH. SELBST WIRBELSTÜR­ME ODER JETLAG DROHEN KAUM. UND WENN‘S MAL WIE AUS KÜBELN GIESST, I

- Text & fotos Stefan Weißenborn

Regen im Paradies? Wenn das Urteil nach der Reise dennoch positiv ausfällt, sind die Seychellen tatsächlic­h ein Superstar unter den Inseln.

Es regnet in Strömen. Rinnsale haben sich gebildet, die die glatten Granitfels­en hinabáie‰en, um sich weiter unten ins 0eer zu ergie‰en, das im 0oment etwas fahl wirkt. »Das ist Ma wie :andern in Schottland«, motzt ein 5eisender aus Deutschlan­d, der den weiten :eg auf sich genommen hat, um dort zu sein, wo frhe 5eisende in der Geschichte der Seefahrt das Paradies sahen. 5egen ist nicht unbedingt das (rste, was einem einflllt, wenn man an die Seychellen denkt. Sch|nes :asser, Ma. $ber diese :assermasse­n, obwohl die 5egenzeit im Inselstaat am btuator noch gar nicht begonnen hat" =um *lck friert man nicht, denn khler als oder *rad ist es selten auf den Inseln im Indischen 2zean, und $ngst vor :irbelstrmen muss man auch nicht haben, denn die gibt es hier nicht. Paradies ² so empfanden frhe Seefahrer die Seychellen, als sie anlandeten, sowohl die $raber in vorchristl­ichen =eiten als auch spltere »(ntdecker« wie 9asco da *ama. (ine $ugenweide ist die /andschaft auf dem :eg zur Bucht der $nse 0amor an der 1ordkste der +auptinsel 0ahp auch bei verhangene­m +immel. »(in Stndchen« dauere es bis dorthin, hatte Stephanie gesagt, die im +otel »&oral Strand« am langen Strand von Beau 9allon an der 1ordspitze 0ahps die *lste mit Tourvorsch­llgen und .artenmater­ial versorgt.

1ach einer halben Stunde zu )u‰ auf der .stenstra‰e 5ichtung :esten hatte eine (inheimisch­e in einem Bushlusche­n die gleiche $uskunft gegeben, weitere zwanzig 0inuten splter die gleichen :orte von einem 0itarbeite­r eines 5esorts am :egesrand »(in Stndchen.« Der =eitbegrių ist relativ auf den Seychellen. Die =eitverschi­ebung dagegen llsst sich genau beziųern und betrlgt Me nach 5eisezeit zwischen zwei und vier Stunden ² was dem -etlag ziemlich vorbeugt.

1ach eher zweieinhal­b Stndchen also und einer pittoreske­n (tappe durch Tunnel von *ranitbl|cken und Palmenwald ist das erste =iel dieser 5eise ins verloren geglaubte Paradies in Sicht. Der 9orhang aus Bindflden hat sich ein wenig gelichtet. :ie eine liegende 0ondsichel schmiegt sich die $nse 0amor $nse ist das kreolische :ort fr Strand in die Bucht. $lso ab ins :asser, nasser kann es schlie‰lich nicht werden. Der 2zean umhllt einen wie ein wlrmender 0antel.

:asser ist so eine Besonderhe­it auf den Seychellen, auch unabhlngig von :etterkapri­olen und 2zean. =um Beispiel das Trinkwasse­r. $llein auf der zweitgr|‰ten Insel der Seychellen Praslin gibt es mehrere Trinkwasse­rtuellen. Im bekannten 9allpe de 0ai, +eimat der bekannten &oco-de-0er-palme mit ihren 5iesennssen, wird es in )laschen mit dem (tikett »(den Springs« abgefllt, eine andere lokale 0arke ist »Source de Pastuqre«.

$ber schon das /eitungswas­ser kann getrunken werden, wie der &oncierge im »Savoy« versichert. In gro‰en +otels k|nnen 5eisende solchen :orten vertrauen, anderswo halten sie es besser mit der (mpfehlung des $uswlrtigen $mtes, :asser doch besser abzukochen. $ber dass :asser aus dem +ahn in den Tropen berhaupt genie‰bar ist, ist ungew|hnlich. Und dass fast alle Seychelloi­s =ugang zu sauberem Trinkwasse­r haben, ist in $frika ² wozu die Seychellen gezlhlt werden ² alles andere als selbstvers­tlndlich.

$ber dieses Stck $frika ist sowieso anders, allein, weil es weit ber den Indischen 2zean verstreut liegt. Das 0eer macht den gr|‰ten Teil der )llche des Staates Seychellen aus, die /andálche von 4uadratkil­ometern k|nnte man -mal auf dem $real unterbring­en. $nders als in anderen *egenden der :eltmeere gelten die )ischbestln­de als nicht berfischt und sogar intakt. )ischerei mit Treibnetze­n ist verboten. Das /and war eines der ersten, das den Umweltschu­tz in die 9erfassung aufnahm. 2Ųenbar mit (rfolg Internatio­nale )angáotten kreuzen nach $uskunft von (inheimisch­en nicht auf zwischen 0ahp und dem Inselau‰enposten $ldabra, +eimat der gleichnami­gen 5iesenschi­ldkr|te, die auf den +auptinseln nur in *ehegen bestaunt werden kann.

$uf dem 5ckweg von einem solchen *ehege im -ardin du 5oi, einem *ewrzgarten oberhalb einer Bucht auf 0ahp, wo die )lughunde kreisen wie anderswo 0|wen, treųen wir auf Simon. 1eben einem halben Dutzend anderer )ischer steht er am 5and der .stenstra‰e im grtchen &ascade und bietet seinen Tagesfang feil. 0it wlssrigen, hellblauen $ugen lugt er unter einem Schlapphut hervor und bewegt beim Sprechen nur die /ippen. .eine .opfbewegun­g, keine *esten.

»1icht Meder kann das, was ich mache«, sagt er, und meint das, was er von seinem 9ater gelernt hat. 0it der +arpune hat er am 0orgen den =weikampf mit einem mittelgro‰en +ammerhai von seinem Boot aus gewonnen. »0eine $rbeit ist geflhrlich«, sagt Simon, »aber mir ist noch nichts passiert.« 1och an Bord schlachtet­e und filetierte er das 5aubtier. 1un liegen brotlaibgr­o‰e Stcke zu seinen )‰en, die er fr

5upien das .ilo verkauft. Das sind noch nicht einmal zwei (uro.

Der +ai und die $ngst, das ist so eine Sache ² auch auf den Seychellen ist der 5aubfisch eine Blaupause fr die )urcht. +ei‰t man nicht gerade Simon oder ist Taucher und hat eine friedferti­ge und von gegenseiti­ger 1eugier geprlgte Begegnung mit dem 5aubfisch schon erlebt, kann einen die Panik packen, die von =wischenfll­len wie auf Praslin im -ahr genlhrt wird, als ein Brlutigam in den )litterwoch­en von einem der 5aubfische attackiert wurde.

»(r nahm den $rm des Brlutigams mit dem 5ing mit«, erinnert sich -unia, die auf Praslin fr das |rtliche Touristenbro arbeitet. »Sie sagten, es war vielleicht ein :ei‰er +ai, und niemand wei‰ so recht, warum er so nah an den Strand kam.« Der Brite berlebte die $ttacke nicht. »Die Blutungen waren so stark, dass er starb«, sagt -unia. Und die $ngst so nachhaltig, dass man am Strand an der $nse /azio, wo sich das Drama abspielte, einen feinmaschi­gen Unterwasse­rzaun zog. In dem abgegrenzt­en Bereich planschen die meisten Badenden an diesem Tag wie Scherensch­nitte im glei‰enden *egenlicht in der Brandung.

»Unter dem :asser lauern auf den Seychellen die gr|‰ten *efahren"« Die )rage Tuittiert -unia wortlos und mit einem bedeutungs­schwangere­n /lcheln. :ar das ein -a" hber dem :asser wachsen zwar einige *iftpáanzen, die dem paradiesis­chen $pfel nacheifern, aber /andraubtie­re" )ehlanzeige, nur .rokodile gab es mal. $uch Schlangen oder Insekten trachten den 0enschen nicht nach dem /eben, 0alaria kommt nicht vor und Dengue-)ieber seit -ahren nicht mehr, und die .riminalitl­tsrate ist fr afrikanisc­he 9erhlltnis­se unschlagba­r niedrig, noch nicht einmal Bettler gibt es. 1ur die Sandá|he k|nnen nerven.

VOR DER HAUPTSTADT VICTORIA WURDE EINE KÜNSTLICHE INSEL MIT HOCHPREISI­GEN WOHNEINHEI­TEN AUFGESCHÜT­TET, EDEN ISLAND.

$uch am Traumstran­d schlechthi­n, an der $nse Source d’$rgent auf der Insel /a Digue, treiben die kleinen Biester ihr Unwesen. $lso wieder ab ins :asser. $ls hltte ein 5iese mit ihnen gespielt, liegen riesige *ranitbl|cke gestapelt am Strand, dessen nahezu wei‰er Sand von trkisem *elee umsplt wird. Die .orallen wachsen bis ins seichte :asser, in dem wir mit 0aske und Schnorchel kaum aus dem Staunen herauskomm­en. Tellergro‰e gelb-gestreifte )alterfisch­e und andere bunte 5iųbewohne­r schieben schon in Ufernlhe vorbei.

$n anderen 2rten wird auch auf den Seychellen der .limawandel sichtbar. (twa in der $nse 5oyal, wo sich einer der unter (inheimisch­en beliebtest­en Strlnde 0ahps befindet, und wo sich das :asser mehr und mehr 5aum nimmt und teils bis an die .stenstra‰e schwappt. +ier steht auch das erste moderne +otel der Seychellen, das »5eef«. »(r|ųnet wurde es , als die ersten Touristen nicht bers :asser, sondern mit dem )lugzeug anreisten«, sagt *eoųrey 5enp, ein Touristenfhrer und ausgewiese­ner Inselkenne­r. »In dem -ahr kam auch die 4ueen auf die Seychellen.« 0utma‰lich auch zur $nse 5oyal ² weil die Bucht heute so hei‰t.

Damals waren die Seychellen noch eine britische .olonie. +eute wohnen in den =immern des einstigen +otels (inheimisch­e, denn viel Platz zum Bauen und :ohnen haben die Seychelloi­s nicht auf ihrer bev|lkerungsre­ichsten +auptinsel. 9or der +auptstadt 9ictoria wurde sogar eine knstliche Insel mit hochpreisi­gen :ohneinheit­en aufgeschttet, (den Island. $uch die .stenstra‰e und das umgebene )lachland sind zum Teil knstlich. »:ir brauchen schlie‰lich Supermlrkt­e«, sagt *eoųrey.

Dass die Inseln ihre Unabhlngig­keit erlangten, ist brigens 0enschen wie +arry +ockday Payet, dem 9ater von Derek Barbp, zu verdanken, der das »Savoy« managt. » riss er den Union -ack vor dem 5egierungs­geblude herunter«, sagt Derek. »Dafr kam er fast ins *eflngnis.« Sein 9ater +arry habe zur Unabhlngig­keitsbeweg­ung geh|rt und den splteren ersten Staatsprls­identen gut gekannt. »0ein 9ater hielt die erste politische 5ede auf den Seychellen, auf )ranz|sisch, um den Briten ans Bein zu pinkeln«, sagt Derek. :as dann kam, ist *eschichte erlangten die Seychellen ihre (igenstlndi­gkeit, politisch kllrte sich endlich der +immel fr die Insulaner.

ANDERS ALS IN ANDEREN GEGENDEN

DER WELTMEERE GELTEN DIE FISCHBESTÄ­NDE ALS NICHT ÜBERFISCHT UND SOGAR INTAKT.

+otelmanage­r Derek blickt in die :olken. »$uf 5egen folgt bei uns meist schnell wieder die Sonne«, sagt er. Und immer, wenn es dann doch mal schttet, spricht er von »/ituid Sun«. (r sieht es positiv, es ist die 0entalitlt der Seychelloi­s, die kein Schlechtwe­tter trben kann und die so langsam auf uns abflrbt, das hoųen wir zumindest. Ins Inventar der =immer und Suiten des »Savoy« hat Derek irgendwann 5egenschir­me aufgenomme­n ² die man auch auf den sonnenverw|hnten Inselsch|nheiten manchmal doch ganz gut gebrauchen kann.

INFO

ANREISE Etwa mit Turkish Airlines von mehreren deutschen Flughäfen über Istanbul, wo Business-kunden eine im modernen orientalis­chen Stil gestaltete Lounge mit kostenlose­r 15-minütiger Massage zur Verfügung steht. Auch Airlines wie British Airways (über London) und Air France (über Paris) steuern die Seychellen an. Eine (in der Regel etwas teurere) Nonstop-verbindung bietet Condor ab Frankfurt a. M. an.

EINREISE Es gibt keine Visumpflic­ht. Ein Reisepass, der mindestens bis zum Tag der geplanten Abreise gültig ist, genügt. Zudem muss das Ticket für die Rück- oder Weiterreis­e vorliegen.

INSELHÜPFE­N Ab Victoria besteht zum Beispiel nach

Praslin eine Fährverbin­dung (eine Stunde) mit Cat Cocos (www.catcocos.com), von dort geht es weiter nach La Digue

(15 Minuten). Weiter entfernte Inseln, wie Bird Island, werden auch per Charterflü­gen bedient, die man in der Regel in den Hotels arrangiere­n kann.

UNTERKUNFT Auf Mahé direkt an der Beau Vallon: Coral Strand, DZ ab 176, www.coralstran­d.com/de. In direkter Nachbarsch­aft liegt das modernere, luxuriöser­e und teurere Savoy Resort & Spa Hotel, DZ ab 300, www.de.savoy.sc.

Auf La Digue und Praslin gibt es mehrere Gästehäuse­r, Bungalowan­lagen und Hotels, darunter das Patatran, DZ ab 188, www.patatranse­ychelles.com oder das Colibiri, DZ ab 150, www.colibri-hotel-praslin.com

REISEFÜHRE­R Reisehandb­uch »Seychellen«, 344 S., 2017 Dumont, 23,99; »Polyglott on tour – Seychellen«,

160 S., 2017 Gräfe und Unzer Verlag, 12,99.

INFOS Tourism Board Seychellen www.seychelles.travel

Den reisen EXCLUSIV-GUIDE finden Sie unter reisenexcl­usiv.com/guide-seychellen

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