»In San Diego ist es deutlich entspannter als in L. A.«
Endlich kann man diese Strecke wieder fahren, denn sie war mehr als ein Jahr lang gesperrt. Ein Erdrutsch hatte die Straße verschüttet, darum musste man auf den Highway 5 im Landesinneren ausweichen. Das ist, nicht nur hier, die Kehrseite der nahezu ungezähmten Natur auf diesem Fleckchen Erde. Erdrutsche, Unterspülungen – die Natur nagt am Asphalt, und es wird vielerorts immer wieder geflickt. Die eine oder andere Baustelle wird man also auch erleben auf diesem Roadtrip.
Als das Hearst Castle hinter mir liegt, führen sowohl die Straße 1 als auch die 101 weiter ins Landesinnere, von den steilen Klippen und dem Meer weg. Das ist nicht so schlimm, denn irgendwann ist der Punkt da, an dem man vorwärtskommen will. Nach Socal, Southern California. Da, wo ewig die Sonne scheint. Etwa in Santa Barbara ist es so weit. Und dann sind noch einige Entscheidungen zu treffen. Dableiben? Oder in den nördlichen Vorstädten von Los Angeles, in Malibu etwa? Hinein in den Moloch dieser Riesenstadt mit ihren Dauerstaus? Los Angeles einfach links liegenlassen und gleich weiterfahren nach San Diego?
Ich entscheide mich für die südlichste Stadt in Kalifornien, die nur ein paar Meilen vor der Grenze nach Mexiko liegt. Denn in San Diego ist es deutlich entspannter als in L. A. Vor allem, wenn man die Highways meidet und ab La Jolla im Norden durch die verschiedenen Viertel fährt. Wunderbare Strände gibt es da, mit feinem weißen Sand. Viele gechillte Menschen, die das Surfboard am Fahrrad befestigt haben und auf der Suche nach der besten Welle sind. Menschen, die sich auf ihren Skateboards von einem kräftigen Hund ziehen lassen.
Das Leben hier in San Diego findet am Strand statt, so scheint mir. Auch wenn es zahlreiche spannende Einrichtungen zu besuchen gibt: den San Diego Zoo, einen der renommiertesten im ganzen Land. Den Balboa Park drumherum, mit seinen vielen Museen und Galerien. Sea World, natürlich. Aber auch viel Militär- und andere Geschichte. San Diego ist einer der größten Stützpunkte der Us-marine. Dennoch: Der Tag beginnt oder endet zwangsläufig im Sand, am, auf oder im herrlich kühlen Pazifik. Mikroklima haben sie hier nicht. Hier scheint tatsächlich immer die Sonne.