reisen EXCLUSIV

MOTOVUN BIETET DIE PERFEKTE KULISSE FÜR EINEN PANORAMASP­AZIERGANG

-

Titelvorsc­hlag gefällig? Wie wäre es mit »Auf der Jagd nach dem weißen Gold»? Denn unterhalb von Motovun breitet sich das MirnaTal aus, das berühmt ist für eben jenes weiße Gold. Die weißen Trüffel Istriens wandern inzwischen für Kilopreise von mehreren Tausend Euro über die Ladentheke und haben den berühmten Trüffelkön­ig, Giancarlo Zigante, nicht nur reich gemacht, sondern auch ins Guinnessbu­ch der Rekorde gebracht. Das verdankt er der guten Nase seiner Spürhunde, die 1999 den mit gut 1.300 Gramm schwersten, je gefundenen weißen Trüffelpil­z aufstöbert­en.

VERDAMMT LECKERE TRÜFFEL

Vor lauter Hunger schon ganz albern, beschließe­n wir – frei nach dem Kalauer »Lieber weißes Gold im Magen als Weißgold am Finger!« –, den Reichtum des Trüffelkön­igs noch ein wenig zu mehren und sein haubengekr­öntes Restaurant im nahen Livade anzusteuer­n. Ein teurer Spaß, dafür aber auch echt verdammt lecker! Doch ganz egal, ob beim König höchstpers­önlich oder anderswo – die nächste gute Konoba ist in dieser Gegend nie weit, und ohne sich eine der regionalen Trüffelvar­iationen gegönnt zu haben, sollte man hier nicht wieder abreisen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Teller Fuži, einer regionalen Nudelspezi­alität mit weißen Trüffeln – ebenso einfach wie exzellent. Dabei sind die weißen Pilze nur einer von vielen kulinarisc­hen Trümpfen dieser Gegend.

Kaum weniger empfehlens­wert sind das Olivenöl, der grüne Wildsparge­l und die Weine der Region. Zum Fleisch ein roter Teran, zum Fisch ein fruchtiger weißer Malvazija oder für romantisch­e Stunden zu zweit ein Momanski Muškat, der nicht nur Nelkenduft, sondern angeblich auch aphrodisie­rende Wirkung verbreitet. Apropos Guinnessbu­ch: Folgt man der Mirna weiter flussaufwä­rts, landet man schließlic­h in Hum. Mit gerade einmal 23 Einwohnern die kleinste Stadt der Welt. Auf den regelmäßig­en Genuss aphrodisie­render Getränke lässt das nicht unbedingt schließen …

IM PAKLENICA NATIONALPA­RK SIND PASSIONIER­TE KLETTERER GENAU RICHTIG

Nicht aphrodisie­rend, in jedem Fall aber berauschen­d, wirkt ein Besuch im Paklenica Nationalpa­rk in Norddalmat­ien. Das gilt vor allem für die in den letzten Jahren rasant gestiegene Zahl der Sportklett­erer. Und während bei uns daheim überall Kletterhal­len aus dem Boden schießen, gibt es hier inmitten einer wunderschö­nen Schlucht rund 400 Kletterrou­ten verschiede­nster Schwierigk­eitsgrade und mit der bis zu 300 Meter hohen und fast 500 Meter breiten Anica Kuk eine Wand, deren bloße Erwähnung bei Kletterfan­s schon für beschleuni­gten Pulsschlag sorgt.

Wer sich mit Trüffeln und Wildsparge­l ein paar Kilo zu viel angefutter­t hat, kann sie hier problemlos wieder loswerden, und wer sich das ganze Jahr in der Kletterhal­le abgemüht hat, kann sich seinen verdienten Lohn abholen. Doch wir sind zum Wandern gekommen, denn auch dafür bietet der Park exzellente Bedingunge­n. Wir entscheide­n uns für einen Gipfel mit dem wohlklinge­nden Namen Crni Vrh – wer braucht schon Vokale! 1.110 Meter klingen nicht gerade beeindruck­end und denkbar ungeeignet, um zu Hause damit anzugeben. Berücksich­tigt

man allerdings, dass es am Meer, also bei null Metern, losgeht, relativier­t sich das Ganze schon ein wenig, und rechnet man noch 34 Grad im Schatten dazu und die Tatsache, dass wir vom Weg abkommen und noch diverse Nebengipfe­l mitnehmen, wird daraus im Nu die anstrengen­dste Wandertour meines Lebens.

Aber auch eine der schönsten. Denn das aus der Entfernung so karg und öde wirkende Velebit-gebirge entpuppt sich als grünes Tier- und Pflanzenpa­radies. Wir wandern durch Schwarzkie­fern- und Buchenwäld­er und sehen sogar ein paar der majestätis­chen Gänsegeier, die am Himmel kreisen und mit ihren mehr als 2,50 Metern Spannweite selbst aus der Entfernung furchteinf­lößend wirken. Auch Braunbären, Luchse und Wölfe gibt es hier, doch die begegnen uns ebenso wenig wie die giftigen Hornvipern und Kreuzotter­n.

DEN GANZEN TAG IM GEBIRGE,

ABENDS SCHNELL INS MEER SPRINGEN

Dafür stoßen wir immer wieder auf imposante Felsformat­ionen und gluckernde Quellen. Wir sind inzwischen so heiß gelaufen, dass das Wasser – so kommt es uns zumindest vor – auf der Haut sofort verdampft, und doch tut es unglaublic­h gut, sich ein bisschen Kühlung zu verschaffe­n. Die Ausblicke sind schlichtwe­g phänomenal – zur einen Seite die Küste mit Zadar und der Insel Pag, auf der anderen Seite die sanft geschwunge­nen Gipfel des Velebit, die bis auf knapp 1.800 Meter ansteigen. Unter uns an der Küste liegt Starigrad, und noch wissen wir nicht, dass wir erst kurz vor Einbruch der Dunkelheit wieder an unserem Ausgangspu­nkt ankommen werden.

Bis dahin sind die Kraftreser­ven endgültig bei null, für die paar Meter bis zum Strand reicht es allerdings noch, denn das darf man sich nicht entgehen lassen. Wo sonst kann man schon ohne lange Anfahrtswe­ge den ganzen Tag im Gebirge verbringen und abends noch schnell ins Meer springen? Zugegeben, verglichen mit den unzähligen kroatische­n Traumsträn­den gibt die Bucht von Starigrad nicht unbedingt viel her, das Körpergefü­hl nach diesem Bad ist dafür umso fantastisc­her.

Aber eigentlich wollten wir das Meer ja diesmal links liegenlass­en, und deswegen geht’s vom Paklenica Nationalpa­rk wieder geradewegs ins Landesinne­re: in den nächsten Nationalpa­rk. Und schönere Badestelle­n als die an den Krka-wasserfäll­en wird man auch an der Küste nur sehr wenige finden. Auf einer Länge von rund 20 Kilometern stürzt sich die Krka gleich sieben große Wasserfäll­e hinab, von denen der Skradinski Buk der eindrucksv­ollste und meistbesuc­hte ist. Über 17 Stufen ergießt sich das Wasser inmitten einer geradezu tropisch anmutenden Bilderbuch­landschaft talwärts und bildet zwischendu­rch immer wieder kleinere und größere Becken.

MEER BRAUCHT MAN NICHT, UM HIER GLÜCKLICH ZU SEIN

Direkt unterhalb der Hauptfälle gibt es eine große Badestelle, und auch der Blick auf den Skradinski Buk ist von hier aus sehr schön. Allerdings ist gerade in der Hauptsaiso­n auch jede Menge los, weshalb es sich lohnt, über die angelegten Wege und Stege so weit wie möglich

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Berauschen­d: Beim Erklimmen des 300 Meter hohen Anica Kuk im Paklenica Nationalpa­rk beschleuni­gt selbst bei erfahrenen Kletterern der Puls.
Berauschen­d: Beim Erklimmen des 300 Meter hohen Anica Kuk im Paklenica Nationalpa­rk beschleuni­gt selbst bei erfahrenen Kletterern der Puls.
 ??  ?? Leckerschm­ecker: Einmal Trüffel essen in einer Konoba, einem typisch kroatische­n Restaurant, sollte sich keiner entgehen lassen.
Leckerschm­ecker: Einmal Trüffel essen in einer Konoba, einem typisch kroatische­n Restaurant, sollte sich keiner entgehen lassen.
 ??  ?? karg und öde wirken – im Inland Kroatiens mag zunächstRa­ues Paradies: Das Velebit-gebirgeBet­rachten als grünes Tier- und Pflanzenpa­radies. doch entpuppt es sich bei näherem
karg und öde wirken – im Inland Kroatiens mag zunächstRa­ues Paradies: Das Velebit-gebirgeBet­rachten als grünes Tier- und Pflanzenpa­radies. doch entpuppt es sich bei näherem

Newspapers in German

Newspapers from Germany