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BEI ANKUNFT ABREISE

- Jennifer Latuperisa-andresen Instagram @fraumuksch

Schon beim Vorfahren hatte ich so ein mulmiges Gefühl. Das Bed and Breakfast war ein prächtiges weißes Herrenhaus in Dänemark. In der Kiesauffah­rt nach der pittoreske­n Baumallee begrüßten uns Steinlöwen, Marmorvase­n und rustikale Stühle aus einem anderen Jahrzehnt. Wir parkten unser Auto und liefen zum Eingang. Abgeschlos­sen. Niemand öffnete uns die Tür. Dann kam ein englischer Jaguar vorgefahre­n, und zwei Männer stiegen aus. Gäste des Hauses, wie sich herausstel­lte. »Ach, der Besitzer ist wohl gerade nicht da. Wir lassen Euch mal rein.« Ein wenig unwohl war uns, als wir die nächsten 30 Minuten damit verbrachte­n, durch die öffentlich­en Räume der Pension zu schlendern. Es war alles in Weiß gehalten, und alles hatte ein kleines Preisschil­d. Ob die Steinbüste der Nofretete, der barocke Spiegel, der ausgestopf­te Vogel auf der Fensterban­k – einfach alles. Theoretisc­h eine ganz praktische Idee, ein B&B mit einem Antiquität­enladen zu kombiniere­n.

Wir nahmen auf den Rokoko-stühlen Platz. Einer der Gäste polterte derweil untenrum unbekleide­t an uns vorbei durch den Gang auf der Suche nach Alkohol. Die Eagles kamen mir in den Sinn. Folgende Textzeile aus Hotel California: »You can check out anytime you like, but you can never leave.«

Als wir gerade beschlosse­n, nicht weiter zu warten, kam der Besitzer aus seinem Nebenhaus. »Wollt ihr Euer Zimmer sehen?« Eine lieblose Tour durch sein Haus folgte. Bis wir in einem noch lieblosere­n Zimmer endeten. Dort wartete auf uns Gäste eine ausgeklapp­te Schlafcouc­h, für Kinder bestens geeignet, aber für uns? Die weiteren Vorzüge des Zimmers: kein Schrank, kein TV, kein Schlüssel und vor allem kein Bad. Dafür aber reichlich Preisschil­der.

Für alle 28 Zimmer gab es zwei Bäder. Kleine Bäder. Jeweils ein WC. Jeweils ein Waschbecke­n. Und insgesamt nur eine richtige Dusche. Und wer nachts mal aufs Töpfchen muss, der muss sich quer durch das antike Haus bewegen. Das knarzt, das brummt, und es ist unmöglich, sich geräuschlo­s zu bewegen. Fazit: Jeder wäre wach!

Nein, danke. Preis und Leistung stimmen hier leider nicht. Denn fast 200 Euro für eine Schlafcouc­h ohne Bad ist eindeutig Wucher. Auch in Skandinavi­en. Vielleicht gab es Kaviar zum Frühstück, wer weiß. Das würde vielleicht einen Preis wie diesen rechtferti­gen. Aber das ist uns auch nicht wichtig gewesen. Wir wollten ein Bett, in dem es sich gemütlich liegt. Und etwas Privatsphä­re.

Damit Ihnen das nicht passiert, haben wir in vielen Monaten unsere Lieblingsh­otels gesammelt, haben probegesch­lafen und Fakten gesammelt.

Wir hoffen, es ist auch ein schönes Haus für Sie dabei. Ach ja, sollten Sie uns Ihr Lieblingsh­otel nennen wollen, nur zu. Wir sind gerne ganz Ohr: info@reisenexcl­usiv.com

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