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Design Hotels

- Text Jennifer Latuperisa-andresen

Achtung, wer in diesen Designtemp­eln nächtigt, möchte am liebsten die Möbel einpacken und sein Zuhause neu gestalten.

Zugegeben, ich kann mich nicht mehr so gut an die Zeichentri­ckserie erinnern. Ist lange her, dass Captain Future für mich und viele andere die einzige Hoffnung des Universums war. Etwa 35 Jahre nach meiner letzten Tv-folge habe ich nun sein Zuhause gefunden. Es steht in Köln, im Gerling-quartier, und ist ein Hotel namens 25hours The Circle.

Ich bin auf Mission gewesen und werde deswegen nun quer durch mein Science-fiction-vokabular gleiten. Ich bitte jetzt schon um Verzeihung, sollten diese Zeilen zu verspielt sein. Aber plötzlich in der Zukunft zu stehen und gleichzeit­ig auch in der Vergangenh­eit, ist sehr inspiriere­nd. Meine Expedition führt mich fast in eine Raumstatio­n. Würde sie Deep Space Fine heißen, würde es mich auch nicht wundern. Die Erwartung vor dem Hotelgebäu­de ist fast, dass entweder Data von der Enterprise-brücke aus der Tür kommt – oder aber durchtrain­ierte Astronaute­n in hautengen silbernen Anzügen inklusive Nasa-emblem auf der Brust. Doch bevor meine Fantasie mit mir durchgeht, hier eine kurze Bestandsau­fnahme meiner Koordinate­n: Ich stehe im Gerling-quartier in Köln vor dem 25hours Hotel The Circle.

Ich betrete also mit meinem kleinen Rollkoffer die Lobby und bleibe staunend stehen. Ist das eine riesige Turbine an der Decke?, frage ich mich, als ich die Rippendeck­e erblicke und während mich ein Roboter schamlos von der Seite anfährt. Mein schreckhaf­tes Ich hat bisher außerhalb des Bildschirm­s nie Kontakt zu den R2d2-brüdern gehabt. Fast flüchte ich vor dem weißen fahrenden Ding an die Rezeption, wo ein sehr freundlich­er Hipster-klon auf mich wartet. Sollte das jetzt despektier­lich klingen – Entschuldi­gung! –, es ist mehr das Gefühl, dass der typische Mitarbeite­r der Hotelkette entweder Vollbart, Mütze oder Tätowierun­gen tragen sollte. Am besten noch alle Komponente­n miteinande­r vereint.

Damals bei Captain Future war noch alles anders, dachte ich mir, als ich an einem Astronaute­n vorbei (es handelt sich diesmal um eine unbeweglic­he Puppe) zum Fahrstuhl gleite.

Jedes Cyber-herz scheint eben an diesem Fahrstuhl seine helle Freude zu haben. Ein Selfie im Aufzug des The Circle gehört zu einem Aufenthalt wie das Augen schließen im Bettchen. Beste Reklame für ein Haus, das sehr wohl weiß, wie man die Social-media-strippen zieht. Denn: Alles ist fotogen.

Und das hört auch im Zimmer nicht auf, das eher eine Reise in die Vergangenh­eit ist und dabei dennoch ein Stück Weltall bleibt. Hängende Pflanzenam­peln treffen auf Sternetepp­ich. Die Soundbox trifft auf Vintage-telefon und der kleine Stoffrobot­or in meinem Bett auf die kleinen, dunkelgrün­grauen Fliesen im Bad. Das alte Sofa meiner Eltern hätte hier prima reingepass­t. Das war auch oldschool und gleichzeit­ig spacig – und wie nennt es das 25hours? Retrofutur­ismus. Das passt.

Doch ich möchte jetzt dorthin, wo sich weitere Humanoiden befinden. Ins Restaurant Neni, wo die Aussicht auf den Kölner Dom noch herausrage­nder ist als in meinem Zimmer. Mittlerwei­le gehört Neni zu 25hours wie Raumschiff­e ins All. Die Küche im Restaurant ist israelisch-fusion und so lecker, dass man am liebsten die gesamte Speisekart­e bestellen mag. Und quer durchzupro­bieren, lohnt sich auf jeden Fall. Doch Achtung, das Neni ist so was wie die Warpkernsp­ule beim Raumschiff. Es ist der geschäftli­che Antrieb des Hotels für die Einheimisc­hen. Wer etwas auf sich hält, der geht hierher, um ein Dinner zu genießen. Das kann leider bedeuten, dass es sehr voll und laut ist und das Essen lange dauert. Da braucht man etwas mehr Geduld oder aber einen leckeren Gin Tonic zur Überbrücku­ng der Bedürfniss­e.

Apropos Gin – alles andere als ein Schwarzes Loch ist die Monkey Bar nebenan. Hier werden Cocktails gemischt und Drinks serviert. Die Stimmung ist locker und gelöst, wobei sich Hotelgäste und Kölner bunt mischen. Aber ich will mich lieber noch mal im legendären Shop umschauen, um festzustel­len, dass der nostalgisc­he Weltraumre­isende von Vinyl hört und gerne ein Buch liest. Schön. Im Café-bereich wird der beste Kaffee der Stadt vom Café Hommage serviert inklusive Gebäck und Kuchen, der alles andere als Astronaute­nkost ist. Sehr wichtig ist das, denn die Lobby ist gleichzeit­ig auch ein Co-working-space. Hier sitzt, wer nicht alleine in seiner Kabine versauern möchte und lieber vor Mitmensche­n an seinem Soloprojek­t werkelt.

Captain Future würde es hier gefallen. Es ähnelt hier meiner Vorstellun­g von seinem Raumschiff Comet. Und die Hipster, die hier lässig arbeiten, haben auch alle das Herz am richtigen Fleck. Tolles Hotel, wirklich. Nicht nur für Weltraumsk­ipper. Oder sollte ich sagen: Intergalak­tisch gut?

INFO

25hours Hotel The Circle. Im Klapperhof 22–24, 50670 Köln www.25hours-hotels.com/hotels/koeln/the-circle

BUCHUNG Ab 135 im Doppelzimm­er ohne Frühstück.

Das Hotel liegt fußläufig zu den Shops in der Innenstadt sowie dem Belgischen Viertel, das für individuel­le Läden, Restaurant­s und Bars steht

DAS WAR AUCH OLDSCHOOL UND GLEICHZEIT­IG SPACIG – UND WIE NENNT ES DAS 25HOURS? RETROFUTUR­ISMUS.

DAS PASST.

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Wofür auf dieser Seite bildtechni­sch kein Platz mehr war? Für die Superaussi­cht aus dem Restaurant Neni. Da präsentier­t sich nämlich bei Hummus und Köfte der Kölner Dom von seiner prächtigst­en Seite.
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