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Frau Tietjen, Zelt- oder Bus-typ?

- Tietjen auf Tour

Auf jeden Fall der Bus-typ. Im Zelt ist es mir zu unbequem, da bekomme ich Rückenschm­erzen. Und falls es mal Dauerregen gibt, ist es im Wohnmobil warm und trocken, und die Klamotten werden nicht klamm.

Wie dürfen wir uns Ihre aktuelle Camping-unterkunft vorstellen?

Wir fahren seit 19 Jahren einen Fiat-ducato, den mein Mann selbst ausgebaut hat. Zwei Zimmer, Küche, Bad auf neun Quadratmet­ern. Ein kompaktes Platzwunde­r. Wir schlafen auf den Sitzbänken, die man im Handumdreh­en zur Liegefläch­e umbauen kann. Ein kleiner Kühlschran­k, zwei Gasflammen, eine Spüle, jede Menge Stauraum und eine Campingtoi­lette, mehr brauchen wir nicht zu unserem Glück. Für draußen sind noch eine Markise und eine Hängematte unverzicht­bar – zum Schattensp­enden und Seele-baumeln-lassen ...

Pfingsten 1991 verbrachte­n Sie mit Ihrem Mann Udo einen tollen Camping-urlaub in Dänemark. War das rückblicke­nd der Beginn der großen Liebe zum Camping?

Nein, nicht ganz. Die Initialzün­dung war mein allererste­r Camping-roadtrip mit Freunden, 1978 direkt nach dem Abitur. Das Gefühl von Freiheit und Abenteuer habe ich damals unglaublic­h genossen. Und genau dieses Gefühl habe ich wieder empfunden, als ich zum ersten Mal mit meinem Mann losfuhr. Er war ja Surfer und verbrachte fast jedes Wochenende an der Ostsee, für mich als Wuppertale­r bzw. Berliner Landratte eine völlig neue Erfahrung.

Für viele Urlauber kommt Camping nicht in die Tüte. Viel zu wenig Komfort. Sie lieben Camping. Was fasziniert Sie bis heute daran?

Ich liebe es, immer draußen zu sein, den

Egal, ob auf Korsika oder in Schwedens Wäldern: Ndr-moderatori­n Bettina Tietjen liebt das Campen. In ihrem Buch »Tietjen auf Tour« berichtet sie von brünftigen Zeltnachba­rn, tierischen Besuchern und anderen kuriosen Begegnunge­n. Zeit für ein Gespräch.

Wind zu spüren, das Meer zu riechen und die Sonne auf meiner Haut zu fühlen. Außerdem finde ich es erholsam, mal für ein paar Wochen all den Komfort hinter sich zu lassen, den man sonst als selbstvers­tändlich empfindet. Campen bedeutet für mich auch, loszulasse­n, Ballast abzuwerfen. Und es ist befreiend, einfach ins Blaue zu fahren und morgens nicht zu wissen, wo man die Nacht verbringen wird. Ein Hauch von Abenteuer!

Neben amüsanten Anekdoten haben Sie auch einige Tipps für Neu-camper in Ihrem Buch in petto.

Ja, man sollte sich abgewöhnen, alles immer minutiös vorausplan­en zu wollen. Je spontaner man ist, umso mehr Spaß macht ein Campingurl­aub. Und wenn man mal keinen schönen Platz findet, muss man auch Kompromiss­e eingehen. Man kann ja am nächsten Morgen einfach weiterfahr­en. Und wer keine unangenehm­en Gerüche aushalten kann und sehr pingelig ist, wird sich auf schlichten Campingplä­tzen wahrschein­lich auch nicht so wohlfühlen. Und Hemmungen muss man auch ablegen, es sollte einem nicht peinlich sein, wenn die Nachbarn so einiges mitbekomme­n.

Sie schreiben in Ihrem Buch:

»Beim Camping lernt man Menschen kennen. Meistens aus sicherer Distanz, aber gelegentli­ch kommt man sich auch näher.« War oder ist es Ihnen als Promi zuweilen zu nah?

Es kommt selten vor, dass Menschen sich distanzlos verhalten. Eigentlich respektier­en Camper sich gegenseiti­g, die meisten sind Individual­isten und lassen sich gegenseiti­g in Ruhe. Und wenn mir mal einer auf die Pelle rückt, nehme ich das mit Humor.

Sie sind schon kreuz und quer durch die Welt gereist: Kanada, Kroatien, Korsika, Frankreich, Dänemark. Welcher Ort hat Ihnen am besten gefallen?

Mein Lieblingso­rt ist Korsika. Die Insel hat einfach alles, was das Herz begehrt: hohe Berge, breite Strände, Traumbucht­en, verschlafe­ne Dörfer, mondäne Küstenorte – es gibt immer wieder Neues zu entdecken.

Was war Ihr skurrilste­s Erlebnis?

Ein Mann, der nebenan campte und einen ganzen Nachmittag lang unten ohne herumlief. Er trug nur ein Holzfäller­hemd und hatte keine Unterhose an. Wir wussten gar nicht mehr, wo wir hingucken sollten. Irgendwann verschwand er in seinem Wohnwagen, kam mit Shorts wieder heraus und rief uns zu: „Wurde jetzt doch ein bisschen frisch um die Eier!“Was soll man dazu sagen? Wer campt, braucht keinen Fernseher, es reicht, die Umgebung zu beobachten.

Wohin steuern Sie Ihr Wohnmobil als Nächstes?

Im Sommer geht‘s nach Korsika und im Herbst zum ersten Mal für vier Wochen nach Australien – da mieten wir uns dann ein Wohnmobil. erschienen im Piper Verlag, 16 Euro

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