Piccolo, ABER OHO!
An der norditalienischen Adriaküste öffnete 2015 das Dörfchen Portopiccolo seine Pforten. Ja, richtig gelesen. Ein ganzes Dorf. Aus dem Felsen gestampft. Mittendrin: das Fünf-sterne-hotel Falisia.
Der Tag ist noch halbwegs jung, als sich der Wagen am Flughafen Triest 40 Kilometer nördlich der italienischen Küstenstadt gegen Mittag in Bewegung setzt. Gerade einmal 20 Minuten soll ich unterwegs sein. Mein Ziel: Portopiccolo. Es geht im Nieselregen über die A 4 durch die verschlafene Landschaft der Region Friaul-julisch Venetien. Richtung Süden, zunächst bis zur Ortschaft Sistiana. Das ist ein kleines Dorf, rund 20 Kilometer nördlich von Triest. Der Fahrer biegt von der Hauptstraße ab und steuert den Wagen auf eine Straße, die zur Bucht hinabführt. Auf einem riesigen Werbeschild steht »Portopiccolo«. Ich bin da.
Dass es sich hier keineswegs um ein ganz normales Dorf am Meer handelt, wird mir schon nach 300 Metern klar: Eine Schranke versperrt den Weg, zur linken Seite ein Bungalow-förmiger Bau. Ein Mann einer Sicherheitsfirma sitzt dort hinter Glasscheiben und wacht über Dutzende Hightech-monitore. Portopiccolo ist zwar jederzeit für die Öffentlichkeit zugänglich, aber das Recht, jemanden abzuweisen, das haben sich die Betreiber dieser illustren Wohngegend vorbehalten.
Der Bauträger Rizzani de Eccher (RDE) hat hier 2015 ein beeindruckendes Immobilienprojekt aus dem Boden gestampft. Auf 35 Hektar Größe wurden in drei Jahren Bauzeit 460 Wohneinheiten treppenförmig in die ehemalige Steinbucht gezimmert. 28 Kräne und 800 Arbeiter waren dafür im Einsatz. Villen, Häuschen, Apartments – für jeden ist etwas dabei. Für jeden? Nun, nicht ganz. Wer sich hier niederlassen will, braucht das nötige Kleingeld. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis für das eigene Luxusdomizil beträgt rund 6.500 Euro. Der Hafen, so viel Luxus darf sein, bietet 121 Liegeplätze für Jachten.
Ich aber habe keine Jacht. Auch keine Villa. Noch nicht einmal ein Ein-zimmer-apartment. Weder gekauft noch gemietet. Aber für Besucher wie mich gibt es eine Alternative in dem Dorf. Eine sehr feine sogar: das Fünf-sterne-hotel Falisia. Es gehört zur Luxury-collection-familie der Starwood-hotels (die wiederum mittlerweile eine Tochter der Marriott-gruppe ist).
In Gedanken steige ich bereits aus meinem schicken Wagen an der Promenade aus und stolziere in die Hotellobby. Auf halber Strecke aber biegt der Fahrer plötzlich ab. In eine dunkle Tiefgarage. Oh. Was ist denn nun los? »Portopiccolo ist autofrei. Jeder, der mit dem Auto anreist, muss seinen Wagen im Parkhaus abstellen«, klärt mich der Fahrer auf, als er im Rückspiegel in mein verdutztes Gesicht blickt. Rund 200 Meter rollt der Wagen durch das 1.220 Parkplätze bietende Tiefgaragen-labyrinth. Dann sind wir da. Das Falisia hat einen eigenen Tiefgarageneingang. Ein Page eilt herbei und nimmt sich meines Koffers an und begleitet mich zum Fahrstuhl. Nur einen Stock geht es nach unten – und schon stehe ich vor der Rezeption. Fein, fein, denke ich.
Das Falisia ist ein schnuckeliges Kleinod. Besonders gut gefällt mir die Größe des Hotels: Nur 58 Zimmer und Suiten gibt es. Alle, so auch meins, haben einen kleinen Balkon mit Blick auf die Hafenpromenade, den zentralen Dorfplatz und den Jachthafen. Auf dem Balkon ist man also ziemlich nah dran am Geschehen. Man kann es sich hier bei einer Tasse Kaffee oder einem Glas Rotwein herrlich gemütlich machen und das Geschehen beobachten. Nachdem ich Platz genommen habe, bemerke ich aber schnell, dass ich es vor allem bin, der hier beobachtet wird. Denn die Balkone sind eine Art Präsentierteller. Gefühlt jeder, der auf der Promenade vorbeiflaniert, nimmt mich ins Visier. Ein sehr schönes Plätzchen für alle, die nicht nur sehen, sondern auch gesehen werden wollen …
Das Hotel wirbt vor allem damit, eine Erholungsoase in einem luxuriösen Ambiente zu bieten. Dass hier keine Autos herumlärmen und die Luft verpesten, das ist ja schon mal eine gute Sache. Aber das ist natürlich nicht alles, was das Falisia zur Entspannung in petto hat. Im zweiten Stock versteckt sich eine kleine Wellnessoase, gleich nebenan ein Fitnessraum. Das Schöne: Von meinem Hotelzimmer laufe ich fünf Schritte bis ins Hotel-spa. Noch schöner: Fast immer habe ich das Spa für mich allein. Kann mich in der lässig chic durchglasten Finnischen Sauna und im Hamman richtig ausschwitzen, ohne einer Menschenseele zu begegnen.
Sportliche Ertüchtigung – und sei es nur das Schwitzen in der Sauna – macht Hunger. Da trifft es sich doch gut, dass die führende Kulinarikstube Portopiccolos nur zwei Etagen entfernt ist: das Ristorante Cliff. Ich möchte ein typisches Menü probieren, das Gästen serviert wird, die ein paar Kilo zu viel auf den Hüften haben. Dazu wird mir zur Vorspeise ein Erdbeer-spargel-salat mit Zitrone und Minze und einer vegetarischen Mayonnaise serviert. Der mundet sehr gut, so herrlich leicht nach italienischer Dolce Vita. Als Hauptgericht wird ein ungewöhnlicher Spaghetti-teller serviert, und zwar mit Walnüssen und Chicoree. Äußerst köstlich, von freudloser Schonkost weit entfernt. Da freue ich mich auf den Nachtisch: Früchte auf Himbeergelee und Blaubeersorbet. Hmmm … schmeckt zum Tellerabschlecken gut. Der Service ist übrigens exzellent. Freundlich beim Empfang und sehr aufmerksam während des ganzen Restaurantbesuchs. Aber etwas anderes habe ich in diesem Luxusdorf auch nicht erwartet. Arrivederci, mein liebes Portopiccolo!
INFO
Falisia, a Luxury Collection Resort & Spa, Portopiccolo Località Sistiana 231/M, Str. di Portopiccolo, 34011 Duinoaurisina TS, Italien. Tel. +39 040 997 4444, E-mail: reservations@ falisiaresort.com. Ab rund € 170 fürs DZ pro Nacht. Infos und Buchung auf der Website www.portopiccolosistiana.it/en
VILLEN, HÄUSCHEN, APARTMENTS –
FÜR JEDEN IST ETWAS DABEI. FÜR JEDEN? NUN, NICHT GANZ. WER SICH HIER NIEDERLASSEN WILL, BRAUCHT DAS NÖTIGE KLEINGELD.