TONGARIRO ALPINE CROSSING
National Park Village, Nordinsel Tageswanderung
Zugegeben – diese Wanderung ist alles andere als ein Geheimtipp. An manchen schönen Sommertagen laufen über 700 Menschen diesen Weg. Doch: Das Tongariro Alpine Crossing ist einmalig. Diese knapp 20 Kilometer lange Tageswanderung bei National Park Village vereint einige der spektakulärsten Landschaftserlebnisse der vulkanischen Nordinsel. Das Dorf trägt seinen Namen nicht von ungefähr, denn der Tongariro Nationalpark ist der älteste Nationalpark Neuseelands und der viertälteste weltweit, Unesco-weltkultur- und -naturerbe und Drehort unzähliger Herr-der-ringe-szenen. Aber alles der Reihe nach.
Auch wenn sich täglich so viele Touristen auf den Weg machen – einfach ist diese Wanderung nicht. Es geht durch hochalpines Gebirge, bis auf knapp 2.300 Meter Höhe. Gute Vorbereitung ist die halbe Miete, zunächst muss die Wetterprognose stimmen. Just an dem Tag, den ich für diese Traumwanderung eingeplant hatte, sollte es regnen und gewittern. Also schob ich einen Spa-tag im Chateau-tongariro-hotel ein und wartete – für den nächsten Tag war strahlender Sonnenschein angesagt. Ich verrate so viel: Das Warten hat sich mehr als gelohnt. Mit Wanderausrüstung und ausreichend Verpflegung ging es ganz früh morgens bei Sonnenaufgang von einem kleinen Parkplatz (Mangatepopo Carpark) am Ende einer Sackgasse inmitten des Nationalparks los. Noch im Halbdunkeln stapfte ich den schmalen Pfad entlang, kurz darauf wurde die Ebene aus Vulkangeröll erhellt. Schließlich tauchte am Horizont der mächtige Mount-ruapehu-schichtvulkan (2.797 Meter) auf, auch im Hochsommer mit Schnee bedeckt. Er diente in J. R. R. Tolkiens Verfilmung von »Herr der Ringe« als Mordor. Als es heller wurde und schließlich der erste Anstieg anstand, kam der zweite aktive Vulkankegel in Sicht: Mount Ngauruhoe (2.291 Meter). Dieser spitz zulaufende Gipfel hat den einfachen Spitznamen »Mount Doom« – denn ihn kennen wir aus den Kultfilmen als den Schicksalsberg, in dessen Krater Frodo den Ring werfen muss. Wer Glück und vor allem die Energie hat, der kann ihn erklimmen (drei Stunden extra Wanderzeit). Man sieht, wie es oben am Krater gewaltig dampft – der Vulkan ist nach wie vor aktiv. Als ich dort war, war er zur Besteigung freigegeben, das ist nicht immer der Fall. Mein Tipp an alle Abenteurer: Wenn
es der Vulkan und die eigene Kraft erlaubt – ab nach oben! Der Anstieg ist mühsam, schnell steht die Sonne viel zu hoch am Himmel, unzählige Lavasteinchen finden immer wieder den Weg in die Wanderschuhe. Doch wer es durch das Geröll bis nach oben geschafft hat, der wird belohnt. Zwar weht ein eisiger Wind, doch an vielen Stellen werden die Steine von der unterirdischen Aktivität des Vulkans gewärmt. So saß ich also am Gipfel, zwischen Eis und Schnee, aß mein Frühstück und wurde von unten gut durchgeheizt. Vor mir erstreckte sich ein 360-Grad-panorama der Superlative: rauchende Vulkankegel umgeben von rauen Lavaströmen, dazwischen azurblau leuchtende Kraterseen. Nach und nach trudelten weitere Wanderer ein, jedes Mal war es mir eine Freude, ihr Strahlen beim Erreichen des Gipfels zu erwidern.
Wieder unten angekommen, passiert man zur Linken eine weite Ebene: Ohne viel Fantasie fühlt man sich wie in Mordor, die Drehorte liegen verstreut im ganzen Nationalpark. Zum Glück traf ich nicht auf kämpfende Fabelwesen in der Schlacht, auch wenn die Landschaft mit Erreichen des Red Craters völlig surreal wird. Gleich drei Vulkane reihen sich auf, unterschiedlichster Form und Farbe. Am roten Kraterrand angekommen, ist der höchste Punkt der Wanderung erreicht (1.886 Meter) – je nachdem, ob man am Anfang den Gipfel bestiegen hat. Auf der anderen Seite, wenn der Weg wieder abfällt, wartet Unglaubliches: die Emerald Lakes und der Blue Lake.
Während man aufpassen muss, beim Bergab-gehen nicht zu stolpern, will man eigentlich jeden Meter stehen bleiben und ein neues Foto von dieser Traumkulisse schießen: Türkis und smaragdgrün leuchten die drei Emerald Lakes zwischen rotem Vulkangeröll. Wo vor Millionen von Jahren kleine Explosionen Löcher hinterließen, konnten sich über die Zeit Seen bilden. Die verschiedenen Mineralien der umliegenden Lavasteine haben sich im Wasser aufgelöst – und schenken ihnen zauberhafte Farben!
Ganz fasziniert von diesem Anblick, dauerte es seine Weile, bis ich am Horizont den weiteren See entdeckte: Blue Lake. In einer perfekt kreisrunden Senke (die man wenig später passiert) liegt der tiefblaue See – zum Baden verlockend. Doch aufgrund der Mineralien darf leider in keinem der Seen geschwommen werden.
Durch einen dichten, zauberhaften Regenwald verläuft der Weg zum Endpunkt der Tour am Ketetahi Carpark (auf 800 Metern Höhe) – wo Shuttle-busse einen wieder zu seinem Auto am Startpunkt bringen. Wer möchte, kann nach den Emerald Lakes auch wieder den gleichen Weg zurück nehmen und spart sich so den Shuttle-bus.
INFO
Gillespie Path. Drei- bis Vier-tages-wanderung mit Start und Ende in Makarora, Tagesetappen von 12 bis 22 Kilometer, optionaler, aber absolut zu empfehlender Abstecher zum Lake Crucible. http://auf.reise/makarora
Mount Hikurangi. Zwei-tages-wanderung ab Pakihiroa Station, bis zur Hütte drei bis vier Stunden (erfahrene Wanderer deutlich weniger), Gipfelbesteigung zwei bis drei Stunden. Vor Beginn sollte unbedingt auf Wetterwarnungen geachtet werden, die Hütte kann reserviert werden. Besonderer Tipp: Zum Neujahr feiern die Maoris an der Totemstätte unterhalb des Gipfels ihr Neujahrsfest mit traditionellen Tänzen und Feierlichkeiten. Besucher können dem Spektakel beiwohnen. http://auf.reise/hikurangi Tageswanderung im Tongariro Nationalpark, 19,4 Kilometer
(ca. sieben Stunden) ohne Mount Ngauruhoe, Gipfelbesteigung für erfahrene Wanderer empfohlen (+ drei Stunden).
Aber: Es handelt sich hierbei um aktive Vulkane, also immer vorab die Webseite checken: http://auf.reise/tongariro