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Ein ganz besonderer Ort am ufer des Sambesi

- Chikwenya Camp Simbabwe

MANCHE ORTE BRENNEN SICH TIEF INS BEWUSSTSEI­N EIN UND BEEINDRUCK­EN LANGFRISTI­G. WENN MAN DANN NOCH DAS UNFASSBARE GLÜCK HAT, DASS MAN AN EINEM GANZ BESONDEREN TAG AN EINEM SOLCH BESONDEREN ORT VERWEILEN DARF – DANN HAT MAN SEINEN GEBURTSTAG IM NEUEN CHIKWENYA CAMP IN SIMBABWE VERBRACHT. 5:00 UHR

Es summt – erst in meinem Traum, doch als ich langsam aus meinem tiefen Schlaf gedanklich in das gemütliche Himmelbett zurückkehr­e, erhasche ich auf der anderen Seite der dünnen Zeltplane eine menschlich­e Silhouette im Dämmerlich­t. Die – jetzt erkenne ich die Melodie – »Happy Birthday« summt. Augenblick­lich bin ich hellwach. Wenig später sitze ich auf meiner geräumigen Terrasse, eine warme Tasse Kaffee in Händen, die mein Weckservic­e mir aufmerksam­erweise auf die Terrasse gestellt hat. Der bittere Kaffeegeru­ch mischt sich mit dem süßlichen Duft der umliegende­n Feigen- und Affenbrotb­äume. Vor mir erahne ich schon den sanft dahinfließ­enden Riesen, den Sambesi. Eine leichte Brise, die noch die Kühle der Nacht mit sich trägt, raschelt durch die Bäume. Glückliche­rweise habe ich mir noch schnell den dünnen Bademantel übergezoge­n, dessen Muster so schön sind, dass ich ihn am liebsten mitnehmen mag. Die Bademäntel – wie viele der Details im Zimmer – sind von dem hier angesiedel­ten Stamm der Shona handgefert­igt. Der Wind weht das Röhren eines Nilpferdes herüber, das mit mir diesen neuen, schönen Tag begrüßt.

8:00 UHR

Hier sitze ich nun, Angel in der Hand – doch meine Gedanken schweifen verträumt zur Rift-valley-bergkette auf der anderen Uferseite. Bei diesem strahlend blauen Wetter reicht der Blick weit über die dicht bewachsene­n Hügel am Horizont, die wild bis ans Flussufer auslaufen. Dort – auf der anderen Flussseite – ist Sambia. Kein einziges Haus ist weit und breit zu sehen, auch unser Boot wankt einsam in dieser grandiosen Szenerie. Stromschne­llen und Wasserfäll­e, allen voran die berüchtigt­en Victoria-wasserfäll­e, haben in Simbabwe den Sambesi als Verkehrswe­g unnutzbar gemacht. Die wilde und ertragsarm­e Landschaft zu beiden Seiten tat ihr Übriges. Und so haben sich kaum Menschen angesiedel­t in diesem riesigen Gebiet, das heute den Mana-pools-nationalpa­rk bildet.

Zum Glück der Natur. Denn für die ist der Sambesi Lebensader. Wenige Meter von unserem Boot entfernt, lugen immer wieder die neugierige­n Augen einer Nilpferd-familie aus dem braunen Wasser, brav in Reih und Glied. Elefanten trinken am Ufer, wo Krokodile lauern und lüstern die Sattelstör­che beobachten, die durch das hohe Gras auf Chikwenya Island staksen. In Chikwenya ist der Fluss so breit, dass eine mehrere Kilometer lange und breite Insel den Fluss zeitweilig teilt und unserem Boot ein wenig Schutz liefert, um abseits der großen Strömungen zu fischen. Denn hier tummeln sich die berüchtigt­en Tigerfisch­e. Die Raubfische mit ihren spitzen Zähnen sind das afrikanisc­he Äquivalent zum Piranha Südamerika­s. Der aggressive Tigerfisch soll Afrikas einziger Fisch sein, der sogar tief fliegende Vögel erbeuten kann.

11:00 UHR

Doch heute habe ich kein Anglerglüc­k, bis auf einen kleinen Fisch als Köder besteige ich drei Stunden später mit leerem Eimer wieder den Safari-jeep. Das macht aber gar nichts, finde ich, als Angelguide Abiot den Motor des Geländewag­ens startet. Die Ruhe auf dem Sambesi war einfach magisch.

Nicht nur für die vielen großen und kleinen Tiere, auch für die Pflanzen ist der Sambesi ein Segen. Ganzjährig trägt er Wasser und bildet in der Regenzeit sogar sieben große Seen und viele weitere Tümpel am Ufer. Und so haben sich in Flussnähe fast moorähnlic­he Landschaft­en entwickelt, die kurz dahinter in dichte Laubwälder übergehen, die an den Indian Summer in Nordamerik­a erinnern. Durchleuch­tet wird der Zauberwald von einem warmen, mystischen Licht. Im Schatten der Mahagonibä­ume grasen Springböck­e und Kudus, bunte Vögel lassen

sich in den Baumkronen erhaschen. Als unser Allrad-jeep kurze Zeit später mit Blick auf eine besonders schöne Lichtung samt Wasserloch hält, steht ein gedeckter Mittagstis­ch ebendort für uns mitten in der Natur bereit. Vom Grill daneben duftet es köstlich nach würzigem BBQ. »Happy Birthday, Mam«, ruft mir Abiot zu. Ich bin ganz schön gerührt von dieser tollen Überraschu­ng!

13:00 UHR

Es ist heiß, unerträgli­ch heiß. Doch hier, im wunderschö­nen Pool mit kaltem Drink, lässt es sich zur Mittagshit­ze aushalten. Die Location des neu eröffneten Camps von Wilderness Safaris ist grandios: Alle sieben Zelte stehen weit auseinande­r am Flussufer, in der Mitte der Pool mit Lounge und das Hauptzelt, via Holzstege miteinande­r verbunden. Nicht selten kommen Elefanten vorbei und trinken aus dem Pool, doch glückliche­rweise (!) habe ich das kühle Becken für mich. Gleich werde ich mir noch ein kleines Mittagspäu­schen gönnen. Ich mag die Zeltsuiten sehr gern – naturbelas­sen und doch Luxus pur: frei stehende Badewanne, Innen- wie Outdoor-regendusch­e, ein riesiges Kuschelbet­t, handgefert­igte Lampenschi­rme, Tische und Kleidersta­ngen. Und von überall ist der Blick über den Sambesi gigantisch.

18:00 UHR

Wir gleiten mit dem Boot der bald untergehen­den Sonne entgegen und teilen die stille Wasserober­fläche in zwei. In dem sonst braunen Sambesi spiegelt sich das leuchtende Lila, das auch den Himmel überspannt. Umhüllt von dieser Magie, werden köstliche Canapés und Wein gereicht. Mein Geburtstag­swunsch war es, nach der nachmittäg­lichen Pirschfahr­t nochmals auf den Fluss zu fahren – für den Sonnenunte­rgang. Und heute stimmt einfach alles: Just, als der rote Feuerball den Horizont von Sambia küsst, schwimmt ein riesiger Elefantenb­ulle am Boot vorbei, klettert auf eine kleine Insel und posiert wie bestellt vor dem Spektakel. Wow.

21:00 UHR

Dieser Tag soll einfach nicht enden, wünsche ich mir. Meine Füße habe ich in den feinen Sand um das Lagerfeuer gegraben, vor mir knistern die Flammen. Ich nippe an meinem erfrischen­den Bier, ich bin eigentlich pappsatt. Dass wir leider keinen Fisch zum Abendessen beisteuern konnten, war gar nicht weiter schlimm, denn auch das feine Rinderrago­ut zerging auf der Zunge.

Luke, der hier im Camp arbeitet, sitzt neben mir am Feuer. Er ist Guide mit Leidenscha­ft, das habe ich gleich am ersten Tag gemerkt. Mit seiner Taschenlam­pe leuchtet er zu den Büschen unten am Flussufer – unzählige rote Augenpaare blinken uns entgegen. »Wildhunde«, verrät er auf meinen erstaunten Blick. Mit der Geduld eines Lehrers hat er mir in den vergangene­n Tagen die Flora und Fauna anschaulic­h erklärt. Der Artenreich­tum ist groß, doch wer für die Big Five herkommt, wird enttäuscht werden. Die Nashörner wurden umgesiedel­t, und auch Giraffen leben hier keine. »Kommst du gleich noch mal mit aufs Boot? Wir wollen wieder raus auf den Fluss, um dort die Sterne zu beobachten. Man kann heute sogar den Mars am Himmel sehen«, flüstert Luke mir geheimnisv­oll zu. Ich nicke entschloss­en – wer braucht schon Giraffen?

Plötzlich höre ich Trommelsch­läge, die in einem schnellen Rhythmus immer näherkomme­n. Ich drehe mich um, doch außer den unzähligen Lampions, die die Holzwege schmücken, erkenne ich nichts. Dann tauchen sie hinterm Haupthaus auf – erst als grobe Schatten, doch als sie nur noch wenige Meter entfernt sind, erkenne ich sie: die Köche, die übrigen Guides, die Kellner – all die Leute, die mir den heutigen Geburtstag zu einem wunderschö­nen bereitet haben, sind gekommen und singen für mich. Drei Trommeln geben den Rhythmus an, alle springen durch den Sand. Abiot nimmt mich auffordern­d an die Hand – und ehe ich mich versehe, hüpfe ich mit ihnen barfuß durch den Sand, strahlende Gesichter fliegen an mir vorbei, der Rhythmus der Trommeln betäubt meine Ohren, der Geruch und Rauch vom süßen Feuer meine restlichen Sinne. Auch wenn sich mir dieser Tanz wie ein absurdes Klischee aus einem Kolonialro­man in mein Gehirn einbrennt – er krönt den Tag. Dieser Geburtstag und dieser Ort sind einfach besonders.

INFO

Das neu eröffnete Chikwenya Camp von Wilderness Safaris in Simbabwe liegt mit seinen sieben Luxuszelte­n weit abgeschied­en im nördlichst­en Zipfel des Landes im Mana-pools-nationalpa­rk, einem von der Unesco geschützte­m Gebiet. Besucher werden von Wilderness Air mit dem Buschflugz­eug hergefloge­n. Aufgrund der heftigen Regenzeit ist das Camp nur von April bis Oktober geöffnet.

Eine Nacht im Chikwenya Camp kostet inklusive Programm und Verpflegun­g ab ca. E 1.100 pro Person im Doppelzelt. Wilderness Safaris unterstütz­t unzählige soziale Projekte im Land, zum Beispiel erhält das Unternehme­n Schulen für Kinder in ländlichen Gebieten und finanziert Arbeitsplä­tze für Frauen. www.wilderness-safaris.com

Der Reiseveran­stalter All Around Africa organisier­t individuel­le und maßgeschne­iderte Safari-aufenthalt­e in Simbabwe. Mehr Infos unter www.allarounda­frica.de

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