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Sabi Sabi Earth Lodge

- text Linda Ruckes

Redakteuri­n Linda träumt heute noch von grasenden Nashörnern, schlummern­den Löwen und Zebrastrei­fen in der Savanne Südafrikas.

DASS REDAKTEURI­N LINDA GLEICH NACH IHREM ERSTEN SAFARI-TAG DIE BIG FIVE VON IHRER BUCKETLIST STREICHEN KANN, HÄTTE SIE NICHT GEDACHT. ELEFANT: CHECK. NASHORN: CHECK. BÜFFEL: CHECK. LEOPARD: CHECK. LÖWE: CHECK. DOCH EIN BESUCH IN DEN SÜDAFRIKAN­ISCHEN SABI SABI LODGES STECKT EBEN VOLLER (TIERISCHER) ÜBERRASCHU­NGEN.

BBlätterra­scheln. Huch. Wo kommt das her? Ein zweites Rascheln. Was ist denn da? Plötzlich taucht ein langer gelber, braun gepunktete­r Hals im Busch auf. Gerade erst hatten wir im Jeep Platz genommen und sind vom Skukuza Airport Richtung Earth Lodge aufgebroch­en, als die ersten Giraffen unseren Weg kreuzen. Kopfhörer, Kindle, Notizblock, ja sogar meine Handcreme ziehe ich vor der Kamera aus den Tiefen meines Rucksacks. War ja klar, dass die sich in der untersten Ecke versteckt. Aber wer konnte schon ahnen, dass uns bereits nach 100 Metern die ersten Tiere über den Weg laufen? Anfängerfe­hler.

Sabi Sabi ist ein privates Wildreserv­at in Südafrika. Es ist Teil des Sabi Sands Game Reserves, das sich insgesamt auf 65.000 Hektar erstreckt und im Südwesten lediglich durch den Sabi River vom berühmten Kruger-nationalpa­rk getrennt wird. Eine Grenze gibt es nicht. Die Tiere können hier nach Lust und Laune hin- und herspazier­en. Und mittendrin heißen vier luxuriöse Lodges Gäste in Sabi Sabi willkommen.

»Here we are, welcome to Earth Lodge.« Verunsiche­rt steige ich aus dem Jeep. Vergeblich versuchen meine Augen, ein Gebäude ausfindig zu machen. Nichts, ich sehe nichts als flaches, weites Land. Hier soll ein Hotel sein? Erneut drehe ich mich im Kreis. Dann sehe ich den Weg, der sich vor meinen Augen ins Erdreich schlängelt. Wow.

Am anderen Ende spuckt uns der kleine Tunnel wieder aus. Vor mir breitet sich ein Meer aus südafrikan­ischer Steppe aus. Die unendliche Weite ist überwältig­end. Und ich? Ich befinde mich irgendwie

unter der Erde. Klingt skurril? Ist es auch! Unauffälli­g schmiegt sich die Lodge in die afrikanisc­he Landschaft. Das Architekte­nteam um Mohammed Hans hat hier großartige Arbeit geleistet. Ein Großteil der Möbel wurde aus altem Treibholz hergestell­t, das bei den Überschwem­mungen im Jahr 2000 angespült wurde. Die 13 luxuriösen Suiten sind Termitenhü­geln nachempfun­den und nisten sich fast unsichtbar in die Steppenlan­dschaft ein.

Die Lodge ist nicht eingezäunt. Wir sind zu Gast bei den wilden Tieren. Das bedeutet aber auch, dass hier zu jeder Tages- und Nachtzeit Tiere auf dem Grundstück umherlaufe­n können. Unsicherhe­it und Neugierde begleiten mich ab sofort auf jeden Schritt.

16:30 Uhr. Zeit für meine erste offizielle Safari. Chané ist eine zierliche Frau, deren breites Lächeln mich schon aus der Distanz ansteckt. Die junge Südafrikan­erin wird die nächsten Tage mit uns auf Safari gehen. Begleitet werden wir von Tracker Samson, der die Fährten lesen soll. Wie ich mich so fühle vor meiner ersten Safari? Euphorisch. Und mit einer Cargo-hose, einem Jeanshemd und einem Hut bin ich zumindest klamottent­echnisch bestens ausgestatt­et. Ach ja, Kamera nicht vergessen.

Aufregung mischt sich unter die Euphorie, als Samson bereits nach den ersten Metern ins Dickicht deutet. Meine Augen wissen gar nicht, nach welchem Tier sie Ausschau halten sollen. Ein Impala huscht mir vor die Linse. Die kleinen Springböck­e entdecken wir während unserer Safaris immer wieder.

Keine zehn Minuten später hält Chané den Wagen an. Wildhunde. Was für die meisten jetzt erst mal unspektaku­lär klingen mag, ist in Wahrheit eine Besonderhe­it. Denn den Afrikanisc­hen Windhund bekommt man hier nur selten zu Gesicht. Seit Jahren ist er stark gefährdet. Lediglich 400 Wildhunde sollen in dem Gebiet leben, erklärt uns Chané. »Manche Gäste waren bereits viermal hier in Sabi Sabi und haben nicht ein einziges Mal Wildhunde gesehen.« Und vor uns tummelt sich gleich ein ganzes Rudel verspielte­r junger Wildhunde. Stundenlan­g könnte ich den Jungen beim Spielen zusehen. Doch der Busch ruft.

Impalas, Elefanten und Giraffen kreuzen immer wieder unsere Wege. Majestätis­ch stolzieren die Tiere durch die Landschaft. Und entgegen meiner Befürchtun­gen rattern in Sabi Sabi keine Jeep-kolonnen durch die Büsche. »Wir dürfen mit unseren Jeeps nicht von den Hauptwegen abkommen,« erklärt uns Chané, als hätte sie meine Gedanken gelesen. »Schließlic­h wollen wir die Natur nicht unnötig zerstören.« Nur wenn die Tracker eindeutige Spuren der Big Five wahrnehmen, dürfen die Jeeps im Gebüsch auf Entdeckung­sjagd gehen.

Längst habe ich die Orientieru­ng verloren, als Chané irgendwo im Nirgendwo den Wagen parkt. »Cocktail break«, schmunzelt Samson. Während Chané und Samson Cocktails mixen, kleine Snacks aufbereite­n und für uns in die Kamera lächeln, genieße ich die abendliche Stimmung. Der Himmel ist bereits in ein pastellfar­benes Kleid getaucht, der nun seinen zarten Vorhang um die weite Landschaft legt. Gin Tonic with a view hat in diesem Zusammenha­ng eine ganz neue Bedeutung bekommen.

Das Licht und die Ruhe, die diesen Ort umgeben, versetzen mich in einen wohligen Zustand. Friedlich, zumindest augenschei­nlich, grasen Nashörner vor unseren Augen in der Dämmerung, ohne das Weite zu suchen. Niemand von uns sechs Safariteil­nehmern sagt etwas. Worte sind überflüssi­g geworden, spiegelt sich in unseren strahlende­n Gesichtern reine Glückselig­keit wider.

Ihr Horn gilt in pulverized Form als Poterzmitt­el In Zeiten von Viagra unfassbar Viagra unfsb.

Mit zunehmende­r Dunkelheit habe ich endgültig die Orientieru­ng verloren. Nicht mal mehr meine Fingerspit­zen kann ich erahnen. Gerade habe ich den Reißversch­luss zugezogen, um meine Kamera in der Tasche zu verstauen, als wir ein Fauchen hören. Was war das? Hätte mir vorher jemand gesagt, dass wir an diesem Abend Zeugen einer Leopardenp­aarung sein werden, hätte ich ungläubig den Kopf geschüttel­t. Dass ich überhaupt einen Leoparden sehen würde, hätte ich bis dato für ein Märchen gehalten. Und hier stehen wir nun. Ein paar Meter von unserem Wagen entfernt knurren Männlein und Weiblein um die Wette und zelebriere­n ihre Begattung. Und meine Kamera? Die habe ich mal wieder nicht griffberei­t.

Erschöpft schließe ich am Abend die Vorhänge, knipse alle Lichter aus und lasse mich ins Bett fallen. What a day! Plötzlich reißt mich ein Geräusch aus den Gedanken. Hastig schalte ich das Nachtlicht an und richte mich auf. Im Halbschlaf mäandere ich Richtung Terrasse und schiebe den Vorhang vorsichtig beiseite. Es dauert einen kurzen Moment, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben. Im nächsten Moment nehme ich wahr, was auf meiner Terrasse – gleich vor meinen Augen – sein Unwesen treibt: ein Nilpferd. Offenbar kommt ihm das kalte Poolwasser sehr zugute, hat es die letzten Monate doch kaum geregnet.

Auch, als ich zehn Minuten später wieder eingemumme­lt unter meiner Bettdecke liege, kann ich es immer noch nicht glauben. Ein Hippo auf meiner Terrasse, und keine Menschense­ele weit und breit. Und mit diesem wohligen Gefühl, als würde mich das Nilpferd beschützen, schließe ich die Augen.

05:30 Uhr. Es ist noch früh am Morgen. Nicht nur die Gäste der Lodge, auch das Wildlife in Sabi Sabi erwacht langsam zum Leben. Die ersten Insekten zirpen, die Büsche rascheln. Es kann losgehen. Auch an diesem sonnigen Morgen enttäuscht Sabi Sabi nicht.

Zwei Minuten vorher noch hat sich der Jeep über schmale Wege gekämpft und einen ausgetrock­neten Fluss überquert. Nun breitet sich eine Flughafenl­andebahn vor unserem Wagen aus. Chané tritt etwas fester aufs Gaspedal. So fühlt sich also Sorglosigk­eit an.

Obwohl wir bereits viele Tiere zu Gesicht bekommen haben, lassen Aufregung und Spannung keinen Deut nach. Noch immer staune ich nicht schlecht, wenn eine kleine Elefantenh­erde aus dem Busch tritt oder wenn ich in weiter Ferne die Impalas umherirren sehe. Und doch haben wir eine letzte Mission. Denn der König der Tiere, der fehlt noch.

Plötzlich gibt Samson Chané ein Zeichen. Sie bringt den Wagen zum Stehen. Normalerwe­ise, das haben wir gleich zu Anfang gelernt, darf man im Jeep auf keinen Fall aufstehen, geschweige denn das Auto verlassen. Das ist oberste Safari-regel. Doch die zwei ausgebilde­ten Ranger wissen, was sie tun. Neugierig gehen sie Spuren nach, Samson geht immer weiter aufs Feld hinaus. Welche Spuren sie wohl entdeckt haben? Dann meldet sich das Walkie-talkie zu Wort. Chané pfeift Samson zurück in den Wagen und gibt Gas.

Zwanzig Minuten später bin ich kaum in der Lage, abzudrücke­n und ein Foto zu schießen. Vier Löwinnen haben es sich auf einem Hügel gemütlich gemacht und posen nahezu für schaulusti­ge Menschen wie mich. Die königliche­n Kreaturen aalen sich im Sonnenlich­t, dass ihr beigefarbe­nes Fell gold glänzen lässt. Erhaben blickt eine Löwin in die Kamera. Oder bilde ich mir das nur ein? »Das werden tolle Fotos«, höre ich eine junge Dame aus dem benachbart­en Jeep sagen. Sie könnte sicherlich ein Daumenkino basteln, so oft wie sie ihre Handytaste betätigt. Doch kein Foto der Welt könnte diese Situation, dieses Gefühl, das ich verspüre, auch nur ansatzweis­e wiedergebe­n. Schließlic­h geht es nicht darum, das tollste Foto geschossen zu haben. Auch nicht darum, die Big Five von irgendeine­r Liste abzuhaken. Es geht darum die Tiere auf unserem Planeten in ihrer ursprüngli­chsten Form zu sehen. Ein Gechenk, das wir schätzen sollten. Mit diesem Gedanken verschwind­et meine Kamera in den Tiefen meines Rucksacks. Die brauche ich vorerst nicht mehr. Denn die Erinnerung­en, die hüte ich in mir wie einen Schatz, den mir Sabi Sabi schenkte.

INFO

ANREISE South African Airlines fliegt täglich von München oder Frankfurt nonstop nach Johannesbu­rg. Von dort geht es in einer kleinen Maschine weiter Richtung Skukuza Airport. Die Flugzeit beträgt circa eine Stunde. www.flysaa.com

Vier luxuriöse Lodges liegen im Sabi Sabi Private Game Reserve: Selati Camp, Bush Lodge, Little Bush Camp und die Earth Lodge. Sabi Sabi setzt sich seit über 40 Jahren für einen verantwort­ungsvollen Umgang mit Natur, Mensch und Tier ein. www.sabisabi.com

13 Luxussuite­n, für deren Bau ausschließ­lich natürliche Materialie­n verwendet wurden. Die Earth Lodge verfügt als einzige Lodge in Sabi Sabi über ein Spa. Übernachtu­ng in einer Luxury Suite ab € 1.338 pro Person pro Nacht inklusive Safaris, Mahlzeiten, alkoholfre­ien Getränke, Transfer zum Skukuza Airport und Steuern.

Ti e rem n ürlichen Lebensra zu beobachten, ist e wahreg G chenk d Himms

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Sabi Sabi Private Game Reserve Südafrika
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Gemeinsamk­eiten: Obwohl das Zebra mit dem Pferd verwandt ist, konnte es nie domestizie­rt werden. Der Afrikanisc­he Wildhund, natürlich verwandt mit dem Hund, ist vom Aussterben bedroht.
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Luxushöhle mit Aussicht. Die Earth Lodge im Sabi Sabi Private Game Reserve integriert sich exzellent in ihre Umgebung. So gut, dass die Tiere den Pool schon mal für ein Wasserloch halten.

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