Editorial
Ich bin ein Reisetrottel. Über viele Jahre trage ich nun diese Gewissheit in mir, und was noch schlimmer für die Umwelt ist, ich lebe und erlebe sie auch. Viel zu oft, nach meinem Geschmack. Ein kleiner Schwank aus meiner Trottelkiste gefällig?
Hier meine Top 5 der Schusseligkeit.
1 In Athen angekommen, bereit, um einzuschiffen, stelle ich fest: Ich habe weder Reisepass noch Personalausweis dabei. Mit viel Glück verlief die Luxuskreuzfahrt doch nicht ohne mich.
2 Handtaschen-malheur Nummer eins. Wer mit Handgepäck reist, hat beide Hände voll. Und ich finde es fürchterlich, wie ein Packesel über Flughäfen und Bahnhöfe zu streifen. Mir sind das auch zu viele Möglichkeiten, wo ich mein Geld, mein Telefon oder mein Ticket verstauen kann. Das hat meist zur Folge, dass ich viel zu lange suchen muss. Hier habe ich nach langem Suchen meiner Boardingkarte die Handtasche nicht wieder verschlossen. Bin durchs Gate, Treppe runter, zum Flugzeug gelaufen, Treppe hoch. Irgendwo da bin ich hängen geblieben. Auf jeden Fall hat meine Handtasche einen aufregenden Stunt die Treppe abwärts gemacht und dabei den gesamten Inhalt verloren. Leider so, dass die Gefahr bestand, dass meine Mitpassagiere über Kugelschreiber oder Lippenstifte stolpern konnten.
3 Handtaschen-malheur Nummer zwei. Winter bedeutet, neben den vielen Gepäckstücken auch reichlich Kleidung dabei oder am Leib zu tragen. Und meist wird einem dann auch gerne heiß. Also muss ein Getränk her. An der Kasse stelle ich fest, dass sich mein neuer, sehr voluminöser Schal in der Verzahnung meines Reißverschlusses der Handtasche verfangen hat. Natürlich wurde mein Einkauf vom Kassierer schon gescannt. Die Tasche ließ sich nicht mehr öffnen. Eine Schere musste her, der Schal musste gestutzt werden, die Handtasche wurde gewaltsam aufgerissen. Trotz des vollen Körpereinsatzes hat sich hinter mir leider eine Menschenschlange gebildet. Durstig dank Daunenjacken.
4 Aus mancher dieser Situationen gehe ich jedoch weitaus wissender hinaus in die Welt. Beispielsweise was ein Reisender tun muss, wenn er vergisst, sein Gepäck vom Band zu holen, um stattdessen wie in Trance aus dem Sicherheitsbereich, am Zoll vorbei, zum Ausgang zu laufen. Und erst dort bemerkt, dass irgendwas fehlt.
5 Hotelbegegnungen der kuriosen Art. Nachdem meine Freundin und ich in einem Restaurant neben Bill Gates gespeist und dabei das ein oder andere Gläschen Wein getrunken hatten, klopfte es am späten Nachmittag an unserer Zimmertür. Zumindest dachten wir das. Und wir dachten auch, es läge vielleicht daran, dass wir gesungen haben und sich ein Gast über den Lautstärkepegel beschweren wollte. Ich öffnete die Tür – unser Zimmer war übrigens direkt gegenüber vom Fahrstuhl – und ich sah, wie Johnny Depp vor unserer Tür stand und wartete. Vor Schreck habe ich die Tür wieder zugeworfen. In das fragende Gesicht meiner Freundin gestarrt und ihr in Agentenmanier den Codenamen Jack Sparrow zugeraunt. Das Lustigste jedoch war, dass Johnny Depp unsere Tür für die Fahrstuhltür hielt und darauf wartete, dass sie sich öffnete. Ich glaube, er hatte auch ein Mittagessen am Tisch neben Bill Gates und das ein oder andere Gläschen Wein zu viel.