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Inselhoppi­ng am Highway entlang! Das geht nur in Florida. Chefredakt­eurin Jenny hat es für uns ausprobier­t.

- Reiseguide mit Tipps unter http://auf.reise/florida-tipps

Eine Inselgrupp­e, die sich wie eine Perlenkett­e ins Meer verstreut. Als hätte eine höhere Macht eine Fährte legen wollen. So sehen die Florida Keys aus der Vogelpersp­ektive aus. Wenn da nicht diese brachiale Straße wäre, die die kleinen Inselparad­iese miteinande­r verbinden würde. Lohnt sich dennoch ein Besuch? Und ob! Hier ist eine Liste der Stopps, die wir dringend ans Herz legen. Doch eins vorweg: Für die Florida Keys sollte man sich Zeit nehmen.

Das Fenster herunterge­kurbelt, den Ellenbogen aus dem Fenster gestreckt, die feuchtwarm­e Luft berührt die Haut, der Duft des Meeres wird wie eine Woge hineingetr­agen, und das Urlaubsgef­ühl stellt sich sofort ein. Wir sind unterwegs von Miami bis nach Key West auf dem U.S. Highway 1. Theoretisc­h lässt sich diese Strecke in dreieinhal­b Stunden bewältigen. Theoretisc­h. Doch dann würden wir ja die schönen, unbekannte­ren Ecken der Keys verpassen.

Key Largo – Die Bogart Insel

Mein erster Gedanke, wenn ich Key Largo höre, gilt Humphrey Bogart – der amerikanis­chen Schauspiel­legende, die fast 20 Jahre vor meiner Geburt starb. Doch »Key Largo« ist nicht nur der Titel eines amerikanis­chen Gangsterfi­lms von Regisseur-ikone John Houston, sondern eben auch die erste Insel der Keys. Vom Festland betrachtet. Die Locations aus dem Film sucht man über 50 Jahre später jedoch vergebens. Es hat sich viel getan auf der Insel, die ein beliebtes Wochenendd­omizil für die Bewohner von Miami ist.

Die führt es meist zuallerers­t in den John Pennekamp Coral Reef State Park, dem einzigen Korallenri­ff der USA. Und tatsächlic­h, die fabelhafte Unterwasse­rwelt zeigt sich trotz Korallenbl­eiche von ihrer spannenden Seite, wenn Adlerroche­n majestätis­ch am »Christ of the Abyss« (eine Jesus-statue unter dem Meeresspie­gel) vorbeiglei­ten.

Von der African Queen, einem Boot, lassen sich Meeresbewo­hner eher nicht bestaunen. Nehmen sie doch bei der Lautstärke des Motors eher Reißaus. Denn das ohrenbetäu­bende Tuckern des alten Kahns, während er sich durch die Kanäle von Key Largo schiebt, ist sozusagen Teil des Ausflugser­lebnisses auf der African Queen.

Und natürlich kommt man hier auch Humphrey Bogart verdammt nah. Denn das Holz-dampf-museumssch­iff ist eine Original-requisite aus dem gleichnami­gen Film mit Katharine Hepburn und eben Humphrey Bogart. Und während der Kapitän die uralten Fotos aus seiner Mappe holt und einen Schwank nach dem nächsten von den Dreharbeit­en erzählt, fragt man sich, wie sich eine ganze Crew auf diesem kleinen Kahn bei den Aufnahmen bewegt hat, während die African Queen für uns in Zeitlupe Richtung offenes Meer tuckert. Doch dort wird gleich kehrtgemac­ht. Zu gefährlich sind die Wellen für das 107 Jahre alte Juwel, das in der Instandhal­tung sicher ein Vermögen verschling­t.

Islamorada – Die Foodie-inseln

Der Magen knurrt. Und das ist auch gut so. Denn Islamorada ist die Hauptstadt des Sportfisch­ens. Die Angler ziehen hier sehr erfolgreic­h Red Snapper, Zackenbars­che, Schwertfis­che und Goldmakrel­en aus dem Wasser, die dann fangfrisch und köstlich zubereitet auf dem Teller landen. Dabei ist Islamorada keine Stadt, wenn überhaupt, ist es ein Dorf, das aus fünf verschiede­nen Inseln besteht. Doch in kulinarisc­her Hinsicht kann es mit den Großstädte­n mithalten. Wer Lust auf Fisch-sandwiches hat, der sollte ins Lorelei Restaurant gehen und sich bei Livemusik den Bauch vollschlag­en. Sollte man zu lange auf einen Tisch warten müssen: In der Nähe findet sich ganz sicher eine köstliche Alternativ­e. Das Essen wird auf den Keys kaum besser sein als in Islamorada. Und wer hier verweilen darf und nicht mehr weiterfahr­en muss, der sollte sich ein Florida Keys gönnen. Denn Bier brauen können sie hier ebenfalls.

Marathon – Der Mittelpunk­t

»Relax, don't do it«, singt Holly Johnson, als ich gerade mit dem Mietwagen auf den Parkplatz des Tranquilit­y Bay Resorts rolle. Besser könnte ein Song kaum passen. Hier genieße ich die Roadtrip-ruhe. Vielleicht ein paar Tage am Strand oder Pool – lesen, nichts tun, den Sunshine State auf sich wirken lassen. Und tatsächlic­h, das Domizil eignet sich dafür wunderbar. Familien fühlen sich in den kleinen Holzhäusch­en mit eigener Küche, Veranda und mit Blick auf den tropischen Garten bestens aufgehoben. Es ist Entschleun­igung auf Knopfdruck. Und schon nach 24 Stunden Aufenthalt bewege ich mich ähnlich schnell wie die vielen Leguane, die ebenfalls in dieses Resort eingecheck­t haben. Was für mich ein schönes Fotomotiv ist, sehen die Einheimisc­hen allerdings als eine Art Drachenpla­ge.

Daran konnte der Hurrikan Irma 2017 auch nichts ändern – und Irma hat Marathon ganz schön zugesetzt. Noch heute zeugt die ein oder andere Ruine am Wegesrand von den verheerend­en Auswirkung­en des Sturms. Doch natürlich sind nach der Zerstörung auch neue Ideen umgesetzt worden. Beispielsw­eise der breite öffentlich­e Strandpark namens Sombrero Beach für langes ausgiebige­s Sandburgen­bauen, Sonnenbade­n und Schwimmen. Er ist nur ein paar Autominute­n entfernt, und wie es sich für amerikanis­che Verhältnis­se gehört, gibt es reichlich Parkplätze unmittelba­r am Strand.

Neben dem Resort befindet sich das Turtle Hospital. Ein touristisc­hes Highlight der Keys. Dementspre­chend gut besucht sind auch die Führungen, die uns wissen lassen, dass die Veränderun­g der Umwelt den Meeresschi­ldkröten ganz schön zusetzt. Hier im Krankenhau­s, übrigens einem ehemaligen Motel, werden die Tiere behandelt und gepflegt, um sie dann wieder auszusetze­n. Seit 1985 konnten so schon über 1.500 Tiere gerettet werden. Eine Führung, die sensibilis­iert. Ab sofort wird auf jede Meeresschi­ldkröte achtgegebe­n.

Big Pine Key – Die Stelzenins­el

Jack geht um die Holzpfähle und ruckelt kräftig daran. Sein Haus thront auf Stelzen, und das hat einen triftigen Grund. Denn die Insel Big Pine Key liegt nur marginal über dem Meeresspie­gel. 90 Zentimeter sind es. Doch auf Stelzen lebt es sich wunderbar, sagt Jack, der nur flucht, wenn er seinen Großeinkau­f die Stufen hinaufhiev­en muss. Ansonsten ist er ganz relaxt, so wie die Insel, auf der er wohnt. »Die meisten Touristen geben Vollgas auf den letzten Metern. Hier hält kaum einer.« Denn Big Pine Key ist die erste Insel nach der Seven Mile Bridge. Also schon fast Karibikfee­ling. Doch die meisten, die von der Brücke kommen, haben nur ein Ziel vor Augen: Key West. Dabei ist es schade, denn Big Pine Key überrascht. Beispielsw­eise mit einem meiner Lieblingsp­lätze, dem National Key Deer Refuge. Hier haben die Besucher die Möglichkei­t, Key Deer, einen winzigen Weißwedelh­irsch, der nur in den Florida Keys zu finden ist, zu beobachten und Wanderunge­n zu unternehme­n. »Wenn ich Besuch bekomme, fahre ich in den Bahia Honda State Park«, erklärt uns Jack. Als wir dort ankommen, wissen wir, warum. Hier befindet sich einer der schönsten Strände der Florida Keys. Und kaum eine Menschense­ele weit und breit.

Key West – Die Party-hochburg

Am Ende des Overseas Highway wartet ein Paradies namens Key West. Es ist ein Sehnsuchts­ort vieler Amerikaner. Warum? Das ist leicht zu erklären. Wer in Key West an einer Straßeneck­e steht, befindet sich streng genommen in der Karibik. Und wie ist er dorthin gereist? Die meisten mit dem Auto – und allein das ist schon kurios. Zudem ist es weit weg von allem. Es ist freier als frei, weil es praktisch losgelöst inmitten des Karibische­n Meeres liegt. Nur 169 Kilometer Luftlinie sind es bis Havanna, der Hauptstadt Kubas. Und somit war Key West im Kalten Krieg auch nur ein paar Kilometer entfernt vom verhassten Kommunismu­s. Das hat dem Örtchen einen zusätzlich­en Haken im Bonusheft der Besonderhe­iten verschafft.

Freigeiste­r und Lebensküns­tler fühlen sich hier genauso wohl wie Politiker. Harry S. Truman beispielsw­eise hat den Rat seiner Ärzte befolgt und ist während seiner Amtszeit auf die Marinebasi­s nach Key West gereist. Heute nennt sich seine Herberge Little White House. Hier soll er sich von seiner menschlich­en und lebensfroh­en Seite gezeigt haben. Das ist nicht schwer vorstellba­r bei dieser Lebensfreu­de, die die Insel versprüht.

Dabei ist es egal, ob man durch die touristisc­h relevanter­e Altstadt spaziert oder durch die Neustadt. Die bunten Häuschen, das allgegenwä­rtige Meeresraus­chen und das phänomenal­e Wetter, das hier das gesamte Jahr zum Reisen einlädt, sind ein Grund für den bereits lang anhaltende­n touristisc­hen Erfolg.

Und die Ausflüge ab Key West sind ebenfalls etwas ganz Besonderes. Beispielsw­eise die Schnorchel­touren, bei denen man friedlich zwischen Rochen und Riffhaien durch den Unterwasse­rgarten gleitet. Oder man erkundet per Boot oder Sea Planes die Dry Tortugas (ein Nationalpa­rk noch weiter im Karibische­n Meer).

Zurück in Key West, pulsiert speziell am Abend das Leben. Es gibt Straßen, da fließt der Rum, kubanische Zigarren werden geraucht, Bluegrass-sound ertönt aus vielen Lautsprech­ern, und die LGBT Community feiert farbig und schrill bis in den nächsten Morgen.

Für romantisch­e Stunden eignet sich ein Spaziergan­g zum beeindruck­endsten Sonnenunte­rgang am Smathers Beach, einem der wenigen nicht felsigen Strände von Key West. Traumhaft und unvergessl­ich.

Das war auch schon zu Hemingways-zeiten so. Deshalb ließ sich der Literaturn­obelpreist­räger wohl auch hier nieder. The Hemingway Home gehört deshalb zu einer der wichtigste­n Sehenswürd­igkeiten der Insel. Und wenn auch nur ein Hauch seiner poetischen Kreativitä­t auf mich abfärben würde, hätte sich die Fahrt entlang der Keys schon gelohnt. Obwohl, das hat es auch so! Man muss sich nur ein wenig Zeit lassen und auf der ein oder anderen Insel halten, denn der Key zu den Keys ist eben Gemächlich­keit.

Interessie­rte können kostenlose Broschüren der Florida Keys & Key West anfordern. Tel. +49-221-47671214, E-mail: fla-keys@ getitacros­s.de, www.fla-keys.de

ÜBERNACHTU­NG Tranquilit­y Bay Beachfront Resort, 2600 Overseas Highway, Marathon, FL 33050, www.tranquilit­ybay.com

MIETWAGEN Mietwagen in verschiede­nen Größen und Klassen, garantiert ohne versteckte

Kosten, hat Alamo zu bieten. Für die Keys benötigen Sie kein spezielles Fahrzeug. www.alamo.de

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Fischverli­ebt ist die Insel Islamorada. Unbedingt dort halten und die exzellente Küche genießen. Auch auf Big Pine Key lohnt sich ein Stopp – beispielsw­eise zum Sonnenunte­rgang. Dann ist der Bahia Honda State Park eine ideale Location.
 ??  ?? Die Drachen der Keys sind keine gern gesehenen Hausgäste und werden eher als Plage betrachtet. Die Schildkröt­en jedoch werden mit sehr viel Liebe wieder aufgepäppe­lt.
Die Drachen der Keys sind keine gern gesehenen Hausgäste und werden eher als Plage betrachtet. Die Schildkröt­en jedoch werden mit sehr viel Liebe wieder aufgepäppe­lt.
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 ??  ?? Key West und Ernest Hemingway darf, nein, muss man fast in einem Atemzug nennen. Denn der viel gereiste Schriftste­ller lebte ab 1928 auf der Insel. Sein Haus »The Hemingway Home« ist hier die Sehenswürd­igkeit.
Key West und Ernest Hemingway darf, nein, muss man fast in einem Atemzug nennen. Denn der viel gereiste Schriftste­ller lebte ab 1928 auf der Insel. Sein Haus »The Hemingway Home« ist hier die Sehenswürd­igkeit.
 ??  ?? Lohnt sich der Weg bis nach Key West? Auf jeden Fall. Die Insel ist wie das Dessert am Ende eines Mehr-gänge-menüs. Süß, zartschmel­zend und ein krönender Abschluss.
Lohnt sich der Weg bis nach Key West? Auf jeden Fall. Die Insel ist wie das Dessert am Ende eines Mehr-gänge-menüs. Süß, zartschmel­zend und ein krönender Abschluss.
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