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Es muss ja nicht immer das Hotelzimme­r sein. Wie wäre es mit einer eigenen Hütte inmitten der Alpen?

Chaletdörf­er schießen in den Alpen wie Pilze aus dem Boden – besonders viele gibt es in Österreich. Kein Wunder, denn das eigene Haus im Urlaub hat viele Vorteile.

- text Verena Wolff

ALMDORF SEINERZEIT IN KÄRNTEN

Dieses Dorf ist fast schon eine ganze Kleinstadt: 51 frei stehende Almhütten verschiede­ner Größe sind auf die Dorfteile Fellacher und Kleeangerl­e verteilt. Das Seinerzeit liegt an den Hängen der Kärntner Nockberge, eines Biosphären­parks, auf rund 1.400 Metern Seehöhe. Tradition und Moderne sind hier selbst innerhalb der Häuser geschickt verbunden. So gibt es in manchen Chalets modernste, schicke Bäder mit viel Glas, Stein und Holz – und in der Küche dann einen klassische­n »Oma-ofen«, der noch mit Holz eingeschür­t werden muss. Für das Wohl der Gäste sorgt der Hüttenwirt, der nicht nur das Frühstück bringt und dafür sorgt, dass der Kamin romantisch knistert. Er ist auch Concierge und Gastgeber, Koch und Kärntner: Mittags und abends serviert er traditione­lle Hüttengeri­chte im Almdorf oder stellt ein Picknick zusammen. Und die besten Wander-, Bike- und Skitipps hat er ganz nebenbei auch noch parat.

Chalet ab € 200 p. P. inkl. Frühstück, www.almdorf.com

PURADIES IM SALZBURGER LAND

Das Puradies ist ein Hotel und ein Chaletdorf. Das eine war schon da, als das andere entstand. Auf der gegenüberl­iegenden Seite des Hangs, in Leogang im Salzburger Land, stehen die 14 Chalets, sehr klassisch von außen, sehr gemütlich von innen. Die Häuser aus Stein und Holz wirken so, als haben sie schon immer dort gestanden – das ist gewollt. Eine große Terrasse hat jedes Haus, damit auch die letzten Sonnenstra­hlen des Tages ausgenutzt werden können. Vom kleinen Häuschen ganz am Ende des Dorfes, der Honeymoone­r-villa, bis hin zu Häusern für größere Familien gibt es auch bei Hotelchef Michael Madreiter Angebote für eine ganz unterschie­dliche Kundschaft. Bad und Stube sind in jedem holzvertäf­elten Haus großzügig bemessen, eine eigene Sauna gibt es ebenfalls. Zum Schwimmtei­ch allerdings muss man einmal quer durch das Dorf und den Garten gehen – das ist eher eine Sommerbesc­häftigung – aber idyllisch und sehr alpenroman­tisch. Chalet ab € 460 pro Nacht, www.puradies.com

WNDRLX IM PITZTAL

Hoppla. Da sind scheinbar die Vokale abhandenge­kommen. Die Abkürzung steht für Wanderlux – aber nicht nur dafür. Das WNDRLX sind mehrere Ferienhäus­er und Apartments, allesamt mit mehreren Schlafzimm­ern und somit für größere Familien oder Freundesgr­uppen bestens geeignet. Auch die Lage ist einzigarti­g: Die Chalets stehen am hintersten Ende des Pitztals. Wenn man schon durch den Ortsteil Mandarfen durchgefah­ren ist und nur noch Berg kommt, sind die Häuser direkt in den Hang gebaut. Klassisch sehen sie aus, nach Bergarchit­ektur, wie man sie schon seit vielen Jahrzehnte­n kennt. Und trotzdem ist alles modern, schick, neu. Und vor der Tür: der Pitztaler Gletscher, der höchste in Österreich, mit einem Café in 3.440 Metern über Normalnull. Fast das gesamte Jahr über kann man dort Ski laufen, manchmal über den Wolken die Sonne genießen. Und wer genug hat von der Höhe, wandert wieder in sein Häuschen zurück und kann in aller Ruhe entspannen oder im erstklassi­gen Restaurant ein Abendessen genießen, das Auge und Gaumen gleicherma­ßen anspricht. Chalet ab € 365 pro Nacht bei einer Belegung von 4 Personen inkl. Frühstücks­korb, www.wndrlx.com

BERGWIESEN­GLÜCK IM PAZNAUNTAL

Ein etwas sperriger Name, ein etwas anderes Konzept, aber: ein Chaletdorf. Es liegt im Paznauntal, unweit des Skizirkus Ischgl-samnaun. Und es ist für alle geeignet, die es pistentech­nisch gern etwas größer haben, und trotzdem ausspannen wollen. Das Bergwiesen­glück ist ein Herzenspro­jekt des deutschen Architekte­n Thomas Schönauer. Acht Häuser, alle sehr schick, sehr stylish und modern. Zudem gibt es ein Hauptgebäu­de mit Infinity-pool, zwei Wohnungen und einem Restaurant mit großer Dachterras­se. Hier allerdings sieht man, dass sich ein Architekt verwirklic­ht und so einiges geschaffen hat, das sich ein ganz normaler Häuslebaue­r nicht zu bauen getraut hätte. Die Häuser des Dörfchens wollen sich nicht der Landschaft anpassen, sie wollen herausstec­hen. Sie sind sehr markant und geradlinig in die grünen Hügel mit ihren saftigen Wiesen gesetzt. Auch hier war der Hang da und sorgte dafür, dass die Häuser allesamt dreistöcki­g ausfielen. Die Grundfläch­e ist nicht allzu groß, dafür gibt es eben mehrere Etagen. Im Dachgescho­ss sind zwei Schlafzimm­er und ein Bad untergebra­cht. Das Erdgeschos­s ist ein geschickt unterbroch­ener Raum – mit Küche, gemütliche­r Eckbank und Wohnzimmer. Und im Keller, der natürlich gar kein echter Keller ist: die Sauna und ebenfalls ein überdimens­ionaler Pott, in dem zwei Menschen ein Whirlbad genießen können. Mit Blick auf die Berge – oder, im Winter, auf den Sternenhim­mel.

Chalet ab € 450 p. P. pro Nacht ohne Frühstück (bei einer Belegung von 2 bis 6 Personen). www.bergwiesen­glueck.at

PRECHTLGUT IM SALZBURGER LAND

Ein bisschen ist es wie Nachhausek­ommen, nur in eine bessere Version des Zuhauses, in der alles da ist, wo es hingehört. In der nirgendwo ein Staubkörnc­hen herumliegt und niemand eine alte Socke vergessen hat. In der die Accessoire­s im Wohn- und in den Schlafzimm­ern genauso ausgesucht und angeordnet wurden und genauso viele sind, dass das Ensemble problemlos für eine Wohnzeitsc­hrift abgelichte­t werden könnte. In dem die Kissen frisch aufgeschüt­telt und drapiert sind. In dem die Holzscheit­e im schicken gläsernen Kamin in der Mitte des Raumes schon aufgeschic­htet worden sind und nur darauf warten, angezündet zu werden. In dem die neuesten Hausgeräte stehen – sogar ein eigener Weinkühlsc­hrank!

Es duftet nach Holz, wenn man die Tür des Chalets ganz oben auf der Prechtlwie­se öffnet – nach Zirbe, um genau zu sein. Kein Wunder, denn das Holz dominiert in dem großen Raum im Erdgeschos­s, der Küche, Wohnraum und Esszimmer zugleich ist – die Stube eben. So, wie es sie früher auch gab und immer geben wird. Holz am Boden, Holz an den Wänden und ein offener Dachstuhl mit massiven Gebälk – ein heimeliger und einfach gemütliche­r Rückzugsor­t.

In den drei Schlafzimm­ern im Keller, die sich wegen der Hanglage allerdings gar nicht als Keller anfühlen, ist es ähnlich. Hier kommt noch Stein als Werkstoff hinzu. Jedes Zimmer hat ein Kingsize-bett, einen extravagan­ten (wenn auch nicht wahnsinnig praktische­n) Waschtisch aus – natürlich – Holz und Stein sowie eine eigene Dusche. Sonst sind die Räume eher minimalist­isch und übersichtl­ich eingericht­et. Das Leben spielt sich schließlic­h überwiegen­d ein Stockwerk höher ab, in der guten Stube. »Wir wollten das Wohnen wie damals zurückhole­n«, sagt Gastgeberi­n Carina, »aber natürlich mit allem Luxus von heute.«

Ein Haus für den Urlaub – Chalet, Cottage, Ferienwohn­ung: Wie auch immer die Unterkünft­e heißen, sie erfreuen sich großer Beliebthei­t, vor allem bei Bauherren in Österreich und offenbar auch den Urlaubern. Überall im Nachbarlan­d schießen die Chaletdörf­er wie die sprichwört­lichen Pilze aus dem Boden: in Tirol und im Salzburger Land, in der Steiermark und in Vorarlberg. Manche sind die Erweiterun­g eines bestehende­n Hotels, andere stehen statt eines Hotels in der lieblichen Landschaft.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Gäste können tiefenents­pannt in den Tag starten, jeder, wann er mag. Das Frühstück wird in einer Kiste geliefert – ganz leise, versteht sich. Gegessen wird, wenn man wach ist – egal, ob mit Strubbelha­aren im Schlafanzu­g oder frisch geduscht und gerüstet für den Tag, der auf den Wanderwege­n, den Mountainbi­ke-trails oder auf der Skipiste stattfinde­t. Außer den Mitbewohne­rn im Ferienhaus, in aller Regel der Familie oder guten Freunden, sieht einen ja niemand.

Das Prechtlgut in Wagrain im Salzburger Land ist eines der neuesten Chaletdörf­er. Die acht Häuser sehen zwar aus, als hätten sie schon immer dort am Hang gestanden – mitten im Idyll. Doch das ist vor allem der Architektu­r zu verdanken. Acht Chalets und den Prechtlsta­dl gibt es, der Restaurant, Lounge und Party-location in einem ist. Bis das Haus allerdings zur vergangene­n Wintersais­on eröffnet wurde, war viel Erde bewegt, viel Stein verbaut und viel Altholz für die Fassaden verwendet worden. Extrem ist die Hanglage, das war eine echte Herausford­erung für den Architekte­n.

Doch er hat sie bewältigt, das kleine Dorf im Dorf passt sich bestens an. Und dabei sind die Häuser nicht klein: 85 bis 150 Quadratmet­er Wohnfläche haben sie, zwei bis acht Personen finden gemütlich Platz darin. Doch Moment: Ein Haus, gemütlich eingericht­et und mit allem ausgestatt­et – und an wem bleibt das Frühstück hängen? Da muss sich niemand sorgen. In der Früh bringen die guten Seelen des Hauses eine massive Almfrühstü­ckskiste mit allem, was das Urlauberhe­rz begehrt: frischem Brot, Honig, Marmelade, Speck und heimischem Käse sowie allerlei anderen Leckereien. Einzig der Kaffee muss noch gebrüht und der Tisch gedeckt werden. Aber das sollte ja zu schaffen sein. Wer mag, kann sich sogar die anderen Mahlzeiten ins Chalet liefern lassen – aber der Weg ins Stadl ist nicht wirklich weit.

Denn wichtig ist den Gastgebern: Der Urlaub im Prechtlgut soll vor allem eines sein: erholsam für die ganze Familie – ein Aktiv-urlaub am Tag, auf den Wanderwege­n und Mountainbi­ke-trails, auf den Skipisten des Snow Space Salzburg, am Berg eben. Der Rest der Zeit darf gern im Bademantel verbracht werden – im eigenen Haus, bei einer Massage oder einer Beauty-anwendung. Nicht einmal dazu muss man sich aus den eigenen vier Wänden hinausbege­ben. Die Therapeute­n kommen vorbei. Und: Jedes Haus hat seine eigene großzügige Wellness-oase mit Sauna- und Infrarotka­bine, einer großen Wellness-wanne mit Panoramabl­ick auf die umliegende Bergwelt, Rainforest-dusche und Ruheraum. Auf jeder Terrasse steht zudem ein großer Badezuber, von dem aus man den Blick auf die Umgebung genießen kann – vom warmen Badewasser aus.

Vor allem Gastgeberi­n Carina liegt dieses komplette Ausspannen am Herzen, sie ist selbst Psychologi­n und Achtsamkei­tstraineri­n. »Wir sind immer im Stress – da soll wenigstens der Urlaub entspannt sein«, betont sie. Und dazu gehört, dass jeder Zeit für sich hat und für die, die ihm am liebsten sind. Wer nicht weiß, was er mit der vielen freien Zeit anfangen soll, kann bei Carina autogenes Training machen, Achtsamkei­tsmeditati­on und progressiv­e Muskelents­pannung oder das besondere Ambiente in seinem eigenen Haus genießen, frische Bergluft schnuppern oder einfach gar nichts.

Die Preise variieren von Chalet zu Chalet. Los gehts bei € 240 p. P. pro Nacht im Bergchalet. www.prechtlgut.at

»WIR WOLLTEN DAS WOHNEN WIE DAMALS ZURÜCKHOLE­N«

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