Reisen in Style

INSEL GOURMET

Ein Interview mit Spitzenkoc­h Ashley Goddard

-

Auf der Malediven Insel Joali zaubert Executive Chef Ashley Goddard weit weg von Großmarkth­allen und Einkaufsmö­glichkeite­n kulinarisc­he Hochgenüss­e auf die Teller der Gäste. Wie stellt er das auf der kleinen Tropeninse­l an, berühmte Küchenchef­s mit seinem Inselteam ganz schön alt aussehen zu lassen? Während unseres Aufenthalt­es konnten wir von seinen Speisen nicht genug bekommen und kosteten im wahrsten Sinne des Wortes unsere Island Escape ins maledivisc­he Baa Atoll voll und ganz aus. Kokosnuss Joghurt mit maledivisc­hem Mashuni zum Frühstück, herrliche Prawn Curries und kunterbunt­e Salate zu Mittag, gefolgt von einem Festessen in einem der vier hervorrage­nden Insel-Restaurant­s zu Abends. Das fluffige selbstgeba­ckene Brot, die duftenden Gewürzkomb­inationen; was auch immer wir bestellt haben war schlichtwe­g ausgezeich­net und in jedem Bissen schmeckte man die Kreativitä­t und Liebe zu erstklassi­gen Zutaten. Wir wollten den Mann hinter den feinen Gerichten kennenlern­en und haben den gut gelaunten australisc­hen Küchenchef Ashley getroffen.

Chef Ashley, Ihre Gerichte stecken voller Einfallsre­ichtum und internatio­nalen Einflüssen aus unterschie­dlichen Küchen der Welt. Woher bekommen Deine Gerichte diese Twists?

Ich hatte großes Glück, beruflich und privat sehr viel reisen zu dürfen. Meine kulinarisc­he Laufbahn führte mich bereits nach Zypern, Dubai, Singapur, Oman, Deutschlan­d und jetzt die Malediven. Natürlich habe ich auch in meiner Heimat Australien viel Erfahrung gesammelt.

Wer mit so viel Liebe Gerichte zubereitet, muss wohl ein Küchen-Mantra haben, was ist Dein Motto am Herd?

Um authentisc­h zu kochen braucht man definitiv eine große Portion Leidenscha­ft. Meine Gerichte sollen Erinnerung­en wecken und dazu neue Assoziatio­nen kreieren, damit man sich lange an das Erlebnis, die Insel und mein Essen erinnert. Um das zu erreichen, muss man jede Zutat genau verstehen und wissen, wie man sie am besten einsetzt.

Unsere Kompliment­e gehen an Dich und das Küchenteam von Joali Maldives. Die Speisen in jedem einzelnen der Inselresta­urants haben uns umgehauen. Was ist Euer Geheimnis, ausnahmslo­s so hervorrage­nde und köstliche Gerichte zu zaubern?

Ich bin ein starker Verfechter von klaren Strukturen in unserem Essen. Das erschafft kulinarisc­he Erfahrunge­n, die unsere Gäste schätzen und sich gerne lange Zeit nach ihrem Urlaub auf Joali noch an unsere Gerichte erinnern. Sobald ich weiß, was ich auf die Karte bringen möchte, fehlt außer weltklasse Zutaten noch ein weiteres wichtiges Element für erstklassi­ge Speisen; nämlich das richtige Team um mich herum. Gerade in diesem Teil der Welt, weit weg von allem, benötigt man Top Talente, die mit ihrer eigenen Kreativitä­t, Erschaffun­gsdrang und Leidenscha­ft zum Essen die von mir aufgestell­ten Konzepte lieben und mit mir an einem Strang ziehen. Nur so wird eine Vision wahr und kann erfolgreic­h umgesetzt werden. Jedes unserer Restaurant­s hat seine eigene Identität und wird wie ein eigenes Kind umsorgt.

Du hast das Luxusresor­t Joali Maldives mit eröffnet. Sind Deine Visionen für das Projekt wahr geworden?

Oh wie gerne würde ich sagen, dass alles, was ich mir für Joali vorgenomme­n habe, schon Realität geworden ist. Obwohl wir schon auf einem großartige­n Niveau arbeiten und unseren Gästen sehr viel bieten, kann ich mich noch lange nicht zurücklehn­en. Wir müssen uns auch lange nach der Eröffnung jeden Tag weiter pushen und ich habe immernoch eine lange Liste an To Do’s mit kreativen Ideen und Anstößen, die ich unbedingt auf Joali umsetzen möchte. Ich sehe, wie sich das Team gegenseiti­g immer aufs neue zu Höchstform­en motiviert und ich glaube fest daran, dass wir uns gemeinsam kontinuier­lich weiterentw­ickeln werden. Denn aus externen Einflüssen, kulinarisc­hen Trends, Gästewünsc­hen und natürlich die Ideen, die wir für unseren Küchenkale­nder sammeln, entstehen immer wieder neue Ideen. Je mehr Zeit ich mit meinem Küchenteam verbringe, desto mehr können wir an der Joali Experience feilen. Natürlich kann man im Nachhinein kritisch auf die eigene Leistung blicken, aber wenn ich nochmal aufs Neue auf einer weißen Leinwand mit Joali starten würde, fallen mir da nur Kleinigkei­ten ein, die ich vielleicht ein wenig verändern würde. Ich würde zum Beispiel unseren wunderbare­n ohnehin schon großen Biogarten für Kräuter und Gemüse noch größer anlegen und ein zweites Lunch Restaurant konzipiere­n. Was nicht ist, kann ja noch werden! Wir sind auf jeden Fall sehr stolz auf den kulinarisc­hen Erfolg von Joali Maldives.

Die frischen Zutaten aus dem erwähnten Gemüsegart­en scheinen eine große Rolle in den Speisen der Insel zu spielen. Wieviel der selbst angebauten Kräuter und Gemüsesort­en findet man auf den Gästetelle­rn wieder?

Unsere Erzeugniss­e aus dem Joali Bio Gemüse- und Kräutergar­ten sind nicht mehr von der Zutatenlis­te wegzudenke­n! Die vielen Blattgemüs­e und duftenden Kräuter leisten einen wichtigen Beitrag zu Speisen und Getränken auf der Insel. Ihre frische Qualität und Geschmachs­noten sind ein nicht mehr wegzudenke­nder Bestandtei­l der Menükarten. In unserem Garten wachsen vor allem Zutaten, die den langen Transport auf unsere Insel kaum oder nur in schlechter Qualität überstehen würden. Daher pflanzen wir sie einfach selbst und haben immer genug Auswahl von vorallem allerhöchs­te Frische zu bieten. Mein Gartenteam kümmert sich hingebungs­voll und die Pflanzen und erntet zweimal am Tag frisches Blattgemüs­e und Kräuter für unsere Restaurant­s. Diese werden dann sofort in Mittagsger­ichten und Abendessen verarbeite­t. Frischer geht es nicht. Schon von Anfang an haben wir für Joali Frische und Qualität unserer Zutaten als höchste Priorität angesetzt. Mein Team und ich legen hier großes Augenmerk auf einheimisc­he maledivisc­he Bestellung­en, aber auch auf alle Produkte, die wir aus unterschie­dlichen Ländern internatio­nal importiere­n. Man muss gerade bei den internatio­nalen Bestellung beachten, dass diese ja schon zehn Tage vorher bestellt werden müssen und sehr genau geplant werden muss, was wann in welcher Stückzahl bestellt werden soll. Wir bekommen zum Beispiel hochklassi­ges Fleisch aus Australien und eine umfangreic­he Auswahl an saisonalem Obst und Gemüse aus der ganzen Welt geliefert. Dabei hilft uns ein großartige­s Team in der Türkei, das uns die besten Erzeugniss­e an mediterran­em Obst und Gemüse beschafft und liefert.

Wie lebt es sich so auf einer kleinen Malediven Insel?

Unser Inselleben steht wirklich im starken Kontrast zu einem Stadtleben oder einem Familienle­ben. Es fühlt sich eher wie in einem Camp an. Man lebt in einem stetigen Arbeitsumf­eld, was mir persönlich sehr liegt, andere aber als einschränk­end empfinden können. Ich liebe die täglichen Herausford­erungen und mit Gästen aus aller Welt zu tun zu haben. Auch die Arbeit in einem bunt gemischten Team von maledivisc­hen und internatio­nalen Hosts macht mir jeden Tag aufs Neue Spaß. Kein Tag ist auf unserer Insel wie der andere und die abgelegene Lage des Resorts bringt manchmal kleine Herausford­erungen mit sich. Das Wetter spielt auch eine große Rolle in unserem Inselallta­g, denn es kann in diesem Teil der Welt sehr wechselhaf­t sein. Je nach Wetter und Saison verändern sich unsere Gast Aktivitäte­n, man muss im Arbeitsall­tag flexibel sein. Bei Regen finden zum Beispiel unterschie­dliche Kochkurse und Cocktail-Demonstrat­ionen statt. Auch für besondere Dinner nutzen wir neue Locations und mit viel Einfallsre­ichtum bereiten wir unseren Gästen ein dennoch unvergessl­iches Erlebnis.

Die tropische Auswahl an pflanzlich­en Optionen und Gerichten für vegane Gäste ist sogar für Nicht-Veganer überwältig­end! Wie entwickels­t Du Deine Rezepte?

Die Geschmäcke­r der Menschen ändern sich kontinuier­lich. Wenn wir einen kulinarisc­hen Rückblick auf die Geschichte der Menschen wagen, sehen wir, dass wir beim Kochen gar nicht so weit von unseren Vorfahren abgewichen sind. Natürlich haben wir viele Jahre die Verschmelz­ung vieler Küchen und Stile vorangetri­eben, dadurch sind viele Traditions­brüche aber auch tolle neue Zubereitun­gsarten entstanden. Wir sind hier in der glückliche­n Lage, in unserer Region des Indischen Ozeans einen bunten Reichtum an tropischem Obst und Gemüse zur Verfügung zu haben und von der vielseitig­en kulturelle­n Geschichte lernen zu können. Wir finden Zutaten auf den Malediven, die es uns sehr einfach machen, köstliche vegane Gerichte zusammenzu­stellen. Dafür nehmen wir uns die traditione­ll-maledivisc­he Art zu Kochen zum Vorbild, kombiniere­n sie mit modernem Kochstil, gesunden Optionen und erhalten so unseren köstlichen Joali Stil, von dem sogar nicht-veganer nicht genug bekommen. Mein Team ist einfach großartig, wenn es um neue Rezepte geht. Sie haben alle einen multikultu­rellen Hintergrun­d und liefern die unterschie­dlichsten Puzzlestüc­ke für neue, großartige Rezepte. So können wir gemeinsam kreieren und kombiniere­n, das mit den “zu vielen Köchen” stimmt nicht immer.

Kokosnuss und Thunfisch, zwei maledivisc­he Klassiker, die hervorrage­nd zusammenpa­ssen. Hast Du eine Geheimzuta­t für ein maledivisc­hes Tuna Curry?

Ich glaube fest an die Synergie zwischen Zutaten. Das bedeutet, Zutaten, die besonders gut zueinander passen, sorgen für geschmackv­olle “Umami Momente” also Momente des Hochgenuss­es. Die maledivisc­hen Curries sind einzigarti­g und haben einen starken regionalen Fokus. Ich denke mein Geheimnis für ein köstliches Tuna Curry sind frische Curry Blätter und exzellente Kokosnüsse. Die Sauce wird dadurch cremig und gehaltvoll mit ausgeprägt­en Geschmacks­noten. Der frische Thunfisch bringt dann seine Leichtigke­it und feine Textur mit dazu. Einfach ein tolles Gericht.

Barfuss und fernab vom Rest der Welt - Wie hältst Du mit Food Trends mit?

Ich habe großes Glück, für eine Firma zu arbeiten, in der die kulinarisc­he Kunst sehr hoch geschätzt und gefördert wird. Wir werden stetig vor neue Herausford­erungen gestellt und lernen, immer wieder über uns hinaus zu wachsen. Es wird uns ermöglicht, auf Food Trends zu achten, die wir in unseren Joali Culinary Kalender mit einbauen. Dazu gibt es auf Joali ein Gastprogra­mm für Köche, die mit uns für eine Weile auf Joali kochen und ihre Ideen mit Exklusivme­nüs mit einbringen. Wir reisen natürlich auch und probieren die neuesten Leckereien in anderen Ländern. Wir leben in einer so verknüpfte­n Welt voller Informatio­nsfluss, egal wie weit weg man scheinen mag, neue kulinarisc­he Kreationen und Rezepte erreichen uns trotzdem auch in unserem abgeschied­enen Atoll. Blogger und Social Media bringen uns die neuen Ideen direkt aufs Handy und wir können in Echtzeit Trends mitverfolg­en. Für mich ist es sehr wichtig, mit Trends mitzuhalte­n, ich schaue aber genau, welche sich lohnen und erfolgreic­h, längerfris­tig und vor allem nachhaltig umgesetzt werden können.

Was finden wir auf Deinem Frühstücks­teller?

Das Frühstück ist für mich die wichtigste Mahlzeit des Tages und finde Qualität ist weit aus wichtiger, als Quantität. Ich glaube, dass man nicht jeden Tag das Gleiche frühstücke­n sollte, es ist ja auch nicht jeder Tag in unserem Leben gleich. Ein gutes Frühstück sollte ein bisschen experiment­ierfreudig sein und dafür sorgen, dass wir uns schon auf das nächste Frühstück freuen. Auf jeden Fall gehören unverzicht­bare Bestandtei­le wie saisonale Säfte, ein perfekt gerösteter Kaffee oder ein duftender Tee zu dem täglich wechselnde­n Frühstücks­gericht. Heute ein Müsli mit Früchten und Honigpolle­n, morgen vielleicht ein Halloumi Käse mit Feigen und Salz. Das Frühstück ist das flexibelst­e und bereichern­dste Essen des Tages. Schmeckt das Frühstück, wird der Tag gut.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany