Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

FRANK KAMEIER UND CHRISTOPH LANGE „Zu hohe Abgas-Werte am Flughafen“

-

Professor Kameier, Sie messen unter anderem den Schadstoff­gehalt der Luft rund um den Düsseldorf­er Flughafen. Was ist das Ergebnis? KAMEIER Im Jahr 2009 haben wir mit den privaten Messungen der Luft in dem Bereich auf eigene Kosten begonnen. Später haben wir die Zahl der Messstelle­n auf 20 erhöht. Unsere bisherige Erkenntnis ist – stark vereinfach­t – dass die gemessenen Werte des Gases Stickstoff­dioxid rund um den Flughafen deutlich über dem Grenzwert liegen. Wir haben Werte von 40 bis 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft festgestel­lt. Ab 40 besteht bereits akuter Handlungsb­edarf, ab 32 müssen Messungen durchgefüh­rt werden. Welche Gefahr geht davon aus? KAMEIER Stickstoff­dioxid kann man nicht riechen. Es gilt als krebserreg­end und belastet die menschlich­en Atemwege, insbesonde­re die Lunge. Das hat übrigens nichts mit der erhöhten Feinstaubb­elastung zu tun. Aber im Bereich des Flughafens befindet sich die viel befahrene Bundesstra­ße B8 und die Autobahn A44. LANGE Autobahnen und Schnellstr­aßen gibt es im Ballungsra­um Düsseldorf und an der Rheinschie­ne an vielen Stellen. Und doch werden nicht so hohe Werte gemessen. KAMEIER Wir haben ein konkretes Schadstoff­gefälle ausgehend vom Flughafen gemessen. So haben wir im Dezember 2012 an einer Mess-

Technik-Professor Frank Kameier will ermittelt haben, dass Werte des giftigen Gases Stickstoff­dioxid am Flughafen die Grenzwerte überschrei­ten. Jetzt spricht er zusammen mit dem Chef der Fluglärm-Gegner, Christoph Lange, über die Folgen.

LANGE Der Flughafen hat es versäumt, seine Infrastruk­tur so auszubauen, dass die Flugzeuge an den Halteposit­ionen per Strom aus der Steckdose versorgt werden. Stattdesse­n laufen in jedem Jet Hilfstrieb­werke zur Versorgung des Flugzeugs mit Strom, etwa für die Klimaanlag­e. Das ist absolut vermeidbar. In den USA sind Steckdosen für Jets weit verbreitet. Auch in Düsseldorf etwa werden Binnenschi­ffe seit Jahren per Kabel mit Energie versorgt, um Lärm und Belastunge­n für Anwohner zu reduzieren. Aber der Flughafen bekommt das mal wieder nicht hin. Nicht alle Jets aber stehen unmittelba­r an einem Flughafeng­ebäude... LANGE Insgesamt ist die zu häufige Rangierere­i der Flugzeuge aus eigener Kraft ein Problem, dass neben Lärm eben auch unnötig giftige Abgase produziert. KAMEIER Man könnte auch darüber nachdenken, die Flugzeuge am Boden mit umweltfreu­ndlicheren Schleppern zu bewegen, vielleicht sogar vor Ort emissionsf­rei mit elektrisch­en Antrieben. Gibt es zu viel Flugverkeh­r? LANGE Fest steht: Je mehr Stau es auf dem Vorfeld gibt, desto länger stehen die Jets mit laufenden Triebwerke­n rum und verpesten unsere Luft. THORSTEN BREITKOPF FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Newspapers in German

Newspapers from Germany