Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
13 000 Familien fliehen aus Tripolis
In Libyen herrscht Chaos. Die Nachbarländer wollen das Land vor dem Zerfall retten.
TRIPOLIS/KAIRO (dpa) Angesichts der chaotischen Zustände in Libyen hat Ägypten den Vereinten Nationen einen Plan vorgelegt, der das Land vor dem Zerfall retten soll. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sei ein entsprechendes Papier zugeleitet worden, teilte das ägyptische Außenministerium gestern mit. Kairos Vorschlag sieht neben einer Waffenruhe weitere Schritte zur Stabilisierung Libyens vor, die von allen Nachbarländern überwacht werden sollen.
Libyen erlebt derzeit die schlimmste Gewalt seit dem Ende der Herrschaft von Langzeitherrscher Muammar al Gaddafi im Jahr 2011. An mehreren Orten des Landes bekämpfen sich rivalisierende Milizen. Dabei handelt es sich um ehemalige Revolutionsbrigaden, die am Sturz Gaddafis beteiligt waren und danach ihre Waffen behalten haben. Nach Angaben der Regionalverwaltung sind seit Mitte Juli knapp 13000 Familien aus der Hauptstadt geflohen. Auch viele Diplomaten haben das Land verlassen.
Am Wochenende hatten islamistische Kräfte nach wochenlangen blutigen Kämpfen den völlig zerstörten Flughafen von Tripolis eingenommen. Islamistische Milizen zogen danach marodierend durch die Hauptstadt. Dabei zündeten sie unter anderem das Haus von Regierungschef Abdullah al Thinni an.
Ägyptens Außenminister Samih Schukri sagte in Kairo, seine Regierung wolle auch militärische Ausrüstung und Berater nach Libyen schicken. Er wies einen Bericht der „New York Times“zurück, wonach Kampfjets aus Ägypten gemeinsamen mit Flugzeugen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten die Islamisten in Libyen bombardiert hätten. In der vergangenen Woche hatten Kampfflugzeuge unbekannter Herkunft Stellungen von Islamisten im Osten des Landes angegriffen.
In Libyen war zu Wochenbeginn ein offener Machtkampf zwischen dem alten und dem neuen Parlament entbrannt. Der seit rund drei Wochen abgelöste Nationalkongress hatte daraufhin seine Arbeit einfach wieder aufgenommen und die Regierung für abgesetzt erklärt, obwohl Anfang August ein neu gewähltes Abgeordnetenhaus zusammengetreten war.