Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Borussia ist nur noch einen Schritt von der Europa League entfernt

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N

MÖNCHENGLA­DBACH Wer in Erfahrung bringen will, für wie attraktiv die Europa League bei teilnehmen­den Fußball-Bundesligi­sten angesehen wird, der erhält unterschie­dliche Antworten. Da sind diejenigen Vereine, die im früheren Uefa-Cup vor allem einen Wettbewerb sehen, in dem sie weit weniger verdienen als in der Champions League und in dem Fans nicht mal dann in Massen zu einem Heimspiel kommen, wenn man Karten verschenkt. Es sind Klubs wie der VfB Stuttgart, dessen Sportdirek­tor Fredi Bobic schon mal klagte, selbst als Achtelfina­list blieben am Ende nur zwei, drei Millionen Euro übrig. Oder Bayer Leverkusen, das in einem K.o.-Spiel gegen Benfica Lissabon schon mal Stammspiel­er schonte, weil das folgende Ligaspiel gegen Augsburg für wichtiger erachtet wurde.

Es gibt aber auch Klubs, die fühlen sich in der Europa League pudelwohl. Wie Hannover in den Jahren 2011 bis 2013. Oder wie Borussia Mönchengla­dbach. Seinen ersten Auftritt vor zwei Jahren verbinden der Erstligist mit stimmungsv­ollen Auftritten, lukrativen Zusatzeinn­ahmen und Duellen mit klangvolle­n Gegnern. Auf Spieler wie auf Fans übt die Europa League einen ganz besonderen Reiz aus. „In Gladbachs Historie gehörte der Europapoka­l zunächst immer dazu. Dann gab es eine lange Durststrec­ke, und vor zwei Jahren haben wir es dann endlich mal wieder geschafft, dabei zu sein. Diesen Schwung aus Duellen gegen namhafte Gegner haben wir alle mitgenomme­n. Für uns ist es ein dankbarer Wettbewerb. Wir nehmen ihn sehr, sehr gerne an“, sagt Verteidige­r Tony Jantschke.

Heute Abend (20.45 Uhr) wollen sich seine Teamkolleg­en und er erneut für die Gruppenpha­se qualifizie­ren. Die Voraussetz­ung vor dem Rückspiel gegen den FK Sarajevo ist

„Es ist wichtig, dass man in Europa

wieder von Gladbach spricht“

Lucien Favre

Trainer Borussia Mönchengla­dbach

nach dem 3:2 aus dem Hinspiel äußerst günstig – bei allem Respekt vor den Bosniern. „Wir wollen den Sack zumachen. Wir sind der Bundesligi­st, und wir haben eine sehr gute Ausgangspo­sition“, sagt Jantschke. 44 000 Zuschauer könnten es heute im Borussia-Park werden – Stadt und Umland sind schon längst wieder im Europapoka­l-Fieber.

Ein Weiterkomm­en ist für Borussia von entscheide­nder Bedeutung. Schließlic­h ist der Kader im Sommer personell erweitert worden, um auf die Dreifachbe­lastung aus Europacup, DFB-Pokal und Ligaalltag vorbereite­t zu sein. „Dann nur zweimal gegen Sarajevo zu spielen, wäre enttäusche­nd“, sagte Weltmeiste­r Christoph Kramer. Die neue Saison soll für die Truppe von Trainer Lucien Favre den nächsten Entwicklun­gsschritt mit sich bringen. Der lautet, sich in den angenehmer­en Gefilden der Tabelle zu behaupten und den Spagat einer ambitionie­rten Runde auf internatio­naler Bühne zu stemmen. „Die Mannschaft muss sich peu à peu stabilisie­ren in der Bundesliga. Es ist sehr gut, dass Borussia wieder zurück ist im internatio­nalen Fußball. Es ist wichtig, dass man in Europa wieder von Gladbach spricht“, sagt Favre. Als Borussia vor zwei Jahren europäisch spielte, war es nach den Abgängen von Marco Reus, Roman Neustädter und Dante eine Umbruchsai­son, die auf Rang acht endete. Diesmal will man sich gereifter präsentier­en.

In der Tat legen die drei Pflichtspi­ele dieser Spielzeit nahe, dass Borussia den Tanz auf drei Hochzeiten stemmen kann. Der Konkurrenz­kampf ist dermaßen hoch, dass ein Patrick Herrmann, zuletzt Startelfsp­ieler in allen 34 Ligaspiele­n, auf der Bank saß, und Kapitän Filip Daems nicht mal mehr im Kader stand. Max Kruse wird das Hauen und Stechen heute noch nicht bereichern. Nach seiner Harnleiter-OP ist der Stürmer zwar im Training, aber noch keine Option. „Er hat am Montag erstmals wieder mit der Mannschaft trainiert. Das ist für mich zu früh“, sagte Favre. Die neue Breite im Kader erlaubt ihm diese Geduld.

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