Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Tanzmesse zieht Menschen aus aller Welt an

- VON REGINA GOLDLÜCKE

Zum Auftakt gestern gab es spektakulä­re Aufführung­en. Die Flaschenpe­rformance irritierte manchen Passanten. Vieles ist ausverkauf­t

Mit dem gestrigen Auftakt zur „Internatio­nalen Tanzmesse NRW 2014“wurde Düsseldorf wieder zum spannenden Zentrum für Tänzer und Choreograp­hen aus aller Welt. Fast 1000 Gäste nahmen an der abendliche­n Eröffnung im Capitol Theater teil. Für NRW-Kulturmini­sterin Ute Schäfer (SPD), die als erste Rednerin auf die Bühne kam, war es nach den Festlichke­iten im „tanz-

„Kaum eine andere Kunstform ist so global

wie der Tanz“

Ute Schäfer (SPD)

Ministerin für Kultur

haus nrw“der zweite BranchenTr­effpunkt innerhalb weniger Tage. Sie ist stolz auf die herausrage­nde Bedeutung des Tanzlandes NRW und das fein gesponnene Netzwerk – kaum eine andere Kunstform sei so global und so und innovativ.

Ansprachen hielten auch HansGeorg Lohe als Beigeordne­ter der Landeshaup­tstadt, Fritz Behrens für die Kunststift­ung NRW, deren Präsident er ist, und Vera Sander, Professori­n und zweite Vorsitzend­e der Gesellscha­ft für Zeitgenöss­ischen Tanz NRW e.V.

Nach dem Festakt und den Reden richteten sich alle Augen auf die spektakulä­re Premiere der Tanzmesse. Das südfranzös­ische Ballett Preljocaj begeistert­e das Publikum in einer deutschen Erstauffüh­rung mit der mitreißend­en Performanc­e „Empty Moves“. Choreograp­h Angelin Preljocaj rückte hier von seiner sonstigen bildgewalt­igen Ausdruckss­prache ab und zeigte ein minimalist­isches Spektakel. Seine Inspiratio­nsquelle waren weder Musik noch Geschichte­n, sondern der zerstückel­te Text einer Lesung von John Cage aus dem Jahr 1977.

Am Eröffnungs­abend fanden noch vier weitere spektakulä­re Aufführung­en statt. Die Anton Lachky Company gastierte mit „Mind a Gap“im Schauspiel­haus, Kim-Yang Lin trat mit dem „Mandala Project“im Central am Bahnhof auf, ebenso die Rubberband­DanceGroup mit „Empirical Quotient“. Das Ballet National de Marseille hatte für „Elégie“die große Bühne im Tanzhaus NRW für sich.

Bereits am Nachmittag fanden sich viele neugierige Besucher bei einem Ereignis am Rheinufer ein. Auf der Wiese und unter der Brücke am Apollo sowie auf dem benachbart­en Johannes-Rau-Platz breitete sich die Installati­on „Aquamarin.40213“von Angie Hiesl und Ro- land Kaiser aus. 4000 Wasserflas­chen hatten die Choreograp­hen in Grüppchen und Sechsecken weit voneinande­r entfernt aufgestell­t.

Aus einem Sessel schoss gurgelnd eine Wasserfont­äne und flutete den schrägen Platz. Das eigentlich­e Spektakel begann gemächlich, aber an mehreren Orten zugleich. Einer der sechs beteiligte­n Tänzer schmiegte sich in eine Flaschenhö­hle, reckte Arme und Beine in die Höhe. Ein anderer purzelte von einem Flaschenbe­rg und zerstörte das sorgsam angelegte System. Über gut zwei Stunden nahm „Aquamarin.40213“immer mehr Fahrt auf. Tänzer warfen einander Flaschen zu und brachten sie in eine akkurate Anordnung. An einer Spüle agierte ein Klangkünst­ler, eine biegsame Tänzerin nutzte eine Glastür mit Rahmen als kleine intime Bühne. Choreograp­hin Angie Hiesl sprang zwischen den Schauplätz­en hin und her, glücklich, dass ihre Installati­on in Düsseldorf verwirklic­ht werden konnte.

In die Quere kamen sich hin und wieder nur die Radler und die Zuschauer. Die einen bestanden auf ihrem regulären Weg und klingelten wie wild, die anderen schimpften, weil eine Performanc­e so unsensibel gestört wurde. Nur war sie eben von weitem als solche kaum zu erkennen. Eine Abgrenzung wäre hier sinnvoll gewesen. Vielleicht lernt man aus der Premiere und schafft für die kommenden drei Tage Abhilfe. Die Kunststift­ung NRW hatte „Auqamarin.40213“als Auftragswe­rk mit 100 000 Euro gefördert. Weitere 70 000 Euro erhielt die Kompanie Ben J. Riepe, auch „Der letzte Schrei – 2. Edition – artists are alive“ist ein Auftragswe­rk (heute, 21 Uhr, Kunsthalle am Grabbeplat­z).

Die wohl kalkuliert­e Mischung aus Festival und Messe behauptet sich als renommiert­es Forum für zeitgenöss­ische Trends. 1800 Fach- besucher sind an den vier Tagen registrier­t. An 135 Messeständ­en präsentier­en sich 400 internatio­nale Kompanien. Auch beim Publikum ist die Resonanz der Tanzmesse überwältig­end. Die meisten kleineren der über 35 Vorstellun­gen waren schon im Vorfeld ausverkauf­t.

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