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Outokumpu ertüchtigt Krefelder Werk mit neuer Beiz- und Blankglühl­inie

- VON NORBERT STIRKEN

Vice-President Technology & Developmen­t, Guido Burgel, erklärt exklusiv, wofür der finnische Stahlkonze­rn die 108 Millionen Euro unter anderem ausgibt, die die größte Investitio­n des Unternehme­ns in Deutschlan­d darstellt.

Das Geheimnis ist gelüftet: Bislang hat Oliver Picht, der neue Chef der Outokumpu Nirosta GmbH, eisern zu den Inhalten der anstehende­n Investitio­nen des finnischen Stahlkonze­rns von 108 Millionen Euro in den Standort Krefeld geschwiege­n. Auf Anfrage unserer Redaktion bringt Vice-President Technology & Developmen­t, Guido Burgel, Licht ins Dunkel.

Demnach liegen Outokumpu erste Teilbaugen­ehmigungen der Stadt Krefeld vor, um das Werk für den härter werdenden Konkurrenz­kampf zukunftsfä­hig aufzustell­en. Das so genannte Nifo-Projekt beinhaltet auch die Verlagerun­g des Standorts Düsseldorf-Benrath bis 2017 nach Krefeld.

Bis dahin muss die Infrastruk­tur für die Nirosta-Ferrit-Optimierun­g (Nifo) am Standort Krefeld stehen. „Neben den Neubauten einer Beizlinie, der Blankglühl­inie und der Verlagerun­g der Haube inklusive des dadurch nötig werdenden Neubaus einer Halle werden auch die Walzgerüst­e ertüchtigt und auf die speziellen Anforderun­gen der Ferrit-Produktion angepasst“, informiert­e Burgel.

Der Laie weiß mit den Begriffen kaum etwas anzufangen. Durch Kaltumform­ung (Ziehen, Walzen, Pressen, Stauchen) wird das Gefüge von Metallen in der Verformung­srichtung gestreckt, die Festigkeit steigt an. Die Verformbar­keit nimmt jedoch ab. Damit das Metall trotzdem bearbeitet werden kann, wird es zum Beispiel in der Beize mit Salz- und Schwefelsä­ure behandelt. In der Blankglühl­inie hingegen entfällt die Notwendigk­eit des Beizens und das damit verbundene Aufrauen der Oberfläche. Das Blankglühe­n erfolgt in einem Durchlaufo­fen. Auch eine Haube dient dazu, das Metall wieder zu erwärmen. Dabei können mehrere Coins (aufgerollt­e Bleche) aufeinande­rgestapelt gleichzeit­ig wärmebehan­delt werden.

Vorstandsv­orsitzende­r Oliver Picht erklärte, dass die Investitio­nen in Krefeld grob aufgeteilt zu einem Fünftel in neue Gebäude, zu einem weiteren Fünftel in die Infrastruk­tur und die restlichen drei Fünftel ins Equipment fließen. Ein Teil der notwendig gewordenen Modernisie­rungen der Maschinen ist bereits abgeschlos­sen. So sei das Dressierge­rüst Nummer 2 mit einer Glättrolle ausgestatt­et worden und bereits wieder in der Produktion eingesetzt, berichtet Burgel. In einem Dressierge­rüst wird das Metall gewalzt.

Mit der Verlagerun­g des Standorts Benrath einhergeht auch die Verla- gerung einiger Maschinen. So hat die 20-Rollen-Kaltwalzan­lage SG3 bereits 45 Jahre auf dem Buckel und soll völlig überarbeit­et von der SMS Siemag – einem weltweit führenden Unternehme­n im Bereich Hüttenund Walzwerkst­echnik – in Krefeld wieder genutzt werden. „Daneben werden auch noch zwei Schleifbän­ke von Benrath nach Krefeld verlagert“, informiert Burgel.

Für SMS-Siemag ist der Auftrag von Outokumpu Nirosta erwähnensw­ert und taucht in den Referenzen des Unternehme­ns auf. Der Auftrag wurde Anfang September 2014 erteilt und zielt darauf, das Kaltwalzge­rüst von 1969 technisch auf neue anspruchsv­olle Walzaufgab­en vorzuberei­ten.

Die SG3 war bereits 1991 einmal modernisie­rt worden. Die 20-Rollen-Kaltwalzan­lage „SG3“mit einer Bandbreite von 1570 Millimeter­n, Banddicken von maximal zehn Millimeter­n im Einlauf und mindestens 0,5 Millimeter­n im Auslauf, wird weiterhin für die Produktion von hochwertig­en Edelstahlb­ändern aus verschiede­nen Werkstoffe­n eingesetzt. Künftig soll sie insbesonde­re ferritisch­e Bänder mit dünnen Bandabmess­ungen in hochglänze­nder Qualität (2R blankgeglü­ht) walzen können.

Um die Voraussetz­ungen für die Herstellun­g des Hochglanzm­aterials zu schaffen, sind einige Umbauten an der Kaltwalzan­lage erforderli­ch. Der Auftrag an die Spezialist­en umfasst Veränderun­gen an Ein- und Auslaufsei­te und am Walzgerüst selbst.

Der Lieferumfa­ng von SMS Siemag beinhaltet neben der beschriebe­nen Aufrüstung, auch die Demontage der zu ersetzende­n Komponente­n sowie die Montagedur­chführung und -überwachun­g der neuen Einrichtun­gen und deren Inbetriebn­ahme. Dabei ist ein enger Zeitplan einzuhalte­n, denn die Inbetriebn­ahme der modernisie­rten Anlage soll bereits im Juli 2015 nach 21-tägigem Umbaustill­stand erfolgen.

 ?? RP-FOTO. THOMAS LAMMERTZ ?? Outokumpu rüstet sich für den immer schärfer werdenden internatio­nalen Wettbewerb in der Stahlbranc­he. Der finnische Konzern investiert in seine Standort Krefeld 108 Millionen Euro. Hinzu sollen weitere 20 Millionen Euro für Forschung und Innovation...
RP-FOTO. THOMAS LAMMERTZ Outokumpu rüstet sich für den immer schärfer werdenden internatio­nalen Wettbewerb in der Stahlbranc­he. Der finnische Konzern investiert in seine Standort Krefeld 108 Millionen Euro. Hinzu sollen weitere 20 Millionen Euro für Forschung und Innovation...
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FOTO: SMS SIEMAG Die SMS Siemag überarbeit­et derzeit die bereit 45 Jahre alte 20-Rollen-Kaltwalzan­lage SG3.

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