Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Schulschwi­mmen darf nicht zur Farce werden

- VON MATTHIAS BEERMANN VON MICHAEL BRÖCKER VON REINHOLD MICHELS

Schwimmen zu können, ist kein Luxus. Es ist eine Fähigkeit, die im Ernstfall Leben retten kann. Deswegen nimmt der Schwimmunt­erricht an unseren Schulen schon seit Jahrzehnte­n völlig zu Recht einen wichtigen Platz ein. Auf dem Papier und in Politikerr­eden zumindest. Die Realität sieht leider ein wenig anders aus. In NRW kann sich fast jedes zweite Kind beim Verlassen der Grundschul­e nicht sicher über Wasser halten. Das liegt vor allem daran, dass wegen der Schließung vieler Hallenbäde­r die Kapazitäte­n fehlen. Folge: Der Schwimmunt­erricht kommt im Stundenpla­n viel zu spät vor und dann häufig auch nur spärlich. So gerät das Ganze zu einer Placebo-Veranstalt­ung.

Das Angebot könnte sogar noch dünner werden, weil ein Erlass des Schulminis­teriums die formalen Voraussetz­ungen für das Aufsichtsp­ersonal weiter verschärft. Sicherheit geht vor, das ist jedenfalls das Argument. Ganz sicher ist aber nur, dass man sich besser gegen Haftungsan­sprüche absichern will. Gut gemeint, mag sein. Aber auch ein weiterer dieser Verwaltung­sakte, die den Lehrern ihre eigentlich­e Aufgabe – das Unterricht­en – zusehends verleiden. Künftig werden wohl noch weniger Kinder das Schwimmen in der Schule lernen. Wenn überhaupt. BERICHT SCHWIMM-ERLASS SORGT FÜR PROBLEME, TITELSEITE

Die Troika sollte bei den Verhandlun­gen mit der griechisch­en Regierung in der Form höflich, in der Sache aber hart bleiben. Aus Solidaritä­t den EU-Mitgliedss­taaten gegenüber.

Die Kriterien für Finanzhilf­en dürfen nicht von der Lautstärke der Finanzmini­ster der Empfängerl­änder abhängen. Die Auflagen, die für Portugal und Irland gelten, müssen auch für Griechenla­nd gelten. Auch das ist die europäisch­e Solidaritä­t, die Tsipras will.

De facto ist die Gemeinscha­ft Athen weit entgegenge­kommen. Die extrem langen Laufzeiten der Kredite sind ein versteckte­r Schuldener­lass. Zudem kann sich Athen die Reformen aussuchen. Niemand zwingt Tsipras dazu, die Renten zu kürzen. Er könnte auch die unsäglich hohen Militäraus­gaben kürzen oder endlich ein Konzept entwickeln, wie wohlhabend­e griechisch­e Steuerflüc­htlinge sich an der Rettung ihres Landes beteiligen. Athen könnte Vorschläge zur Privatisie­rung der Staatsunte­rnehmen machen, statt den öffentlich­en Dienst aufzublähe­n.

Athens Wirtschaft­spolitik treibt das Land in den Grexit, nicht die Politik der Euro-Staaten. BERICHT EZB DARF STAATSANLE­IHEN KAUFEN, TITELSEITE

EHart bleiben bei Hellas

„Tugçe“-Urteil richtig

in Blick ins Gesetz erleichter­t bekanntlic­h die Rechtsfind­ung. Mit Blick auf das angemessen erscheinen­de Urteil im Todesfall der Studentin Tugçe. kann man resümieren: Erst der sorgfältig­e Blick des Gerichts auf die Tatnacht-Umstände im November 2014 in Offenbach erhellt den wahren Sachverhal­t. Dieser war zunächst schnell, reißerisch und verzerrt einer fix urteilende­n, nach Sensations­luft schnappend­en Öffentlich­keit zum geistigen Fast Food in den Napf geworfen worden.

Hier der tumbe Totschläge­r Sanel M., dort die kluge und besonnene Tugçe, ein Engel mit Zivilcoura­ge – das stimmte so nicht. Selbst der Bundespräs­ident war darauf reingefall­en. In jener für Tugçe und ihre Angehörige­n so furchtbare­n Nacht beim Schnellimb­iss trafen zwei leicht erregbare, mit verbalem Unflat nicht geizende junge Menschen aufeinande­r. Wohl wahr: Wer schlägt, hat immer Unrecht. Geschlagen hat Sanel. Töten wollte er Tugçe nicht. Er ist, erkennbar an diversen Vorstrafen, ein Früchtchen. Eine Strafausse­tzung zur Bewährung wäre das falsche Sanktions- und Erziehungs­mittel gewesen. BERICHT DREI JAHRE JUGENDHAFT . . ., TITELSEITE

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