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Öko-Enzyklika sorgt schon vorab für Ärger

- VON JULIUS MÜLLER-MEININGEN

Der Vatikan-Journalist, der für die Vorabveröf­fentlichun­g eines Entwurfs des Lehrschrei­bens verantwort­lich sein soll, ist ein bekannter Kritiker von Franziskus. Dem Papst wird vorgeworfe­n, dass er sich zu sehr in die Politik einmische.

ROM Es ist von Sabotage die Rede: Die Vorabveröf­fentlichun­g der Umwelt-Enzyklika von Papst Franziskus sorgt für heftige Diskussion­en. Reaktionär­e Kräfte im Vatikan wollten die mit Spannung erwartete Umwelt-Enzyklika von Papst Franziskus boykottier­en und das Oberhaupt der katholisch­en Kirche schädigen. So wurde teilweise in Rom die Vorabveröf­fentlichun­g des Entwurfs von „Laudato si’“, der 192 Seiten langen lehramtlic­hen Abhandlung über die Erhaltung der Schöpfung von Papst Franziskus, interpreti­ert.

Der Vatikan hat Sandro Magister (71), dem Journalist­en, der die Enzyklika vorab veröffentl­icht hat, die Akkreditie­rung entzogen. Die Online-Publikatio­n des Textentwur­fs und der Bruch der Sperrfrist seien regelwidri­g. Seit 1974 arbeitet Magister mit dem Schwerpunk­t Kirche und Vatikan für das Wochenmaga­zin „L’Espresso“. Er hatte wiederholt kritische Beiträge über Franziskus veröffentl­icht.

Erst morgen soll die endgültige Version der Enzyklika im Vatikan vorgestell­t werden. In dem Entwurf fordert der Papst angesichts von Klimawande­l und Umweltzers­törung nichts weniger als eine weltweite „kulturelle Revolution“. Der Text liest sich in langen Passagen als flüssige Analyse der gegenwärti­gen Lebensbedi­ngungen auf der Erde, gewürzt mit einer starken Prise Wirtschaft­skritik. „Angesichts der welt- weiten Umweltzers­törung will ich mich an jede Person wenden, die auf diesem Planeten wohnt“, heißt es – das Lehrschrei­ben soll offenbar eine autoritäre Einmischun­g in die weltweite Klimaschut­zdebatte sein.

Der Vatikan hatte zuvor wissen lassen, dass die Enzyklika auch ein Beitrag im Vorfeld der Pariser Klimaschut­zkonferenz im Dezember ist. Franziskus beschreibt den Klimawande­l als weitgehend vom Menschen verursacht­es Problem. Zahlreiche wissenscha­ftliche Studien belegten, dass der Großteil der Erderwärmu­ng durch die Emission von Treibhausg­asen verursacht sei. „Die Menschheit muss sich bewusst werden und Lebensstil­e, Produktion und Konsum verändern, um gegen die Erderwärmu­ng zu kämpfen“, heißt es in dem in sechs Kapitel unterteilt­en Entwurf.

Kaum versteckt greift der Papst die Hauptverur­sacher der Erderwärmu­ng an. Zu denken ist an Industrien­ationen und Energiekon­zerne, wenn er schreibt: „In der Zwischenze­it verteidige­n die ökonomisch­en Mächte fortwähren­d das gegenwärti­ge weltweite System von Spekulatio­n und Streben nach finanziell­en Renditen und ignorieren die Wirkung auf menschlich­e Würde und die Umwelt.“

Franziskus ruft Politik, Wirtschaft und die Weltbevölk­erung zur ökologisch­en Umkehr auf. Offen spricht er sich in dem Entwurf gegen den Emissionsr­echte-Handel aus, wie er etwa seit 2005 in der EU praktizier­t

„Die Menschheit muss Lebensstil­e, Produktion und Konsum verändern, um gegen die Erderwär

mung zu kämpfen“

Papst Franziskus

in der Vorabveröf­fentlichun­g

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FOTO: ACTION PRESS Papst Franziskus veröffentl­icht morgen seine Umwelt-Enzyklika.

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