Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Platz 9: „Billie Jean“von Michael Jackson

- VON PHILIPP HOLSTEIN

DÜSSELDORF Wer ihn nicht mehr im Kopf hat, sollte sich den Anfang dieses Lieds noch einmal anhören – er ist grandios. Die Bass Drum klingt, als sei sie mit rotem Samt überzogen worden, und die Snare, als streue jemand Goldstaub auf die Felle. Dann kommt die Bassline, und die ist das beste überhaupt, das ist die unwiderste­hlichste Bassline der 80er Jahre; man hört sie mit dem Solarplexu­s. Viel mehr Elemente braucht dieser raffiniert gebaute Song nicht, die Stimme natürlich noch, aber das war es im Grunde. nen kaum zu erklärende­n Sog, es findet den direkten Weg vom Ohr zum Herzen, und im Video-Clip zum Lied beginnt passenderw­eise alles zu leuchten, was Michael Jackson berührt. König-Midas-Effekt.

Jackson produziert­e die Bassline in dreiwöchig­er Tüftelarbe­it alleine in seinem Heimstudio, Produzent Quincy Jones musste den Gral dann bloß noch auf Hochglanz polieren. So groß wie Michael Jackson damals wird nie wieder ein Popstar werden. Zu diesem Song erfand er den Moonwalk, jenen Tanz, der zu beweisen schien, dass er nicht länger den Gesetzen der Schwerkraf­t unterworfe­n war. Mit diesem Song erreichte er die Spitze des Olymp. Einsam schaute er fortan auf die anderen hinab und betrauerte den immensen Abstand zu ihnen.

Ich lernte das Lied früh durch Freunde meiner Eltern kennen. Sie waren aus dem USA-Urlaub zurückgeke­hrt, hatten ihrem Sohn „Thriller“als Musik-Cassette mitgebrach­t, aber der wollte sie nicht, weil er lieber Helen Schneider hörte. Also fragten sie, ob ich sie vielleicht haben wollte, und ich nahm das Geschenk natürlich gerne an.

Ich war zehn Jahre alt damals, und noch heute bin ich ihrem Sohn dankbar.

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