Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Überzeugen­des Album der Düsseldorf­er Band Er France

- VON THOMAS HAG

Isabelle Frommer und André Tebbe sitzen ganz entspannt im ruhigen Hinterhof des Café Enuma in Bilk. Das Lauteste sind die aufgeregte­n Rufe einiger Kickerspie­ler aus dem Gastraum. Die beiden Musiker, die sich Er France nennen, haben allen Grund zum entspannte­n Herumsitze­n, denn kürzlich haben sie mit „The Great Escape“das wohl überzeugen­dste Album ihrer Bandgeschi­chte vorgelegt. Die begann 2002, als sich Frommer und Tebbe an der Düsseldorf­er Uni kennenlern­ten. Sie war nach einem Deutsch- und Englischst­udium aus Lyon nach Deutschlan­d gekommen, sie sang, spielte Keyboards und schrieb Texte, er spielte Gitarre und schrieb Melodien.

Gemeinsame musikalisc­he Helden wie David Bowie führten 2004 zu einer ersten Veröffentl­ichung. Zwischendu­rch landete der Track „Sing Song Girl“auf dem Soundtrack zum Film Soul Kitchen von Fa- tih Akim. Der verballhor­nte Bandname zieht die Brücke zwischen Frankreich und Deutschlan­d, eines ihrer Alben heißt „Pardon My French, Cherie“eine englische Entschuldi­gung für den Gebrauch unanständi­ger Wörter.

Nun also The Great Escape, an dem zunächst einmal das Cover auffällt, zeigt es doch etwas, das Düsseldorf­er als Wachturm der ehemaligen JVA „Ulmer Höh“identifizi­eren werden. Und ein Name fällt auf. Produziert hat das Album nämlich Bodo Staiger, der in den Achtzigern mit seiner Band Rheingold für New Wave-beeinfluss­ten Elektronik­Sound stand.

Wie kam es zu der Zusammenar­beit? „Bodo hat uns bei einem Konzert in unserem Kiez am Friedenspl­ätzchen gesehen und uns angesproch­en, wir kannten uns vorher gar nicht“, erzählt Tebbe. Die Zusammenar­beit erwies sich als fruchtbar. Staiger hat den treibenden Er France-Sound an einigen Stellen geschickt mit flächigen Syn- thielinien unterlegt, ihm einen poppigen Untergrund verliehen. Damit das Ganze aber auch noch nach Rock klingt, kommen mit Andreas Simon und Janosch Brenneisen Bass und Schlagzeug ins Spiel. Manchmal hat das Ganze etwas von Garbage, aber Namen nennen Er France lieber nicht.

Dafür überrascht Frommer mit einem Geständnis. „Ich schreibe die Songtexte fast nur auf Englisch, ich finde die französisc­he Sprache für Chansons perfekt, aber Rockmu- sik … nein.“Sie meint Rockmusik wie „New Lost Generation“, der Song, der das Album stürmisch eröffnet. Danach gibt es immer wieder subtile Veränderun­gen, die im besten Stück „In a Free Fall (Tears of Joy from Mission Control)“kulminiere­n, wo Frommers Keyboards die Klangfarbe­n dominieren. So wird der 80iger Flair immer wieder erweitert, bis alles zur Einheit wird. Herausgeko­mmen ist das stimmigste Album der Band. Das finden Frommer und Tebbe auch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany