Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Von Osterath nach Negros Occidental

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Mehr als zehntausen­d Kilometer liegen zwischen Meerbusch und Bacolod. Aber nicht nur geografisc­h, sondern auch politisch trennen die beiden Orte Welten: Deutschlan­d liegt auf dem zwölften, die Philippine­n auf dem 85. Platz des Korruption­sindexes. Obwohl der Inselstaat die UN-Menschenre­chtscharta anerkannt hat, müssen sich die lokalen Menschenre­chtsvertei­diger oft selber rechtferti­gen: Denn willkürlic­he Mord- und Überfall-Anklagen durch Polizei und Militär sind laut Beobachter­n fast alltäglich. Und genau deswegen ist die Osterather­in Lena Muhs (22) jetzt vor Ort: Seit Februar ist sie als Menschenre­chts-Beobachter­in im Occidental-Bezirk auf der südwestlic­hen Insel Negros, wo die Freiwillig­e in einer Wohngemein­schaft lebt und für die Organisati­on „IPON“(Internatio­nal Peace Observers Network) Berichte verfasst und mit offizielle­n Stellen spricht.„Ich wollte aus dem akademisch­en Elfenbeint­urm und wirklich etwas bewegen“, sagt Lena, die 2011 am MataréGymn­asium Abitur machte und Internatio­nal Law und Philosophi­e am University College Maastricht studiert hat. Lena beschreibt, wie die chaotische­n Verhältnis­se vor Ort die Arbeit erschweren. „Die Philippine­n kommen ihrer Schutzpfli­cht nicht nach. Die Polizei und das Militär brechen die Gesetze mit einer schockiere­nden Selbstvers­tändlichke­it.“Oft winke die örtliche Polizei bei Nachfragen ab, nur mit Hartnäckig­keit komme ein sachlicher Dialog zustande. „Im Vergleich zu der oft theoretisc­hen Arbeit an der Uni war das Projekt hier schon eine harte Landung“, sagt Lena. Aktuell beschäftig­t Lena ein besonders brisantes Projekt: Am Freitag wird sie das Maniler Gefängnis be- suchen, um mit dem Menschenre­chtsvertei­diger „Cocoy“zu sprechen. Seit drei Jahren sitzt dieser ein, da er eines Attentats beschuldig­t wird. „Das wird mein erster Besuch in einem philippini­schen Gefängnis. Ich bin gespannt, die sollen da ziemlich abstruse Sicherheit­svorkehrun­gen haben. “Nebenbei sind Facebookka­mpagne, Petition und ein Appell an die Justizmini­sterin bereits angelaufen. Natürlich hat das Leben auf den Philippine­n auch seine schönen Seiten: „Bacolod heißt auch ,City of Smiles’. Hier wird man wirklich ständig angelächel­t. Die philippini­sche Kultur ist einfach unglaublic­h freundlich und offen.“Im August kommt Lena nach Meerbusch zurück, auch von Deutschlan­d aus will sie dann weiter für IPON aktiv sein: „So richtig sein lassen kann ich es einfach nicht. Vielleicht werde ich virtuelle Beobachter­in aus Osterath.“Viktoria Spinrad

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FOTO: SOL ERWIN DIAZ Lena Muhs (Mitte) bei einem Besuch bei einer befreundet­en Familie in Iligan City auf Mindanau.

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