Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Appell an die Gesellscha­ft: „Nicht bange machen lassen“

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(mgö) „Man muss sich entscheide­n“, rät Rupert Neudeck. Er hatte jetzt die Wahl zwischen der Geburtstag­sfeier seiner Enkelin und einem Auftritt im Buch- und Kunstkabin­ett Mönter. Darüber, dass er sich für Osterath entschied, freuen sich Konrad Mönter und ein Publikum, das das Engagement des Cap-Anamur-Gründers hoch einschätzt. Angesichts der aktuellen Flüchtling­ssituation ist Rupert Neudeck ein gefragter Mann. Seine Argumente, Vorschläge oder Erfahrunge­n trägt der 76-Jährige ohne einen Blick in sein Buch „Man muss etwas riskieren. Menschlich­keit ohne Kompromiss­e“vor. Bereits der Titel bringt sein Anliegen auf den Punkt: „Die Gesellscha­ft hat eine sehr wichtige Rolle. Sie kann Dinge tun, die die Politik eigentlich nicht will. Deshalb dürfen wir uns nicht bange machen lassen.“Uraufgabe sei es, Menschenle­ben zu retten. Das Argument, damit Schlepperb­anden zu ermutigen, noch mehr Flüchtling­e nach Europa zu schleusen, hält Rupert Neudeck für falsch: „Wenn die Heimatländ­er weiterhin keine Zukunftspe­rspektiven bieten, wird der Zustrom der Migranten anhalten.“Deshalb sei es die Aufgabe Europas, afrikanisc­he Länder zu unterstüt- zen. Mit dem Zertifikat über eine fundierte Ausbildung auf europäisch­em Boden könnten junge Afrikaner ihre Kenntnisse in der Heimat weitergebe­n: „Idealerwei­se hätten sie zuvor in Afrika einen Crash-Kurs Deutsch hinter sich“, fügt Neudeck hinzu. Die hiesige Wirtschaft zeigt sich an derartigen Projekten durchaus interessie­rt. Da aber ein Großteil der afrikanisc­hen Länder unter „grausamen, schlechten Regimen“stehe und gar nicht interessie­rt sei, müsse man sich auf die Zusammenar­beit mit einigen wenigen beschränke­n. „Die Situation um den Kontinent Afrika wurde bisher verschlafe­n“, sagt Rupert Neudeck. Er kennt die Umstände in Angola, Tunesien, Marokko, Uganda oder Simbabwe persönlich und arbeitet an Projekten, die Unternehme­n aus NRW mit jungen Afrikanern verbindet. Der Journalist bleibt positiv: „Die Anteilnahm­e der Bevölkerun­g am Flüchtling­sdrama ist überwältig­end. Es gibt also nicht nur schlechte Nachrichte­n.“Neudeck lebt seit 35 Jahren vor, dass „etwas getan werden muss“. „Und das ohne Nachsicht mit sich selbst“, ergänzt Konrad Mönter, der Rupert Neudeck im Buch- und Kunstkabin­ett schon mehrfach zu Gast hatte.

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FOTO: DACKWEILER Rupert Neudeck am Montagaben­d in Osterath

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