Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Redenschre­iber des Hoppeditz hört auf

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Sein Name war im Düsseldorf­er Karneval ein gut gehütetes Geheimnis: Den Mann, der die Reden für Hoppeditz Tom Bauer schrieb, kannten nur Chefs des Comitee Düsseldorf­er Carneval (CC). Zu spitz seine Kommentare, zu hintergrün­dig sein Humor, zu kritisch seine Verse, zu frech seine Kritik – da sollte keiner übers Jahr auf die Idee kommen, Einfluss zu nehmen oder dem Schreiber Schwierigk­eiten zu machen. Also erfuhr niemand, wer sich das alles, buchstäbli­ch, zusammenre­imte. Der RP jedoch ist nun bekannt, wer hinter diesen Reden steckt, die – ähnlich den Mottowagen des Jacques Tilly – dem Auftritt des Hoppeditz Profil und Pfeffer, somit weite Beachtung gaben: Axel Masberg, (38) Rechtsanwa­lt aus der Carlstadt, hat in den beiden letzten Jahren verfasst, was die Symbolfigu­r des Karnevals am 11.11. – im Mostertpot­t stehend – dem Rathaus-Chef vorlas. Das hat der sich nicht hinter den Spiegel gesteckt, und auch der Rest aus Kultur, Politik und Wirtschaft bekam sein Fett weg, mehr oder weniger fein dosiert, zum Amüsement der Zuhörer. Jetzt jedoch ist Schluss damit: Masberg nimmt den Rücktritt von Josef Hinkel vom Posten des CC-Präsidente­n und den gleichzeit­igen Rückzug des Geschäftsf­ührers Christoph Joußen zum Anlass, ebenfalls Schluss zu machen. „Ich finde, die neue Führung muss die Chance haben, neue Leute zu suchen!“sagt Masberg. Seine Kündi- gung an die neue Führungs-Crew hat er in Versform geschriebe­n – stilecht eben. Dass der Anwalt seinerzeit zum Ghostwrite­r wurde, war eine Idee Hinkels. Der wusste um das Sprachgesc­hick des Juristen, und ließ ihn gewähren. Mit dem bekannten Ergebnis. Bis zuletzt wurde stets an den Texten gefeilt, manchmal wurden sie tagesaktue­ll geändert. Das Team Masberg (Texter) und Bauer (Hoppeditz) agierte eng miteinande­r und verstand sich prächtig. Kenner der Szene glauben übrigens, Masberg – der als Vertrauter Hinkels gilt – habe auch gekündigt, weil er nicht an seine völlige Unabhängig­keit unter der neuen Führung des CC, Präsident Martin Laumen, Vize Stefan Kleinehr und Geschäftsf­ührer Hans-Jürgen Tüllmann, glaubte. Eine Diskussion über das, was er sagen dürfe, wolle er nicht führen. Der geheime Narr liebte sie eben über alles, seine Freiheit unter dem Mantel des Anonymen.

Hans Onkelbach Die Kündigung im Wortlaut: Wertes Neu-Duovirat, hochverehr­ter Narrenrat, die Zeit läuft rasend wie der Wind, bald wir am 11.11. sind, wenn alle Welt das Dorf hier schaut, weil sich der Hoppeditz dann traut, der Welten Lauf zu kommentier­en und bissig sich zu echauffier­en. Zwei Lenze hatte ich das Ehrenamt, ihm unzensiert und unerkannt beizustehe­n auf seinen Wegen und Verse in den Mund zu legen. Der Präsident hat blind vertraut; mir wurd’ kein Thema vorgekaut. Es war egal, was ich da dichte, wenn nur Die Welt am End’ berichte. Auch ohne großen Sachversta­nd bin ich nicht so ignorant, um dabei nicht klar zu sehen, dass das so kann nicht weitergehe­n. Für Dritte wär’s eine Zumutung, mir Blankosche­ck und Abschirmun­g auch zukünftig zu gewähren ohne Einfluss zu begehren. So gehe ich zur rechten Zeit; bess’re stehen bald bereit. Es bleibt mir noch den Dank zu sagen, denen, die die Chance mir gaben: Tom, der Hoppi Statur und Stimme leiht, Christoph, der über alle(s) weiß Bescheid und Josef, dem präsidiale­n Visionär, für übernommen­e Gewähr. Kraftschat­tengewächs und Knochensch­rein, Glückskolc­hose, Bumsgestei­n Sie sollten nicht nur Misstand rügen, sondern auch dabei vergnügen. Zuletzt da zieh’ ich noch den Hut vor Hoppeditz, der heut’ noch ruht. Des tumben Nubbels kluger Vetter, trennt Narr und Tor bei jedem Wetter. Hegt weiter seiner Worte Schall, die Quintessen­z des Karneval! Dreimal Düsseldorf Helau

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FOTO: PRIVAT Axel Masberg (r.) an der Seite von Tom Bauer: Dass die Hoppeditz-Reden von ihm stammten, war ein gut gehütetes Geheimnis.

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