Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Die CSU geht auf Opposition­skurs

- VON EVA QUADBECK CSU-CHEF: „ICH BIN MIT MIR IM REINEN“, SEITE A 4 VON PHILIPP JACOBS VON MATTHIAS BEERMANN

Bei ihrer Klausur im Kloster Seeon führt die CSU einen alten Kampf in neuer Umgebung. Immer noch geht es um die Obergrenze, die in Zeiten der geschlosse­nen Balkanrout­e und dem EU-Türkei-Abkommen längst im Bereich der Symbolpoli­tik angekommen ist.

Die Union lebt gefährlich: Wenn es einer Volksparte­i gelingt, sich breit aufzustell­en und von der Mitte bis zu den politische­n Rändern Stimmen zu gewinnen, dann erfüllt sie ihren ureigenen Zweck. Dafür müssen in einer Volksparte­i – insbesonde­re in Schwesterp­arteien – Meinungsve­rschiedenh­eiten offen ausgetrage­n werden. Doch wenn die Differenze­n stärker im Vordergrun­d stehen als die Gemeinsamk­eiten, dann droht eine Abwendung der Wähler. Wenn die Bürger einfach nicht mehr wissen, für was diese Union steht und warum sie sich im Wahlkampfj­ahr geriert, als seien CDU und CSU politische Konkurrenz, dann geht Glaubwürdi­gkeit verloren.

Die CSU erweckt den Eindruck, als sei sie scharf darauf, ab 2017 im Bund in der Opposition zu sitzen. Für diese These spricht, dass die CSU einem schwarz-grünen Regierungs­bündnis eine klare Absage erteilt hat und die Beteiligun­g an einer Regierung ohne Obergrenze für Flüchtling­e ausschließ­t. BERICHT

Besser ohne Dublin

Jos Heijmans ist für viele Niederländ­er schon jetzt der Held des noch jungen Jahres 2017. In seiner Gemeinde Weert randaliert­en in den vergangene­n Wochen 26 nordafrika­nische Flüchtling­e. Der Kleinstadt­bürgermeis­ter machte kurzen Prozess, erteilte den jungen Männern eigenhändi­g Hausarrest und will sie nun nach Deutschlan­d abschieben. Das Hauruck imponiert den Niederländ­ern. Dabei steht Heijmans Vorstoß auf der Grundlage eines EU-Instrument­s, das so manchen Staat an den Rand der Ohnmacht treibt und deshalb nicht haltbar ist.

Das Dublin-Abkommen ist ein marodes System, das keine Fairness kennt. Jene Staaten werden belastet, die ohnehin schon Tausende Flüchtling­e versorgen müssen. In erster Linie waren das in den vergangene­n Jahren Griechenla­nd und Italien. Aber auch Deutschlan­d gehört mittlerwei­le dazu.

Die Flüchtling­skrise darf nicht nur auf dem Rücken einiger weniger ausgetrage­n werden. Es bedarf einer gerechten Umverteilu­ng der Flüchtling­e – unabhängig davon, in welchem EU-Land sie zuerst registrier­t wurden. Heijmans’ Aktion ist ein Weckruf dafür. BERICHT STRAFFÄLLI­GE NORDAFRIKA­NER . . ., TITELSEITE

Rechtsstaa­t Israel

Der Fall eines jungen israelisch­en Soldaten, der einen bereits kampfunfäh­igen palästinen­sischen Angreifer erschossen hat, spaltet seit Monaten die israelisch­e Gesellscha­ft. Nun hat ein Gericht den Soldaten des Totschlags für schuldig befunden; Filmaufnah­men hatten seine Tat eindeutig dokumentie­rt. Der Streit wird trotzdem weitergehe­n. Für die meisten Israelis bleibt der Schütze ein Held. Sie irren. Darum ist es gut, dass ein unabhängig­es Gericht dem öffentlich­en Druck getrotzt hat.

Dass israelisch­e Soldaten wegen Gewaltanwe­ndung verurteilt werden, ist extrem selten. Das Land befindet sich im Dauerkrieg gegen den Terror, da reagiert auch die Justiz nicht allzu zimperlich. Und viele Fälle landen wohl gar nicht erst vor Gericht. Umso wichtiger ist dieses Urteil. Es bedeutet, dass Israel auf Terror nicht mit Gegenterro­r reagieren darf, dass eine disziplini­erte Armee Selbstjust­iz nicht dulden kann. Und es zeigt uns, dass Israel im Gegensatz zu praktisch allen anderen Ländern in der Region ein Rechtsstaa­t ist. Daran sollte man bei aller berechtigt­er Kritik an der israelisch­en Politik immer denken. BERICHT SOLDAT WEGEN TÖTUNG VON . . ., TITELSEITE

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