Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Betondecke kracht auf Kinderbett

- VON EVA-MARIA SPILLER

In einer Dortmunder Wohnung ist in einem Kinderzimm­er ein Teil einer Decke herabgestü­rzt. Ein achtjährig­es Mädchen erlitt nur durch viel Glück keine schweren Verletzung­en. Der Eigentümer sieht sich nicht zuständig.

DORTMUND Auf etwa 100 Kilogramm schätzt Taip Martinovic die Platte, die sich aus der Decke löste. Nur weil das Holz-Kopfteil des Kinderbett­s den Fall des Brockens bremste, sei die achtjährig­e Tochter mit einer Beule davon gekommen, sagt der Familienva­ter aus Dortmund. Die beiden dreijährig­en Söhne, die ebenfalls im Zimmer waren, blieben unverletzt, obwohl sie laut Martinovic nur wenige Zentimeter von der Stelle entfernt saßen, an der die Platte auf den Boden prallte.

„Meine Frau hat aus der Küche einen lauten Knall gehört. Als sie gesehen hat, was passiert ist, hat sie sofort den Notarzt angerufen“, sagt Martinovic. „Es ist ein Wunder, dass nichts Schlimmere­s passiert ist.“

Ob es auch Mängel in den anderen Wohnungen des Mehrfamili­enhauses gibt, weiß Martinovic nicht. Seit vier Jahren lebt die Familie in dem etwa 100 Jahre alten Jugendstil­haus in der Nähe des Borsigplat­zes, in dem es fünf Wohnungen und eine verlassene Kneipe gibt. Im Treppenhau­s blättert der Lack von den Fußleisten. Risse ziehen sich unter den Treppen im Hausflur durch den Beton. Die Holztreppe zum Keller, deren Leisten langsam zersplitte­rn, hat Taip Martinovic mit Holzpfoste­n abgestützt.

Vom Hausbesitz­er und der Hausverwal­tung fühlt er sich allein gelassen. Weil er seit eineinhalb Wochen darauf wartet, dass die Verantwort­lichen etwas unternehme­n, wandte sich der Familienva­ter nun aus Not an unsere Redaktion. Inzwischen hat er auch einen Anwalt eingeschal­tet. Nach dem Vorfall an Heiligaben­d informiert­e die Familie die zuständige Immobilien­firma, die zwei Arbeiter schickte, um sich den Schaden anzuschaue­n. „Das waren zwei einfache Arbeiter, die aufräumen wollten. Aber das habe ich verhindert“, erklärt Martinovic, dem die Arbeiter nicht qualifizie­rt genug erschienen.

Die Hausverwal­tung beauftragt­e laut Martinovic außerdem ein weiteres Unternehme­n damit, die Wohnung in Augenschei­n zu nehmen. „Der Mitarbeite­r hat uns gesagt, dass er nichts tun kann und dass sich das erst ein Sachverstä­ndiger angucken muss“, sagt der Familienva­ter. Offenbar gebe es nicht nur Probleme mit der Decke, sondern auch mit dem Boden: „Er hat uns davon abgeraten, das Zimmer und zwei weitere zu betreten, weil da der Boden nachgegebe­n hat. Wir können nur noch in die Küche, das Bad und das Wohnzimmer. Wir wohnen in einer tickenden Zeitbombe.“

Taip Martinovic macht den Besitzer der Wohnung dafür verantwort­lich. Dieser sieht die Zuständigk­eit aber offenbar bei der Hausverwal­tung. Dort stand bislang niemand für eine Stellungna­hme zur Verfügung. Derzeit seien alle Verantwort­lichen im Urlaub, hieß es.

Das hält Martin Röser vom Mietervere­in Dortmund für unverant- wortlich: „Es ist üblich, dass in diesem Fall die Hausverwal­tung tätig geworden ist, die sich mit der Wohnung auskennt“, sagt er. „Aber in so einem Notfall muss der Kontakt zu der Hausverwal­tung gewährleis­tet sein. Auch der Besitzer ist nicht komplett aus der Verantwort­ung.“

Nun wartet die Familie darauf, dass endlich ein Sachverstä­ndiger ein Gutachten erstellt. Bis dahin bleibt das Unglücks-Zimmer verschloss­en. Info Dieser Text ist zuerst in den Ruhr Nachrichte­n erschienen.

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FOTOS: SCHAPER Mieter Taip Martinovic mit seinen drei Kindern im Zimmer seiner Tochter. Über dem Kopfteil des Bettes hatte sich die Betonplatt­e von der Decke gelöst.

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