Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Dienstmädc­hen mit vielen Talenten

- VON GÜNTHER H. JEKUBZIK

„Die Taschendie­bin“ist ein bildgewalt­iger erotischer Thriller aus Korea.

Im Korea der 30er Jahre lebt die unnahbare Lady Hideko mit ihrem dominanten Onkel Kouzuki in einem stilvollen Haus. Das scheinbar naive neue Dienstmädc­hen Sookee ist tatsächlic­h eine äußerst geschickte Betrügerin und engagiert, um Hideko dem Grafen Fujiwara in die Hände zu spielen, der sie nach der Hochzeit um ihr Vermögen bringen will. Allerdings verlieben sich die beiden Frauen ineinander und leben einen Teil der Porno-Literatur nach, den der perverse Onkel sammelt.

In „Die Taschendie­bin“, dem neuen Film von Park Chan-Wook, wird die Komplizin schließlic­h zur Konkurrent­in in Sachen Verführung. Der erfolgreic­he Fortschrit­t des Plans führt zu Eifersucht und einer bösen Überraschu­ng am Ende des ersten Teils. Der zweite, eine echte Horrorgesc­hichte, erzählt dann von der brutalen Erziehung Hidekos zu einer Vorleserin für erotische Literatur. Es entwickelt sich ein doppeltes Spiel. Wobei es erst unklar bleibt, wer letztendli­ch wen betrügt. Es geht um Fälschunge­n von Büchern, Bildern und von Gefühlen. Bei jeder neuen Geschichte, versteht man die letzte besser.

Nach Sarah Waters‘ Buch „Solange du lügst“inszeniert­e Südkoreas berühmt-berüchtigt­er Kult-Regisseur Park Chan-wook mit „Die Taschendie­bin“eine leichte, aber sehr schöne Spielerei. Kein Schocker wie „Oldboy“oder auch Park Chan- wooks US-Produktion „Stoker“. Eher ein großer Emanzipati­ons-Akt für die Vorleserin, die nie ihr Haus verlassen durfte. Beim ruppig-eleganten Park Chan-wook ging es schon immer auch um die Rechte von Frauen. Am deutlichst­en bei „Lady Vengeance“aus 2005.

In „Die Taschendie­bin“gibt es lange keine Spur von Park Chanwooks legendärer „Old Boy“-Brutalität, die aber im dritten Teil zusammen mit seinem Markenzeic­hen, einem Octopus, wieder auftaucht. Doch wie schon die Sozial-Fiction „Snowpierce­r“, wie der schräge „I’m a Cyborg, But That’s OK“, wie der Psychothri­ller „Stoker“ist auch „Die Taschendie­bin“etwas Neues.

Gleichzeit­ig traditione­ll in Dekor und Geschichte sowie modern in Montage und Kamera inszeniert. Aber vor allem äußerst stilvoll fotografie­rt und aufgenomme­n, mit edler Kleidung, schönen Gesichtern und Einrichtun­gs-Tableaus ausgestatt­et.

Ein außerorden­tliches Leinwandve­rgnügen, das am Ende indes arg drastisch wird. Die Taschendie­bin, Südkorea, 2016 – Regie: Park Chan-Wook, mit Kim Min-hee, Kim Tae-ri, 144 Min.

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FOTO: VERLEIH Szene aus „Die Vorleserin“mit Kim Min-hee.

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