Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Schlaganfall-Patient trifft seinen Retter
Emotionaler Moment mit „Gänsehaut pur“– Ralf Kramer lag hilflos im Gebüsch und musste auf Hilfe warten.
Nach einem Schlaganfall hat der Düsseldorfer Ralf Kramer öffentlich nach seinem Lebensretter gesucht – und ihn nun gefunden. „Gänsehaut pur“sei der Moment gewesen, als Günter K. plötzlich in seinem Krankenzimmer stand.
Am 23. Dezember war Kramer auf dem Weg zur Arbeit in Heerdt nach einem Schlaganfall umgekippt und mit angeschlagenem Kopf halb in einem Gebüsch liegen geblieben. Hilflos bekam der 49-Jährige mit, wie fast 20 Minuten lang zahlreiche Passanten vorbeiliefen, teils mit Handy am Ohr, und ihn ignorierten. Erst Günter K. hielt sofort mit seinem Fahrrad an und rief einen Ret- tungswagen. Da Kramer erst im Johanna-Etienne-Krankenhaus in Neuss wieder zu sich kam, hatte er keine Gelegenheit, sich zu bedanken. Kaum, dass es ihm besser ging, postete er am Neujahrsmorgen einen Aufruf auf Facebook, um seinen Lebensretter zu finden.
„Am Dienstag stand er dann plötzlich mitten im Zimmer“, erzählt der Kommunikationstrainer vom ersten Treffen. „Ich war erstmal sprachlos, dann haben wir uns in die Arme genommen und alle Kanäle gingen auf. Da ging zwei Minuten erstmal gar nichts mehr.“K., den der Vorfall laut „Bild“auch über Weihnachten nicht losließ, unterhielt sich dann in seiner Mittagspause mit Kramer über das ein- schneidende Erlebnis. „Er war auch fassungslos, wie viele Menschen vorbeigingen und ihn hat das auch wütend gemacht“, sagt Kramer. K. habe auch versucht, ihn über das Protokoll des Rettungsdienstes ausfindig zu machen – aber das sei nicht aufzufinden gewesen. Eine Arbeitskollegin habe dann den entscheidenden Hinweis gegeben, dass er gesucht werde.
Ralf Kramer und Günter K. wollen in Kontakt bleiben und sich in vier Wochen noch einmal in Ruhe treffen. Dann hat Kramer schon die ersten Wochen der ambulanten Reha hinter sich und sicher noch weitere Fortschritte gemacht. Keine zwei Wochen nach dem Schlaganfall kann er schon wieder besser gehen und auch sprechen, wegen einer Lähmung im linken Arm muss er Greifen und Halten neu lernen. In seiner Freizeit stand der 49-Jährige bislang mit einer eigenen Travestieshow auf der Bühne. Er hofft, im Herbst wieder auftreten zu können, „aber mit meinem dreistündigen Soloprogramm wird das noch nicht gehen“.
Seinem Retter hatte er Konzertkarten als Dankeschön versprochen, das will Kramer natürlich einlösen. „Man kann das ja gar nicht bezahlen, aber ein Strauß Blumen wäre mir zu wenig. Ich möchte ihn und seine Frau ins Hausmann’s und dann ins Apollo Varieté einladen. Ob ich mitkommen darf, kann er sich selber aussuchen.“