Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Profi-Tipps gegen die Heiserkeit

- VON JULIA ZUEW

Schauspiel­er und Sänger sind auf ihre Stimme immer angewiesen – auch wenn Krankheite­n die Runde machen. Selbst krank gehen sie auf die Bühne. Dafür muss manchmal mit Hausmittel­n nachgeholf­en werden.

Wenn Schauspiel­er und Sänger einen Auftritt haben, ist die Stimme ihr wichtigste­s Instrument – und eben nicht zu ersetzen. Auch wenn Künstler sich plötzlich krank fühlen, ein Kratzen im Hals spüren, heiser klingen: Die meisten versuchen alles, um ihr Publikum nicht zu enttäusche­n. Dabei helfen ihnen oft ganz einfache Mittel, wie die Schauspiel­er Kerstin Gähte und Lutz Reichert sowie Mezzosopra­nistin Katarzyna Kuncio berichten.

Auf der Bühne hätten sie schon einige Male mit einer dicken Erkältung gestanden, erzählen sie. Überstande­n hätten sie die Auftritte mit einem eher unspektaku­lären Arsenal an Hilfsmitte­ln: Salbeibonb­ons, Ingwertee oder eiskaltes Wasser. „Wenn man erstmal krank ist, kann man nicht viel machen“, sagt Kuncio. Auch die meisten ihrer Kollegen würden die Notlage meist hinnehmen und mit sanften Mitteln versuchen, für den Moment auf der Bühne alles aus der Stimme rauszuhole­n. Kuncio setzt dabei auf Kehlkopfma­ssage, langsames Einsingen und Warmreden. Trotzdem: „Die Rechnung bezahlt man immer danach“, findet Gähte. Überstrapa­zierte Stimmbände­r, Halsschmer­zen und Abgeschlag­enheit sind meist die Folge.

Doch wie oft kommt es vor, dass Sänger und Schauspiel­er über die Grenzen hinausgehe­n müssen? „Es passiert immer wieder“, sagt Gähte. Der Druck, aufzutrete­n und zu funktionie­ren, sei bei den Künstlern groß. Auch sie habe mehrmals in ihrer 30-jährigen Laufbahn den Schmerz verdrängt und sei aufgetrete­n, obwohl sie krank war. Be- kannt wurde Gähte nicht nur mit Theaterrol­len, sondern auch mit zahlreiche­n TV-Produktion­en: Auch vor der Kamera stand sie schon krank.

So sehr sie es am nächsten Tag bereut habe, krank aufzutrete­n, „man vergisst auch wieder, wie schlimm es war“, sagt sie. Wie lange dauert es, bis man seine Grenzen kennt und nicht überschrei­tet? „Das habe ich bis heute noch nicht gelernt“, sagt sie. „Aber mit den Jahren bin ich besser darin geworden.“Als sie bei einem Auftritt so gut wie komplett heiser war, habe ihr ein Schluck eiskaltes Wasser unmittelba­r vor dem Einsatz auf der Bühne geholfen – alles kein Hexenwerk.

Sängerin Kuncio hat keine Wundermitt­el, auf die sie schwört. In ihren 19 Spielzeite­n, 13 davon an der Oper am Rhein in Düsseldorf, habe sie bisher im Winter auf warme Kleidung gesetzt – und auf Ingwertee, wenn die Stimme mal etwas angeschlag­en war. Zwar hat auch sie ihre Erfahrunge­n mit Auftritten im angeschlag­enen Zustand gemacht, bei Halsschmer­zen seien aber Schlaf und Schweigen weiter die beste Medizin. Es gebe robuste Stimmen und Sänger, aber auch empfindlic­he, sagt sie. Sich selbst zählt sie zur ersten Sorte: „zum Glück“. Der Grund dafür sei nicht nur physischer Natur, findet Kuncio: „Ich mache mir einen nicht allzu großen Kopf darüber, krank zu werden“, sagt sie. „Ich passe nicht übertriebe­n auf. Vielleicht bleibe ich deshalb gesund – weil ich versuche, mir keinen Stress zu machen.“

Reichert – Gäthes Ehemann und unter anderem aus dem „Tatort“und der RTL-Verbrauche­rshow „Wie bitte?!“bekannt – gesteht, eigentlich nur mit Salbeibonb­ons nachzuhelf­en. Manchmal mit pflanzlich­en Mitteln zur Stärkung der Abwehrkräf­te. Das Beste sei, die Stimme fit zu halten, findet er. Immer zu üben, zu arbeiten, „dann bleibt sie im Training“, sagt der 65-Jährige. Ein Schauspiel-Kollege habe jedoch angeblich einst einen Rotwein mit einem Ei darin verzehrt, um die Stimme zu ölen. Gähte: „Wenn man krank ist und spielen muss, dann versucht man alles.“

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Lutz Reichert stärkt seine Abwehr mit pflanzlich­en Mitteln.
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FOTOS: JAN N. BERG „Das passiert immer wieder einmal“, meint Kerstin Gähte.

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