Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Gefängnisk­apelle droht zu verrotten

- VON NICOLE SCHARFETTE­R

Monatelang forderte der Kulturvere­in „Leben-Kunst-Ulmer-Höh“den Noch-Eigentümer auf, eine Plane über den teils ausgebrann­ten Dachstuhl zu legen. Passiert ist bis jetzt nichts.

DERENDORF Acht Monate ist es her, dass die ehemalige Kirche auf dem Gefängnisg­elände Ulmer Höh’ gebrannt hat. Acht Monate, in denen nicht nur Feuer und tausende Liter Löschwasse­r Schaden anrichten konnten, seitdem regnete es auch immer wieder rein, weil die Löcher im Dachstuhl der Kapelle nicht behoben wurden. Sogar Schnee und Frost hat es inzwischen gegeben. Schon im Juni forderte die privat organisier­te Baugruppe „LebenKunst-Ulmer-Höh“den Bau- und Liegenscha­ftsbetrieb des Landes (BLB) auf, die Knastkirch­e umgehend abzusicher­n, um damit weiteren Verfall zu verhindern.

„Passiert ist nichts“, sagt Fotokünstl­er Horst Wackerbart­h, Mitglied der Gruppe. „Dabei kostet eine Plane doch nicht viel“, fügt er hinzu. Die Initiative, die schon vor Jahren Kaufintere­sse an der Kapelle angemeldet hatte, fürchtet, der BLB wolle das Bauwerk verkommen lassen. „Damit wir unser Projekt nicht umsetzen können“, sagt Wackerbart­h, der die unteren Etagen der Kirche zu Wohnengen ausbauen und den Saal im oberen Teil für Ausstellun­gen nutzen will.

Selbst die Finanzieru­ng hatte die Künstlergr­uppe schon geplant. „Fünf Millionen können wir stemmen“, sagt Wackerbart­h. Sogar die Politik hat er auf seiner Seite, so sehr, dass 2012 die rot-grüne Landesregi­erung einen Erlass verabschie­dete, der es dem BLB in bestimmten Fällen erlaubt, Grundstück­e ohne Ausschreib­ungen an eine Kommune zu verkaufen. „Wir sind ein Vorzeigepr­ojekt für die Landesregi­erung, die soziales Wohnen in Düsseldorf fördern will“, sagt der Künstler. Wenn durch den Brand und den Verfall allerdings Mehrkosten entstünden, hätte die Initiative ein Problem. Wie groß der Schaden inzwischen ist, das weiß der Künstler nicht, die Kapelle ist abgesperrt, er darf nicht rein.

BLB-Sprecher Hartmut Gustmann hält dagegen: „Die Situation auf dem Gelände hat sich seit April nicht verschlech­tert.“Es gebe kein Interesse daran, die Kirche verfallen zu lassen. Eine Abdeckung habe der BLB als Noch-Eigentümer bisher als nicht erforderli­ch angesehen, man habe nicht zusätzlich­e Steuergeld­er dafür ausgeben wollen, „wir sind mitten in einem laufenden Verkaufsve­rfahren“, sagt Gustmann, Am 27. Dezember ist es offiziell gestartet.

Im November wurde die Ulmer Höh’ bereits an ein Abbruchunt­ernehmen übergeben, „und das ist verantwort­lich für die Verkehrssi­cherung.“Die Wintersich­erung aber wollte der BLB noch übernehmen, wie es in einem Schreiben vom November stand. Winterfest ist die Kapelle aber nicht, gestern noch war nichts zu sehen von einer Abdeckung. Das ärgert Wackerbart­h.

Auf Nachfragen unserer Redaktion hieß es beim BLB, dass es eine Ausschreib­ung gegeben habe für die Aufgabe, die auch schon abgeschlos­sen sein soll. „Eine Wellblecha­bdeckung wird über die Kapelle gebaut“, sagt Hartmut Gustmann. „Damit kein Schnee reinkommt.“

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