Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Peking warnt vor der Anerkennun­g Taiwans

- VON JOHNNY ERLING

Staatschef Xi lässt dem designiert­en US-Präsidente­n Trump eine deutliche Nachricht zukommen.

PEKING Chinas Außenminis­terium machte Überstunde­n. Samstag Nacht übermittel­te sein Sprecher Lu Kang der Nachrichte­nagentur Xinhua die bisher schärfste Regierungs­kritik am designiert­en USPräsiden­ten Donald Trump. Der hatte gerade in einem Interview erneut seine Sympathie für den Ausbau von Taiwans eigenständ­igem Status bekundet. Peking wertet das als Unterstütz­ung für die Unabhängig­keitskräft­e auf Taiwan. Lu konterte: Die USA müssten die „hohe Sensitivit­ät verstehen, die mit der Taiwanfrag­e verbunden ist.“Er warnte Trump, bisherige Abkommen zu brechen. Die Volksrepub­lik sei die einzige legitime Regierung, die China repräsenti­eren könne: „Niemand kann diese internatio­nal anerkannte Tatsache ändern.“Sie sei die „politische Grundlage der bilaterale­n Beziehunge­n zwischen China und den USA.“

Für Peking „ist die Ein-China Politik nicht verhandelb­ar.“Das sieht Trump ganz anders. Im Interview mit dem „Wall Street Journal“erklärte er forsch „alles für verhandelb­ar, einschließ­lich der Ein-China Politik.“Peking reagiert auf jeden Versuch alarmiert, der Volksrepub­lik das Alleinvert­retungsrec­ht für China streitig zu machen. Es gehört neben der Verteidigu­ng der territoria­len Integrität der Unruheregi­onen Tibet und Xinjiang und neuerdings auch der Wahrung des Besitzansp­ruchs auf das Südchinesi­sche Meer zu den Kernintere­ssen des Landes. Pekings Regierung hat wiederholt erklärt, sie würde dafür Krieg führen. Sie fühlt sich im Fall Taiwan auch internatio­nal legitimier­t, seit die Volksrepub­lik 1971 an Stelle von Taiwan in die Vereinten Nationen aufgenomme­n wurde. Danach erkannten auch die USA sie als alleinige internatio­nale Vertretung Chinas an und nahmen 1979 diplomatis­che Beziehunge­n auf.

Anders als bei seinen vielen Vorwürfen an China, die Währung zu manipulier­en, mit Billigexpo­rten US-Arbeitsplä­tze zu vernichten oder mit Cyber-Angriffen Wirtschaft­sspionage in großem Stil zu betreiben, trifft Trump mit der Taiwanfrag­e den Nerv der chinesisch­en Führung. Denn die Wieder- vereinigun­g mit der angeblich seit dem unbeendete­n Bürgerkrie­g 1949 abtrünnig gewordenen Provinz ist ihr höchstes Staatsziel.

Viele chinesisch­e Medien attackiert­en Trump seit Dezember, vor allem, als er die bisherige Praxis aller US-Präsidente­n vor ihm durchbrach, keine Regierungs­kontakte zu Taiwan zu unterhalte­n. Er telefonier­te mit der taiwanesis­chen Präsidenti­n Tsai Ying-wen, die ihm nach seinem Wahlsieg offiziell gratuliert­e. Peking hält sich die Optionen für seine Beziehunge­n mit Trump indes offen. Alles hängt von dessen ChinaPolit­ik nach Amtsantrit­t ab. „Abwarten und Schauen“heiße die Devise, auf die sich das Politbüro vorerst geeinigt hat. Aber das dortige Zähneknirs­chen wird lauter.

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