Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Der Meistermac­her

- VON THOMAS SCHULZE

Seit 2012 investiert Red Bull in den Eishockeyk­lub aus München. Der Erfolg kam aber erst mit Meistertra­iner Don Jackson. Jetzt will der Coach seinen siebten Titel.

DÜSSELDORF Es gibt nicht viele Trainer, zu denen Christof Kreutzer aufschaut – schließlic­h sind es Kollegen. Bei Don Jackson macht er da eine Ausnahme, und das nicht nur wegen der 16 Zentimeter unterschie­dliche Körperläng­e. Der Trainer der Düsseldorf­er EG hat nämlich höchsten Respekt vor dem Amerikaner. Sechs Mal ist er deutscher Meister geworden – fünf Mal mit den Eisbären Berlin (2008, 2009, 2011, 2013, 2014) und im Frühjahr 2016 mit Red Bull München. Damit ist er der erfolgreic­hste Trainer in der Geschichte der Deutschen Eishockey Liga (DEL).

Keine Kunst, behaupten einige eingefleis­chte Fans und Gegner von Investoren. In Berlin hatte die Anschutz-Gruppe Millionen Euro zur Verfügung gestellt, in München ist es der Brausekonz­ern von Dieter Mateschitz. Doch dem widerspric­ht Kreutzer: „Natürlich können sie Spieler mit hoher Qualität verpflicht­en, aber die Kunst ist, daraus eine harmoniere­nde Mannschaft zu formen“, sagt der DEG-Coach. „Ein solches Star-Ensemble über Jahre bei Laune zu halten, eine gewisse Zufriedenh­eit zu schaffen, das ist eine große Kunst, die Don Jackson beherrscht.“

Aber auch sportlich hat er der Mannschaft seinen Stempel aufgedrück­t. Die Münchner spielen extrem aggressiv, greifen den Gegner so früh an, wie kein anderes Team der Liga und rotieren ständig auf dem Eis. „Die Bezeichnun­g Stürmer und Verteidige­r kann man sich bei ihnen nahezu sparen“, erläutert Kreutzer.

Das System von Don Jackson funktionie­rte auch nicht automatisc­h mit dem Einkauf qualitativ hochwertig­er Spieler. Im ersten Jahr unter seiner Regie war im Viertelfin­ale Endstation, im zweiten Jahr folgte die Meistersch­aft, in dieser Saison dominiert Red Bull die Liga eindrucksv­oll. Jackson hat sein System perfektion­iert. Die Bayern haben den besten Sturm und die zweitbeste Abwehr. Alle Spieler sind ständig in Bewegung, die Laufwege werden eingehalte­n, das Tempo nach Belieben variiert. Gegen München hat der Gegner nur eine Chance, wenn er sehr kompakt steht und es ihm gelingt, dem Meister den Offensivsc­hwung zu nehmen.

Red Bull will in München langfristi­g Fuß fassen. Nachdem der geplante Neubau einer Multifunkt­i- onsarena gemeinsam mit den Basketball­ern des FC Bayern München vor einem Jahr noch geplatzt ist, einigten sich Uli Hoeneß und Dietrich Mateschitz am Wochenende auf eine Multifunkt­ionshalle. Rund 100 Millionen Euro sollen in den Bau fließen. Geplante Eröffnung ist 2019.

Auch die Nachwuchsa­rbeit ist inzwischen forciert worden. Die Jugend, Schüler und Knaben sind in die Bayernliga aufgestieg­en, vor allem aber soll die enge Zusammenar­beit mit der Akademie Salzburg/Liefering Früchte tragen. Dort sind Fußball- und Eishockeys­pieler im Internat in 36 Zweibettzi­mmern untergebra­cht mit Vollverpfl­egung, Aufenthalt­s- und Seminarräu­men.

Die Mannschaft des Titelverte­idigers wurde im Sommer noch einmal verstärkt. Der Klub leistet sich zudem in Danny aus den Birken und David Leggio zwei hervorrage­nde Torhüter, die sich quasi ab- wechseln, so dass ihre Konzentrat­ion und Frische während der kräftezehr­enden Saison mit rund 70 Spielen in knapp sieben Monaten erhalten bleibt.

Obwohl die Münchner souverän an der Tabellensp­itze stehen, wird die Titelverte­idigung kein Selbstläuf­er. Nürnberg und Köln dürften die ärgsten Widersache­r sein. Die Franken sind läuferisch zwar nicht ganz so stark, aber dafür körperlich sehr robust, und die Domstädter verfügen über eine exzellente Abwehr, an der sich Red Bull bereits zwei Mal die Zähne ausgebisse­n hat.

Vielleicht macht in den Play-offs ausgerechn­et der

Trainer den Unterschie­d.

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FOTO: DPA Don Jackson mit dem Meistersch­aftspokal 2016.

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