Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Winter lässt Europa weiter zittern
Auf der A1 bei Hamburg kam es am Wochenende zu einer Massenkarambolage, bei der eine Frau starb. In Tschechien stürzte das Dach einer Sporthalle unter der Schneelast ein. In den nächsten Tagen wird es frostig, bleibt aber trocken.
BERLIN (dpa) Die andauernde Kältewelle hat weiten Teilen Europas am Wochenende weiterhin frostige Temperaturen und Schnee gebracht. Glätte und widriges Winterwetter führten dabei auch zu vielen Unfällen, unter anderem zu einer Massenkarambolage mit etwa 30 Fahrzeugen auf der A1 in Schleswig-Holstein, bei der am Samstagnachmittag eine 73-Jährige aus Bremen starb. Sechs Menschen wurden bei dem Unfall schwer verletzt, neun weitere leicht. 26 Autos sowie drei Sattelzüge und zwei Kleintransporter seien laut Polizei aufeinander gefahren. Vermutlich habe es gehagelt, und dann habe sich auf der Straße eine Eisschicht gebildet. Am Stauende kam es später zu einem weiteren Unfall mit zwei Autos. Dabei wurden nach Polizeiangaben zwei Menschen verletzt.
In Tschechien stürzte während eines Floorball-Turniers das Dach einer Sporthalle unter der Schneelast ein. Laut Nachrichtenagentur CTK hielten sich zum Unglückszeitpunkt am Samstagabend rund 80 Menschen in der Halle in Ceska Trebova auf. Sie konnten alle rechtzeitig ins Freie flüchten. Nur zwei Sportler wurden auf der überhasteten Flucht verletzt, einer war gestürzt und der andere gegen eine Tür gestoßen. Eine Videoaufzeichnung zeigt die Dramatik des Geschehens: Mitten in einem Spiel beginnt sich die Dachkonstruktion zu lösen. Während Spieler und Zuschauer aus der Halle laufen, sinkt sie tiefer und stürzt ein.
In Ungarn blieben wegen heftigen Schneefalls Tausende zeitweise ohne Strom. Betroffen waren am Samstag und in der Nacht zuvor laut Nachrichtenagentur MTI fast 14.000 Haushalte. In den meisten Fällen waren Stromleitungen unter der Schneelast zusammengebrochen.
In Moskau kämpften gestern etwa 10.000 Räumfahrzeuge gegen heftigen Schneefall. Das sagte der VizeBürgermeister der Agentur Interfax. Trotz des Einsatzes ereigneten sich auf verschneiten Straßen der russi- schen Hauptstadt zahlreiche Unfälle. Der Zivilschutz rief zu besonderer Vorsicht in dem stürmischen Schneewetter auf.
Auch im südlichen Europa machte der Schnee Probleme. Zunächst waren noch immer viele Haushalte in Griechenland ohne fließendes Wasser. Vor allem die Hafenstadt Thessaloniki und die Stadt Volos in Mittelgriechenland seien betroffen, berichteten lokale Medien. Wegen des anhaltenden Frostes waren die Leitungen eingefroren.
Nachdem Sturmtief „Egon“den Liftbetrieb und den Straßenverkehr teilweise lahmgelegt hatte, verbesserten sich die Bedingungen in vielen Wintersportregionen am Wochenende aber deutlich, etwa im Schwarzwald, Sauerland, Harz, Thüringer Wald oder im Erzgebirge in Sachsen. Loipen wurden neu gespurt und viele Lifte waren in Betrieb. In den deutschen Alpen blieb die Lawinengefahr allerdings angesichts starken Schneefalls angespannt. Oberhalb der Waldgrenze herrsche weiterhin erhebliche Gefahr und damit die dritte der fünf Warnstufen, teilte der Lawinenwarndienst Bayern in München mit.
In NRW hieß es in den vergangenen zwei Tagen Ski und Rodel optimal. „Wirklich ein sehr, sehr gutes Wochenende“, sagte gestern die Sprecherin der Wintersport-Arena Sauerland, Susanne Schulten. Die Naturschneehöhe auf dem Kahlen Asten betrug demnach 57 Zentimeter. „Da ist gestern Nacht nochmal ordentlich was dazugekommen.“Mehr als 110 Lifte waren in Betrieb, 560 Kilometer Loipen gespurt. Auch in der Eifel herrschte reger Betrieb.
Mit etwas Glück stehen NRW einige schöne Wintertage bevor – klirrend kalt mit blauem Himmel. Wo bisher Schnee gefallen ist, bleibt er liegen. Ab heute Nachmittag werde es unter Hochdruckeinfluss „knackig kalt“, sagte Meteorologe Erwin Hafenrichter vom Deutschen Wetterdienst in Essen. Auch im Flachland fielen die Temperaturen dann in der Nacht auf minus vier bis minus sechs Grad. Im Bergland herrsche strenger Frost im zweistelligen Minusbereich. Wo tagsüber die Sonne durchkomme, werde es „ein schönes Wintergefühl geben“. Die Aussichten für das kommende Wochenende sind noch unsicher, doch könnte es dann wieder bewölkter werden.
In den deutschen Alpen herrscht oberhalb
der Waldgrenze weiterhin erhebliche
Lawinengefahr