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Zweitausendeins schließt auch seine letzte Filiale
FRANKFURT Ende März soll endgültig Schluss sein; dann wird auch die letzte Filiale von „Zweitausendeins“in Frankfurt dicht machen. Damit findet in der Buchbranche eine weitere Instanz mit Kult-Charakter sein Ende – mit den Läden jenes alternativen Versandhandels, der 1969 gegründet wurde. Zu seiner Blütezeit gab es bundesweit 14 Filialen, zuletzt blieb nur noch jene am Stammsitz in Frankfurt übrig.
Die wurde noch geführt von Robert Egelhofer und Konrad Künkel, zwei Idealisten, ohne die es ja meist nicht geht. Sie putzten ihren letzten Laden selber und hofften, mit nur drei Teilzeitkräften irgendwie über die Runden zu kommen. Gereicht hat all der Einsatz nicht. Von einem katastrophalen Geschäftsjahr 2016 ist die Rede.
Zweitausendeins hatte ja nicht nur Ramschware von Restauflagen im Angebot – „präsentiert“in diesen kleinen, aber superdicken „Merkheften“auf recyceltem Papier. Der Versandhandel machte auch selber ein Programm. Einer der Bestseller war über 1400 Seiten stark: die Umweltstudie im Auftrag des US-amerikanischen Präsidenten, „Global 2000“, die Zweitausendeins 1980 tausendfach unters wissbegierige und inzwischen umweltbewusste Volk brachte. Ein Jahr später kam noch ein Folgeband dazu. Auch Bücher des Comic-Zeichners Robert Crumb gehörten zum Programm, Texte von Dylan, Bücher gegen die atomare Aufrüstung, Übersetzungen von Harry Rowohlt und die Autobiografie von Woody Guthrie. Dichter der „Neuen Frankfurter Schule“fanden dort ihre Heimat; einer von ihnen Eckhard Henscheid.
Die Gründe für die wirtschaftliche Not sind vielfältig. Zum einen scheint das Bedürfnis nach linksliberaler Literatur nicht mehr so groß zu sein. Vor allem ist die Konkurrenz von Versandhandel-Giganten wie Amazon zu groß gewesen. Das kann man mit eigenem Idealismus und dem seiner Kunden auf Dauer nicht wettmachen. Auch der digitale Wandel setzte zu: „Der Trend zum Streaming hat uns einiges gekostet“, sagte Geschäftsführer Robert Egelhofer jetzt dem „Buchreport“.