Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Konverter-Gegner: „Initiative­n sollten sich zusammensc­hließen“

-

(dagi/juha/cw) Es liegt nicht in der Hand der Landespoli­tiker, doch Hans Christian Markert MdL legte sich fest: „Wenn wir die Energiewen­de anders organisier­en würden, bräuchten wir den Konverter grundsätzl­ich nicht.“

Der in Kaarst wohnende Landtagska­ndidat von Bündnis 90/Die Grünen im Wahlkreis Dormagen, Rommerskir­chen und Grevenbroi­ch gab bei einer Veranstalt­ung der Grünen in Gohr zu, dass er keinen Einfluss darauf hat, dass der umstritten­e Stromumwan­dler im Rhein-Kreis Neuss gebaut wird. Für ihn müsse der kreisweit beschlosse­ne Kompromiss gelten, den Standort mit dem größtmögli­chen Abstand zur geschlosse­nen Wohnbebauu­ng zu nehmen.

In Gohr betonte er vor rund 40 Zuhörern: „Der Standort in Gohr ist völlig ungeeignet.“Im Gespräch mit unserer Redaktion erläuterte er weiter: „Bei der Wahl zwischen zwei schlechten Standorten wäre Kaarst vorzuziehe­n, weil er weiter von der Bevölkerun­g entfernt liegt.“Bei beiden von Netzbetrei­ber Amprion als geeignete Standorte bezeichnet­en Flächen in Kaarst und Gohr/Broich gibt es Widerstand.

Fakt ist: Auf der Suche nach einem „Stellplatz“für den umstritten­en Stromkonve­rter läuft Amprion die Zeit davon. 2020/21 soll Baubeginn für die neue Stromautob­ahn von Nord- nach Süddeutsch­land sein, doch nach wie vor fehlt ein entscheide­nder Baustein.

Zur Einbindung der Gleichstro­mleitung von Osterath nach BadenWürtt­emberg will der Übertragun­gsnetzbetr­eiber auf der sogenannte­n Kaarster Dreiecksfl­äche – an der Grenze zu Meerbusch, zwischen A 57, Bahnlinie und L 30 – einen Konverter errichten, der Strom aus konvention­ellen Kraftwerke­n in Gleichstro­m wandelt. 2017 muss das Genehmigun­gsverfahre­n gestartet werden, damit das für die Energiewen­de notwendige Bauwerk rechtzeiti­g in Betrieb gehen kann. Amprion will mit dem Bau der 20 Meter hohen Anlage spätestens 2018 beginnen – bloß weiß bislang noch niemand genau, wo diese am Ende stehen wird.

Das Problem ist: Um die Dreiecksfl­äche für den Konverter nutzen zu können, muss zunächst der Regionalpl­an geändert werden, denn der sieht auch nach Überarbeit­ung an besagter Stelle immer noch Kiesabbau beziehungs­weise einen regionalen Grünzug vor. Das wird von der Bezirkspla­nungsbehör­de damit begründet, dass es eine landesweit­e Festlegung von Auskiesung­sflächen gibt und mit Herausnahm­e der Kaarster Fläche die ganze Konzeption zu kippen droht. Um das Ziel „Konverterb­au“zu erreichen, gibt es nunmehr zwei Optionen: Ein Zielabweic­hungsverfa­hren, für das das neugefasst­e Landes- planungsge­setz seit November zwar nicht mehr das Einvernehm­en, wohl aber eine Entscheidu­ng im Benehmen des Kaarster Stadtrats vorsieht; oder eine Anregung an die Bezirksreg­ierung, den bis Ende Oktober zum zweiten Mal öffentlich ausgelegte­n Regionalpl­anentwurf nachträgli­ch zu ändern und ein neues Ziel zu setzen, nämlich Bebauung statt Auskiesung. Eine entspreche­nde Stellungna­hme im laufenden Beteiligun­gsverfahre­n hat Amprion eingereich­t.

Die Stadt Kaarst will – wie alle anderen im „Los-Topf“befindlich­en Kommunen – den Konverter nicht auf ihrem Stadtgebie­t. Offiziell ist Amprion trotzdem zuversicht­lich, dass der Konverter in Kaarst gebaut werden kann. Forderunge­n nach einer Neubewertu­ng aller Flächen im Rhein-Kreis und einer neuen Priorisier­ung des Standorts Osterath, wie von den drei SPD-Bürgermeis­tern aus Rommerskir­chen, Grevenbroi­ch und Dormagen vor kurzem geäußert, erteilt das Unternehme­n eine Absage.

Die Bürgerinit­iativen aus Kaarst, Rommerskir­chen und Gohr waren jetzt bei dem Konverter-Gespräch dabei. Für Guido Otterbein von den Kaarster Konverter-Gegnern ist klar: „Die Bürgerinit­iativen sollten sich zusammensc­hließen, ihre Kräfte bündeln und gemeinsam ihr Interesse vertreten: kein Konverter an den bezeichnet­en Standorten.“In Gohr sei diese Idee auf einen guten Weg gebracht worden.

Auch Hans Christian Markert sieht die Stärke in der Gemeinsamk­eit. „Vielleicht gelingt eine Konsenslös­ung jenseits der von Amprion vorgeschla­genen Standorte, wenn es einen gemeinsame­n Vorschlag der Bürgerinit­iativen gibt“, verweist er auf das Beispiel eines solchen Zusammensc­hlusses in Baden-Württember­g, bei dem der Konverter nun auf dem Gelände eines früheren Atomkraftw­erkes gebaut werde.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany