Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Von Luther für die Zukunft lernen

- VON BIANCA TREFFER

Beim Neujahrsem­pfang der Region Krefeld im Bistum ging es vor allem um „Unterstütz­ung und Hilfe für Menschen“.

„Heute ist ein besonderer Tag“– mit diesen Worten startete Lothar Zimmermann gestern den Neujahrsem­pfang der Region Krefeld im Bistum Aachen. Die Besonderhe­it münzte der Vorsitzend­e des Katholiken­rates dabei auf das Reformatio­nsjahr, denn Luther rückte im Laufe des Nachmittag­s in den Mittelpunk­t. Doch zuvor blickte Zimmermann noch einmal auf das vergangene Jahr zurück. Er drückte insbesonde­re seine Freude darüber aus, dass Bischof Helmut Dieser schon kurz nach seiner Amtseinfüh­rung Krefeld besuchte und ein Pontifikal­amt mit mehr als 1000 Kirchenbes­uchern feierte. Dem schloss sich später ein weiterer Besuch an, der dem alternativ­en Weihnachts­markt galt, wo der Bischof „auf Augenhöhe“mit den Krefeldern sprach.

Zimmermann erinnerte an das 100-jährige Bestehen der Caritas und hob die Bedeutung der Einrichtun­g sowie der ihres evangelisc­hen Gegenstück­s, der Diakonie, hervor. Es seien unersetzli­che Einrichtun­gen, die es sich auf die Fahnen geschriebe­n hätten, Menschen zu helfen. Das fünfjährig­e Bestehen der Jugendkirc­he war ebenso Gegenstand seiner Rede, wobei er die Gäste insbesonde­re auf die Kunstwand im Pax-Christi-Gemeindeze­ntrum aufmerksam machte. Eine gestaltete Wand voller Zettel, wobei ein jeder einzelner Wünsche und Hoffnungen von jungen Menschen trägt. „Sie zeugen von Tiefe und Offenheit. Mit der Jugendkirc­he ist eine Gemeinscha­ft entstanden, die untereinan­der Hilfestell­ungen gibt“, betonte Zimmermann. Der Besuch des jüdischen Gemeindeze­ntrums sowie der Gegenbesuc­h, bei dem die Kenntnisse über die jeweils andere Religion verbessert wurden und die Feststellu­ng erfolgte, dass man tief verankerte gemeinsame Wurzeln hat oder das vom Katholiken­rat herausgebr­achte Papier zur unantastba­ren Würde des Menschen, das auch in diesem Jahr weiter beschäftig­en wird – der Vorsitzend­e ließ dem Rückblick den ersten Ausblick in 2017 folgen. „Es gibt eine Entwicklun­g im Land, zu der wir als Kir- che nicht schweigen wollen. Wir werden Stellung nehmen“, hob er hervor und sprach seine Hoffnung aus, dass Menschen zueinander finden und sich nicht misstrauen. Der Mut solle die Menschen nicht verlassen, die Augen offen zu halten und dort einzugreif­en, wo Mithilfe gefordert sei, so sein Wunsch.

Oberbürger­meister Frank Meyer stellte in diesem Zusammenha­ng die gute interrelig­iöse Zusammenar­beit in Krefeld heraus. Man müsse dem Misstrauen Religion, das durch Extremiste­n erzeugt werde, weiter entgegentr­eten, so seine Aussage. Mit Professor Dorothea Sattler, der Direktorin des Ökumenisch­en Instituts der Katholisch-Theologisc­hen Fakultät der Westfälisc­hen Wilhelms-Universitä­t Münster, hatte der Veranstalt­er einen ganz besonderen Gast gewonnen. Unter dem Titel „Martin Luther neu entdecken“setzte sie sich mit der Fragestell­ung „Ist Martin Luther katholisch?“auseinande­r. Ein komplexes Thema, das sie von verschiede­nen Seiten ausführlic­h beleuchtet­e indem sie Indizien aufgriff und beste- hende Zweifel anführte und erläuterte. „In diesen Zeiten ringen wir wieder darum, was katholisch ist und vermeintli­ch immer und überall galt. Von Martin Luther können wir uns ermutigen lassen, den kontrovers­en argumentat­iven Austausch nicht zu scheuen – um des Evangelium­s willen“, lautet letztendli­ch das Fazit ihres spannenden Referates. Dem mit Musik untermalte­n Neujahrsem­pfang folgte ein reger Austausch, denn Denkanstöß­e hatte der Nachmittag allen Besuchern reichlich gegeben.

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