Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Spanien wird Franco nicht los
Die Erinnerung an den Diktator lebt auch mehr als 40 Jahre nach seinem Tod weiter.
PAMPLONA (kna) Für Spaniens Ultrarechte ist und bleibt er der „Caudillo“oder „Generalisimo“, wie er zu Lebzeiten gerne genannt wurde. Gemeint ist Diktator Francisco Franco (1892-1975), den der Spanische Bürgerkrieg 1936 an die Macht brachte. Er behielt sie bis zu seinem Tod. Mehr als vier Jahrzehnte sind seither vergangen. Franco-Monumente wurden abgebaut und Straßen, die seinen Namen trugen, umbenannt. Im Fall des nordspanischen Küstenstädtchens San Vicente de la Barquera ist das allerdings noch nicht lange her. Erst im vorletzten Jahr setzte der Stadtrat eine Namensänderung der Hauptstraße „Avenida del Generalisimo“durch. Dabei enthielten sich die Vertreter der konservativen Volkspartei der Stimme.
Unlängst griff das Madrider Rechtsanwaltsbüro Eduardo Ranz zum wiederholten Mal den Fall zweier Orte auf, die noch immer nach Franco benannt sind: „Guadiana del Caudillo“in der Extremadura und „Alberche del Caudillo“in Kastilien-La Mancha. In beiden Orten regiert die Volkspartei. Die Kanzlei zeigte sowohl den Bürgermeister von Guadiana, Antonio Pozo, als auch die Bürgermeisterin von Alberche, Ana Rivelles, an. Beide wollen ihre Orte nicht umbenennen. Darin sieht das Anwaltsteam eine Weigerung, das Gesetz des historischen Gedächtnisses (Ley de Memoria Historica) umzusetzen. Dieses hält die öffentliche Verwaltung an, sämtliche Erinnerungstafeln oder verherrlichende Erwäh- nungen zu entfernen, die in Verbindung mit den Repressionen der Franco-Diktatur stehen.
In diesem Zusammenhang erstaunt auch, dass die umstrittene „Nationalstiftung Francisco Franco“weiter agieren darf. Die Stiftung, die bis zu Beginn des Jahrtausends Zuschüsse aus Staatskassen erhielt, stellt auf ihrer Webseite „wohltätig-lehrende und kulturelle Arbeit“heraus. Ihr wird jedoch die Fortführung faschistischen Gedankenguts unter dem Deckmantel der Geschichte vorgeworfen.
Auch an anderer Stelle wird das Franco-Erbe bewahrt. Mitten in Madrid machen Besucher im Museo Naval, dem Seemuseum der Marine, Bekanntschaft mit dem Diktator. In einem Ausstellungssaal werden Exponate zu Franco gezeigt, darunter ein glorifizierendes Porträt des Malers Fernando Alvarez de Sotomayor, eine Bronzebüste und Francos Kapitänsmütze.
Aus Sicht von Experten mangelt es in Spanien generell an einer kritischen Aufarbeitung der eigenen Historie. Das gilt für die Konquistadoren, die ganze Kulturen in Lateinamerika auslöschten, ebenso wie für die Franco-Zeit. Dazu passt, dass seit einiger Zeit die Diskussionen zum Grabmal Francos im pompösen „Tal der Gefallenen“, Valle de los Caidos, verstummt sind. Vor Jahren noch hatte sich eine Expertenkommission dafür stark gemacht, die Überreste Francos aus der riesigen Prunkbasilika zu entfernen oder zumindest eine Mahnstätte daraus zu machen. Aufklärende Informationen am Franco-Grab sucht man jedoch bis heute vergeblich.