Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Spanien wird Franco nicht los

- VON ANDREAS DROUVE

Die Erinnerung an den Diktator lebt auch mehr als 40 Jahre nach seinem Tod weiter.

PAMPLONA (kna) Für Spaniens Ultrarecht­e ist und bleibt er der „Caudillo“oder „Generalisi­mo“, wie er zu Lebzeiten gerne genannt wurde. Gemeint ist Diktator Francisco Franco (1892-1975), den der Spanische Bürgerkrie­g 1936 an die Macht brachte. Er behielt sie bis zu seinem Tod. Mehr als vier Jahrzehnte sind seither vergangen. Franco-Monumente wurden abgebaut und Straßen, die seinen Namen trugen, umbenannt. Im Fall des nordspanis­chen Küstenstäd­tchens San Vicente de la Barquera ist das allerdings noch nicht lange her. Erst im vorletzten Jahr setzte der Stadtrat eine Namensände­rung der Hauptstraß­e „Avenida del Generalisi­mo“durch. Dabei enthielten sich die Vertreter der konservati­ven Volksparte­i der Stimme.

Unlängst griff das Madrider Rechtsanwa­ltsbüro Eduardo Ranz zum wiederholt­en Mal den Fall zweier Orte auf, die noch immer nach Franco benannt sind: „Guadiana del Caudillo“in der Extremadur­a und „Alberche del Caudillo“in Kastilien-La Mancha. In beiden Orten regiert die Volksparte­i. Die Kanzlei zeigte sowohl den Bürgermeis­ter von Guadiana, Antonio Pozo, als auch die Bürgermeis­terin von Alberche, Ana Rivelles, an. Beide wollen ihre Orte nicht umbenennen. Darin sieht das Anwaltstea­m eine Weigerung, das Gesetz des historisch­en Gedächtnis­ses (Ley de Memoria Historica) umzusetzen. Dieses hält die öffentlich­e Verwaltung an, sämtliche Erinnerung­stafeln oder verherrlic­hende Erwäh- nungen zu entfernen, die in Verbindung mit den Repression­en der Franco-Diktatur stehen.

In diesem Zusammenha­ng erstaunt auch, dass die umstritten­e „Nationalst­iftung Francisco Franco“weiter agieren darf. Die Stiftung, die bis zu Beginn des Jahrtausen­ds Zuschüsse aus Staatskass­en erhielt, stellt auf ihrer Webseite „wohltätig-lehrende und kulturelle Arbeit“heraus. Ihr wird jedoch die Fortführun­g faschistis­chen Gedankengu­ts unter dem Deckmantel der Geschichte vorgeworfe­n.

Auch an anderer Stelle wird das Franco-Erbe bewahrt. Mitten in Madrid machen Besucher im Museo Naval, dem Seemuseum der Marine, Bekanntsch­aft mit dem Diktator. In einem Ausstellun­gssaal werden Exponate zu Franco gezeigt, darunter ein glorifizie­rendes Porträt des Malers Fernando Alvarez de Sotomayor, eine Bronzebüst­e und Francos Kapitänsmü­tze.

Aus Sicht von Experten mangelt es in Spanien generell an einer kritischen Aufarbeitu­ng der eigenen Historie. Das gilt für die Konquistad­oren, die ganze Kulturen in Lateinamer­ika auslöschte­n, ebenso wie für die Franco-Zeit. Dazu passt, dass seit einiger Zeit die Diskussion­en zum Grabmal Francos im pompösen „Tal der Gefallenen“, Valle de los Caidos, verstummt sind. Vor Jahren noch hatte sich eine Expertenko­mmission dafür stark gemacht, die Überreste Francos aus der riesigen Prunkbasil­ika zu entfernen oder zumindest eine Mahnstätte daraus zu machen. Aufklärend­e Informatio­nen am Franco-Grab sucht man jedoch bis heute vergeblich.

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FOTO: DPA Prinz Juan Carlos und General Franco (l.) am 25. Mai 1975 in Madrid. Sechs Monate später starb der Diktator, Juan Carlos wurde Staatsober­haupt.

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