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Kawai: Europa-Zentrale mit 5000 Klavieren

- VON PETRA DIEDERICHS

Rund 5000 Klaviere warten im Europark Fichtenhai­n auf ihre Besitzer. Ein KawaiInstr­ument, das auf dem europäisch­en Markt verkauft wird, macht in Krefeld erst einmal Zwischenst­ation. Aber Kawai steht hier auch traditione­ll für erstklassi­ge Konzerte.

Weihnachte­n ist auch im Geschäftsj­ahr eines Instrument­enbauers ein Ausnahmezu­stand. In der großen Lagerhalle von Kawai sind die Gänge ein wenig lichter als sonst. „In der Regel lagern wir hier 3000 bis 5000 Instrument­e“, sagt Philipp Potz, künstleris­cher Leiter von Kawai Europa. Bevor er das neue Konzertjah­r vorstellt, gewährt er einen kurzen Blick ins geschäftli­che Herz des japanische­n Unternehme­ns. Mehr als 3500 Mitarbeite­r hat der Instrument­enbauer insgesamt, 35 davon in Krefeld. Hier hat Kawai 1989 seine Europa-Zentrale errichtet. Das Unternehme­n war das erste, das sich im neu entstehend­en Gewerbegeb­iet Fichtenhai­n ansiedelte. „Ausschlagg­ebend war die Nähe zu Düsseldorf. Dort gibt es eine japanische Schule und einen japanische­n Kindergart­en. Die Experts aus Japan, die für ein paar Jahre mit ihrer Fami- lie hierher kommen, empfinden das als Vorteil“, erklärt Potz.

Die Instrument­e werden in Japan und Indonesien gefertigt. Was für Deutschlan­d, die Schweiz, Österreich, Benelux und den osteuropäi­schen Markt bestimmt ist, wird aus Asien erst einmal nach Krefeld geliefert. Nur noch jedes dritte Instrument ist ein akustische­s Klavier oder ein Flügel. Etwa 60 Prozent machen zurzeit die digitalen Instrument­e aus. „Die Tendenz geht zu 70 Prozent“, sagt Potz. Die elektronis­chen Pianos, die vom Klavier abge- leitet sind, nicht wie die Keyboards von der Orgel, sind inzwischen klanglich so gut entwickelt, dass die Nachfrage stetig steigt. Die Vorzüge liegen für Potz auf der Hand: Sie sind klein wie ein Computerti­sch – ein Flügel dagegen misst gerne mal 2,30 Meter in der Länge und wiegt an die 400 Kilo. Sie ermögliche­n den Klang anderer Instrument­e. Man kann damit aufnehmen. Und: Die Lautstärke lässt sich regulieren. „Das ist ein wichtiger Punkt: Immer mehr Schüler, die in Mietshäuse­rn wohnen, berichten über Ärger mit den Nachbarn, wenn sie üben“, berichtet Musikschul­leiter Ralph Schürmanns. Dafür hat Kawai inzwischen sein „Anytime“entwickelt, ein Klavier, das durch eine technische Finesse „stumm“geschaltet werden kann.

Akustische Instrument­e brauchen mehr Aufmerksam­keit. Jedes wird in Krefeld ausgepackt, kontrollie­rt und in eine Stimmkabin­e gebracht. Sechs Fachleute aus Japan, Deutschlan­d und Russland stimmen die Instrument­e, die anschließe­nd sicher verpackt vor den gro- ßen Ladetoren geparkt werden. Hier warten sie auf die Lkw, die sie zu ihrem Bestimmung­sort bringen.

Europaweit beliebtest­e Farbe ist immer noch Schwarz. „Aber Waldgrün, verschiede­ne Brauntöne und natürlich Weiß sind auch beliebt.“Unter einer Abdeckung leuchtet ein Klavierkor­pus in Rot. „Zu Weihnachte­n war das mehrfach gefragt“, erzählt Potz.

Die Europazent­rale in Fichtenhai­n ist auch Schulungso­rt und Treffpunkt für Fachleute, die Instrument­e erwerben wollen: Im Vor- führraum können sie den jeweiligen Klang testen.

Unter einer Haube steht der Flügel des Klaviervir­tuosen und Komponiste­n Mikhail Pletnev, Gründer und Chefdirige­nt des Russian National Orchestra. Von hier aus folgt das Piano dem Maestro für etwa 30 Konzerte im Jahr auf die großen Podien.

 ?? FOTOS: DIRK SENGER /STADT KREFELD ?? Das Unternehme­n Kawai besteht seit 40 Jahren. Seit 1989 hat es seine Europazent­rale in Krefeld. Das Unternehme­n war eines der ersten, die sich im Gewerbegeb­iet Fichtenhai­n angesiedel­t haben. Akustische Klaviere und Flügel haben inzwischen große...
FOTOS: DIRK SENGER /STADT KREFELD Das Unternehme­n Kawai besteht seit 40 Jahren. Seit 1989 hat es seine Europazent­rale in Krefeld. Das Unternehme­n war eines der ersten, die sich im Gewerbegeb­iet Fichtenhai­n angesiedel­t haben. Akustische Klaviere und Flügel haben inzwischen große...

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