Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Rassismus-Vorwurf gegen Mieterverein
„Asylantenheime“und „ Junkies“sprächen gegen eine Mieterhöhung, schreibt der Verein. Der Vermieter ist empört.
Zwei Schreiben sorgen für Unruhe im Mieterverein. Der Hauseigentümer, an den sie gerichtet waren, hat sich beschwert, genau wie die Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch. Der Vorwurf: Ausgerechnet der Verein, der sich auch für sozial Minderbemittelte einsetzt, wertet in den Schreiben Flüchtlinge ab und verwendet auch sonst eine fragwürdige, an rechte Äußerungen erinnernde Sprache. Auch die Vereinsspitze distanziert sich inzwischen. „Die Begriffswahl und die Argumentation sind nicht die des Mietervereins“, sagt der Vorsitzende Hans-Jochem Witzke.
In den Papieren geht es eigentlich um eine Routineangelegenheit: Eine Anwältin des Vereins begründet im Auftrag von zwei Parteien eines Wohnhauses an der Adersstraße den Widerspruch gegen eine Mieterhöhung. Sie beschreibt zu diesem Zweck angebliche Missstände in der Straße im Bahnhofsviertel mit drastischen Worten: „Zwei Asylantenheime wurden gerade gebaut, und es ist eine deutliche Vermüllung der Straße in letzter Zeit zu sehen“, heißt es etwa in einem der Briefe, die unserer Redaktion vorliegen. Auch in dem anderen werden diese Einrichtungen aufgeführt, wieder folgt direkt ein Hinweis auf angebliche „Vermüllung“der Straße.
Die Schreiben führen auch weitere soziale Gründe dafür an, dass es sich nicht um eine „gute Wohnlage“nach dem Mietspiegel handelt. In der Gegend befänden sich zwei Einrichtungen, die „Obdachlose und Junkies“versorgten, zudem der Übergang zum „berühmten und vor allem berüchtigten Maghrebviertel“, heißt es. Als Nachteil wird auch die ansässige Moschee aufgeführt, die zum Freitagsgebet ein großes Verkehrsaufkommen verursache. Fazit: „Von einer guten Wohnlage dürfte die Adersstraße jedenfalls in letzter Zeit weiter entfernt sein.“
Der Hauseigentümer Nicolas Bollmann ist empört. Er beklagt eine „stigmatisierende“Sprache. „Flüchtlinge sind keine Menschen zweiter Klasse, die ein Viertel zu einer schlechteren Wohnlage machen.“Zudem werde die Straße, in der er auch selbst wohnt, falsch dargestellt. „Hier gibt es keine Vermüllung.“Er verweist darauf, das gerade sogar Luxus-Wohnungen gebaut würden. Und dass ausgerechnet die Moschee angeführt werde, obwohl sie lediglich eine große Veranstaltung pro Woche ausrichtet, hält er auch für fragwürdig. „Da der Mieterverein sich für soziale Gerechtigkeit einsetzt, war ich noch erstaunter“, sagt Bollmann.
Der Vereinsvorsitzende Witzke betont, man habe in einem Gespräch mit der Flüchtlingsbeauftragten und der Mitarbeiterin bereits die Haltung des Vereins dargelegt. Zu internen Folgen des „Fehlverhaltens“könne man keine Auskunft geben. „Wir versichern aber, dass es ein Einzelfall ist, der keine Wiederholung duldet.“
Der Mieterverein verweist zudem darauf, dass die Argumentation in dem Schreiben auch in der Sache nicht zielführend war. Denn die strittige Frage, ob der Eigentümer die Adersstraße zu einer „guten Lage“erklären könne, sei so nicht zu