Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Die Angstmacher von der Südtribüne
DORTMUND Die Südtribüne bleibt am Samstag gegen Wolfsburg geschlossen. Borussia Dortmund hat dem DFB-Strafantrag zugestimmt, kritisierte in ihrer Pressemitteilung aber die komplette Sperrung anstelle „nur bestimmter Blöcke“. Die Verantwortlichen um Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke wissen genau, welcher Klientel sie den großen Ärger zu verdanken haben. Eine tragende Rolle – zumindest bei den Übergriffen vor dem Stadion – spielt dabei eine relativ neue Gruppierung: 0231 Riot (engl. für Krawall).
Die Zahlen stehen für die Dortmunder Telefonvorwahl, ihr Logo besteht aus dem Schriftzug Ultras, dem BVB-Logo und einem geschwungenen „h“– das Zeichen für Hooligans. Und als letztere traten sie vermehrt in Erscheinung.
Erst am Samstag hielt die Polizei zwei Busse auf dem Weg zum Auswärtsspiel in Darmstadt an. Bei den 90 Insassen wurden Pyrotechnik, Kampfsporthandschuhe, Schmerzmittel und Drogen sichergestellt. Auf dem Foto der Polizei sind auch schwarz-gelbe Sturmhauben zu erkennen. Der Aufdruck: das 0231Riot-Logo mit Hooligan-h und BVB-Wappen. Die sichergestellten Materialen sprechen eine deutliche Sprache: von Einsicht oder Reue, nur eine Woche nach den Vorfällen rund um das Leipzig-Spiel, keine Spur.
Im vergangenen November traf sich das Magazin „11 Freunde“mit einem BVB-Fan, der regelmäßig mit der aktiven Dortmunder Fanszene unterwegs ist. Sein Fazit zu 0231 Riot: „Es macht keinen Spaß mehr, zum Fußball zu fahren. Diese Gruppe sprengt alles.“
0231 Riot, auch die „Neue Gruppe“oder die „Vierte Gruppe“genannt, setzt sich in großen Teilen aus ehemaligen Mitgliedern der drei Dortmunder Ultra-Gruppen The Unity, Desperados und Jubos zusammen. Den Aussteigern war der Ultra-Weg zu gemäßigt. Deutschlandweit tolerieren die meisten Ultra-Gruppen ausschließlich Gewalt gegen Ultras anderer Klubs. Das Hauptaugenmerk liegt aber klar auf dem Selbstverständnis eines kritischen Regulativs gegenüber der kommerzialisierten Fußballwelt und der Wahrung traditioneller Fankultur. Bei 0231 Riot steht – wie der Name schon sagt – vor allem der Krawall im Vordergrund.
2015 wurde die Gruppe von etwa 30 Leuten gegründet, mittlerweile soll sie über 60 Mitglieder zählen. Einige sollen seit Jahren ausgebildete Kampfsportler sein und an organisierten Mixed-Martial-ArtsKämpfen teilnehmen. Gewalt richteten sie auch gegen andere BVBAnhänger. Die Gruppierung will da- mit ihren Machtanspruch in der Kurve deutlich machen. Auch wenn der BVB den bekannten Gruppenmitgliedern die Dauerkarten entzog und jedes Vergehen konsequent mit Stadionverboten sanktioniert, scheint die Schreckensherrschaft zu funktionieren. Immer wieder berichten Fans von Angstzuständen. Auch der Fanbeauftragte soll bereits attackiert worden sein.
Um die politische Gesinnung der Gruppe gibt es unterschiedliche Aussagen. 0231 Riot wehrt sich in Internetforen dagegen, in die rechte Ecke gedrängt zu werden. Vielmehr sei die Gruppe unpolitisch. Was nicht ausschließt, dass rechte Mitglieder zumindest geduldet werden.