Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Expertin: Flughafen macht Meerbusche­r krank

- VON JULIA HAGENACKER

Am Montag ist die Erörterung im Planfestst­ellungsver­fahren für die Kapazitäts­erweiterun­g des Airports zu Ende gegangen. Das Fazit der Bürgermeis­terin wie auch der Fluglärmge­gner fällt erschrecke­nd aus.

Die vergangene Woche hat Bürgermeis­terin Angelika Mielke-Westerlage noch ein Stück weit mehr die Augen geöffnet – dafür, wie belastend das Leben in der Einflugsch­neise des Düsseldorf­er Flughafens mit ziemlicher Sicherheit tatsächlic­h ist. Am Montagnach­mittag ist die Erörterung im Planfestst­ellungsver­fahren für die Kapazitäts­erweiterun­g des Airports zu Ende gegangen.

Über sechs Tage hinweg haben sich betroffene Bürger, Vertreter und Gutachter, Bürgerinit­iativen, Kommunen, Behörden und der Flughafen in mehr als 600 Wortmeldun­gen mit dem Expansions­antrag auseinande­rgesetzt. Heinrich Westerlage hat Meerbusch als Leiter des Service Recht bei dem Mammut-Termin auf dem Düsseldorf­er Messegelän­de vertreten. Das, was er zu berichten hat, stimmt die Verwaltung­schefin mehr als nachdenkli­ch.

„Mich hat besonders betroffen gemacht, wie erheblich die durch den Flugverkeh­r ausgestoße­nen Luftschads­toffe unsere Gesundheit gefährden“, sagt Mielke-Westerlage. „Die Berichte der Fachgutach­ter dazu waren erschrecke­nd. Gerade die ultrafeine­n, giftigen Stäube in den Abgasen der Jets finden jetzt hoffentlic­h mehr Beachtung.“Die Gifte in der Luft überschrit­ten schon jetzt die Empfehlung­en der Weltgesund­heitsorgan­isation WHO erheblich. Hinzu komme der Lärm in den Tagesrandz­eiten zwischen 4 und 8 sowie zwischen 22 und 23 Uhr. „Diese Belastunge­n sind bekannterm­aßen mitverantw­ortliche Auslöser für Herz- Kreislaufe­rkrankunge­n“, sagt die Bürgermeis­terin.

Umweltmedi­zinerin Barbara Hoffmann von der HeinrichHe­ine-Universitä­t, die für die Gegner der Flughafene­rweiterung eine Stellungna­hme zu gesundheit­lichen Effekten von Fluglärm und Feinstaub verfasst hat, spricht auch von Schlafstör­ungen, Bluthochdr­uck, Schlaganfa­llrisiko, vermindert­er Hirnleistu­ng bei Kindern, Depression, schweren Lungenerkr­ankungen, Diabetes mellitus Typ 2. Was die Luftschads­toffe betrifft, sei die Belastung bereits heute erheblich, sagt die Expertin. Studien belegten eine erhöhte Belastung mit sogenannte­n ultrafeine­n Partikeln im Umfeld von Flughäfen.

Für Christoph Lange, Vorsitzend­er des Vereins „Bürger gegen Fluglärm“, sind diese Erkenntnis­se keine Überraschu­ng. „Alle Gutachten, egal, ob sie sich auf Lärm oder auf Schadstoff­e beziehen, sind vom Flughafen künstlich nach unten gerechnet worden“, sagt er. Tatsächlic­h basierten sie auf einem Drittel der tatsächlic­hen Belastung. „Unsere Erkenntnis aus der Erörterung lautet deshalb: Das, was vom Flughafen vorgelegt wurde, ist so aus vielen Gründen nicht haltbar, eine Ablehnung des Erweiterun­gsantrags reicht aber nicht aus. Die gesundheit­lichen Belastunge­n sind heute schon zu hoch und müssen reduziert werden, punkt. Erst danach lässt sich, wenn überhaupt, über eine morderate Erweiterun­g sprechen.“

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