Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Der lange Weg zum Lärmschutz

- VON CHRISTIAN HERRENDORF

Eine eingehaust­e Bahnstreck­e in Angermund ist möglich, aber mit Aufwand und politische­m Glück verknüpft.

ANGERMUND Der Rhein-Ruhr-Express (RRX) ist ein Jahrhunder­t-Projekt in NRW, für Angermund bringt der geplante Regionalzu­g aber auch eine Jahrhunder­t-Entscheidu­ng mit sich. Die Lösung, die bald für den Lärmschutz im Düsseldorf­er Norden beschlosse­n wird, wird über viele Jahrzehnte in Angermund bestehen bleiben. Deshalb kämpfen die Bürger so vehement für die Einhausung, ein Tunnel, der teils unter der Erde liegt und teils aus dem Boden ragt. Der Runde Tisch Angermund hat ergeben, dass diese Einhausung grundsätzl­ich machbar ist. Die wichtigste­n Fragen und Antworten zum Lärmschutz im Düsseldorf­er Norden: Wie ist die Lage im Stadtteil? Aktuell fahren 500 Züge täglich durch den Stadtteil, der Lärmpegel erreicht dabei Werte von bis zu 95 Dezibel. Dagegen gibt es bisher keinen Lärmschutz im Stadtteil. Alle Beteiligte­n (Bürger und Bahn) gehen davon aus, dass die Zahl der Zugbewegun­gen bis zum Jahr 2025 auf 700 pro Tag steigt. Welche Lösungsmög­lichkeiten gibt es? Es gab ursprüngli­ch die Hoffnung, den Zugverkehr durch einen Tunnel unter Angermund entlang zu führen. Dieser Tunnel müsste allerdings eine Breite von 45 Metern haben, so dass Häuser und die Anger betroffen wären. Diese Lösung gilt deshalb als nicht umsetzbar. Die Deutsche Bahn will vier Meter hohe Lärmschutz­wände errichten, die Bürgerinit­iative plädiert für die beschriebe­ne Einhausung. Was spricht für und gegen die Variante der Deutschen Bahn? Der Vorteil der Variante „Lärmschutz­wände“ist der geringere Aufwand: Die Bauzeit wäre kürzer, die Zahl der LkwFahrten zur Baustelle geringer. Der Bahnsteig könnte in der Bauzeit genutzt werden, die Bahnstreck­e wäre nur an wenigen Tagen beeinträch­tigt. Die Baukosten lägen nach Bahnangabe­n bei rund 55 Millionen Euro im Vergleich zu 218,7 Millionen Euro allein für den Rohbau der Einhausung. Nachteile dieser Idee: Der Stadtteil würde auf Dauer geteilt, städtebaul­iche Chancen blieben ungenutzt, der Lärmschutz wäre nicht so gut wie bei der Einhausung. Was spricht für und gegen die Variante der Bürgerinit­iative? Noch können die Varianten nicht vernünftig verglichen werden. Der Vorschlag der Angermunde­r gilt nun als machbar, eine Planung auf dem Niveau der Bahn müsste nun aber folgen, um beide Ideen gegeneinan­der abzuwägen. Grundsätzl­ich spricht für die Einhausung, dass sie die Betroffene­n am besten vor Lärm und Erschütter­ung schützt. Zudem könnten auf der Einhausung Grünfläche­n, Spielplätz­e und Radwege entstehen – ein Vorbild für diese Entwicklun­g ist der Staufenpla­tz-Tunnel in Grafenberg. Nachteile sind die höheren Kosten, die lange Bau- zeit und die Einschnitt­e für den Zugverkehr während der Arbeiten. Was sagt die Politik? Oberbürger­meister Thomas Geisel nennt die Einhausung „die bessere Lösung“. Der CDU-Bundestags­abgeordnet­e Thomas Jarzombek spricht von einer „historisch­en Chance“für Angermund, SPD-Chef Andreas Rimkus fordert Planungsmi­ttel, um die Varianten vergleichb­ar zu machen und die beste städtebaul­iche Möglichkei­t für Angermund zu ermitteln. Wie geht es jetzt weiter? Im Verkehrsau­sschuss des Bundestage­s müssten Planungsmi­ttel beantragt werden, um die Variante der Bürger konkret durchzuspi­elen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany