Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Konzert: Ringer mit Droidensti­mme

- VON KLAS LIBUDA

Die Hamburger Band Der Ringer trat im FFT mit Stimmenver­zerrer und ihrem Debütalbum auf.

Das einzig Lustige am Konzert von Der Ringer ist das Knollnasen­männchen aus den Loriot-Cartoons, das sie einem am Eingang auf die Hand stempeln, damit man nach der Vorgruppe zum Rauchen raus- und anschließe­nd auch wieder reingehen kann. Die Band selbst ist dann reichlich distanzier­t, das ist selbstvers­tändlich auch Pose, und um die noch zu verstärken, haben sie sich etwas einfallen lassen: Der Sänger des Quintetts drückt zwischen den Liedern auf einen Schalter, so dass ein Stimmenver­zerrer anspringt, und er klingt dann so, als sei der Droide C3PO aus den „Star Wars“Filmen in den Stimmbruch geraten. Er sagt aber nichts Intergalak­tisches, sondern ganz normale Rockband-Sachen wie zum Beispiel „Vielen Dank. Der nächste Song heißt Mikroskop“– was mit der Gurgelstim­me erst ganz schön bescheuert klingt und dann aber auch wieder ganz schön cool, weil er das unbekümmer­t durchzieht. Nur einmal vergisst er es.

Der Ringer ist eine Band aus Hamburg, und es wird erzählt, dass sie sich einst bei den Proben für ein Schultheat­erstück zusammenta­ten. Gerade haben sie ihr erstes Album „Soft Kill“beim stilsicher­en Label Staatsakt veröffentl­icht. Sie sind eine dieser jungen Gruppen mit zweisilbig­en Bandnamen, die seit einigen Jahren so angesagt sind: Trümmer, Nerven, Ringer. Sie klingen nach New Wave, Tocotronic und Post-Punk, früher sogar noch nach ein bisschen mehr Punk, also vor ungefähr drei oder vier Jahren, als sie ihre ersten Songs ins Internet stellten.

In Düsseldorf nun spielen sie Songs aus allen Schaffensp­hasen ihres Frühwerks, und zumeist klingt die Musik sehr kühl, das Keyboard klirrt. Die Lieder heißen „Orbit“, „Apparat“und „Soma“– Titel, die so klingen, als wären sie Abfallprod­uk- te der Nasa: ganz schön abgezockt und gut durchdacht.

Einmal singen sie über Gefühle, und als sie dieses Lied getextet haben, müssen sie die Herzen vorher mit Teflon beschichte­t haben. Der Song geht so: „Ich bin glücklich – euretwegen / Ich bin glücklich – meinetwege­n.“Dann brechen zum einzigen Mal Gitarre und Schlagzeug aus. Es donnert kurz. Irgendwie fühlt man sich erleichter­t. Kurz darauf steht denn auch ein Mann an dem Tisch, wo die Band T-Shirts und Musik von sich verkauft und sagt, er hätte gerne nur die Platte, auf der der Song „Glücklich“drauf ist.

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UB BUREA FOTO:

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