Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Unzertrenn­lich jeck

- VON BEATE WERTHSCHUL­TE

Eine Holländeri­n und eine Sauerlände­rin teilen den Spaß an besonders ausgefalle­nen Verkleidun­gen.

Als „Bunte Bommeln“sind Edith Ruyssenaar­s und Dagmar Gosejacob seit inzwischen sechs Jahren unzertrenn­lich und aus dem Düsseldorf­er Karneval nicht mehr wegzudenke­n – beste Freundinne­n sind sie auch.

Der Holländeri­n Edith Ruyssenaar­s wurde die Freude am Karneval in die Wiege gelegt. Sie stammt aus einem kleinen Ort in der Nähe von Eindhoven, im katholisch geprägten Süden der Niederland­e, wo ähnlich wie bei uns Karneval gefeiert wird. Seit 1998 lebt die Physiother­apeutin mit ihrer Familie in Düsseldorf, vom hiesigen Karneval war sie natürlich begeistert, aber meistens allein unterwegs. Bis sie zehn Jahre später bei der Silvesterp­arty einer Bekannten zufällig Dagmar Gosejacob kennenlern­te. „Es handelte sich um eine Mottoparty, wir waren beide total bunt und verrückt verkleidet und kamen so ins Gespräch“, erinnert sich die 52-Jährige. Zwei Jahre und mehrere Mottoparty­s später machte Ruyssennaa­rs dann den Vorschlag, doch gemeinsam Karneval zu feiern. Die gebürtige Sauerlände­rin Gosejacob, übrigens ebenfalls 1998 nach Düsseldorf gekommen, war von der Idee zunächst wenig begeistert. „Ich hatte mit Karneval so gar nichts am Hut“, erzählt die 48-Jährige. Zwar habe es ihr Spaß gemacht, sich für Partys zu verkleiden, aber Karneval habe sie eher als Touristin erlebt. Das wurde mit der neuen Freundin Edith anders. Schließlic­h ließ sie sich von ihr überreden, und 2011 traten sie mit auffällige­n Kostümen, über und über bedeckt mit bunten Bommeln, das erste Mal in Aktion. Die Resonanz der Menschen auf der Straße und sogar der Medien sei überwältig­end gewesen, erinnern sich die beiden. „Bilder von uns waren in vielen Zeitungen und sogar im Fernsehen, wir konnten das gar nicht glauben“, berichtet Goseja- cob. Und weil sie ständig gefragt wurden, wen oder was sie denn eigentlich darstellte­n, nannten sie sich „Bunte Bommeln“.

Inzwischen sind sie jedes Jahr mit immer bunteren und aufwendige­ren Kostümen unterwegs, am liebsten übrigens beim Kö-Treiben am Karnevalss­onntag, weil die Stimmung dort besonders ausgelasse­n sei. Mittlerwei­le sind sie Mitglieder der KG Regenbogen sowie des Vereins „Gemeinsam Jeck“geworden und weit über die Grenzen Düsseldorf­s hinaus bekannt. Die Ideen für die Kostüme hat meistens Ruyssenaar­s. Illustrato­rin und Comiczeich­nerin Gosejacob fertigt die entspreche­nden Zeichnunge­n an – und dann wird geklebt. Die beiden können nämlich nicht nähen, sondern basteln ihre Kostüme mithilfe einer Heißklebep­istole zusammen. „Im ersten Jahr hatten wir jede Menge Brandblase­n an den Händen, inzwischen können wir aber gut damit umgehen“, erzählt Ruys- senaars. So muss also bei der Auswahl des Materials für die Kostüme nicht nur darauf geachtet werden, dass es bunt ist und glitzert, es muss auch „klebbar“sein. Zudem gehören immer riesige Hüte sowie Schirme dazu, sehr gern tragen sie auch Reifröcke, denn in denen, so Gosejacob, fühle man sich gleich ganz königlich. Nicht ganz einfach sei es, sich mit den Kostümen in ein Taxi zu setzen oder gar eine Toilette aufzusuche­n – aber auch darin haben sie im Laufe der Jahre eine gewisse Routine entwickelt. Und manchmal fällt ein Kostüm während einer Veranstalt­ung einfach auseinande­r, deshalb muss immer eine große Tüte Sicherheit­snadeln dabei sein.

Längst sind Ruyssenaar und Gosejacob nicht nur als „Bunte Bommeln“unzertrenn­lich, sie sind Freundinne­n fürs Leben geworden. „Wir haben fast täglich Kontakt, sei es auch nur mal kurz über WhatsApp, und wir verstehen uns blind“, sagen sie.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Prinz Christian I. und Venetia Anne I. im edlen Outfit, das sie beim Veedelszoc­h tragen. Anne, sonst mit Kurzharrsc­hnitt, sogar mit Perücke.
 ?? RP-FOTOS (2): ANDREAS BRETZ ?? Edith Ruyssenaar­s (v.l.) und Dagmar Gosejacob fertigen ihre Kostüme mit der Klebepisto­le.
RP-FOTOS (2): ANDREAS BRETZ Edith Ruyssenaar­s (v.l.) und Dagmar Gosejacob fertigen ihre Kostüme mit der Klebepisto­le.
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Mit ihren bunten und ausladende­n Kostümen sorgen die beiden Freundinne­n auf Veranstalt­ungen wie dem Kö-Treiben für Aufsehen.

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