Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Kalenderblatt 24. Februar 1980
Die US-Amerikaner nennen es das „Wunder auf dem Eis“, russische Sportler erinnern sich eher ungern an die Finalrunde des Eishockey-Wettbewerbs der Olympischen Winterspiele 1980. Eigentlich hätte der Tag des letzten Eishockey-Spiels ein Triumph für die Sowjetunion werden sollen, der dann auf der Abschlussfeier im amerikanischen Lake Placid gebührend hätte gefeiert werden können. Doch zwei Tage vor der letzten Finalrunde hatten die Russen ihre Chancen beinahe verspielt. Die als unbezwingbar geltende Mannschaft war bezwungen worden – ausgerechnet von den USA (3:4). Das Spiel Sowjetunion gegen die Gastgeber war nicht nur sportlicher Höhepunkt der Spiele, es war ideologisch aufgeladen: Wenige Monate zuvor hatte in Afghanistan die russische Intervention begonnen. Am 24. Februar 1980 hatten die Russen nur noch eine Chance, Gold zu erreichen. Sie mussten ihr Spiel gegen Schweden gewinnen und auf eine Niederlage der Amerikaner gegen Finnland hoffen. Die USA lagen zunächst gegen die Finnen zurück, schafften aber eine Aufholjagd (4:2). Für die Russen blieb nach dem Spiel gegen Schweden (9:2) nur Silber. Am Abend endeten die Olympischen Winterspiele 1980 mit der Abschlussfeier. Bei den Sommerspielen im selben Jahr in Moskau kam es nicht zum sowjetisch-amerikanischen Duell. Die USA boykottierten die Wettbewerbe aus Protest gegen die Intervention in Afghanistan.