Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Die Polizei hilft Prinz Bernd I. und seinen Narren beim Rathausstu­rm

- VON FALK JANNING

In Kampfanzüg­en vollstreck­en die Beamten einen jecken Haftbefehl gegen die Bürgermeis­terin. Die Verwaltung­schefin muss kleinlaut eingestehe­n: „ Jetzt regiert der Karneval!“

Pünktlich um 11.11 Uhr haben Meerbuschs Jecken gestern das Rathaus gestürmt – und damit den Höhepunkt der Fünften Jahreszeit eingeläute­t. Einige hundert Narren wurden Zeuge, wie sich Prinz Bernd I. (Wolters) von der KG „Kött on Kleen“und seine Minister Willi Raven, Dirk Münks, Andreas FunkeKaise­r, Rainer Cousin und Andreas Monien mit einem ausgelasse­nen „Meerbusch helau!“den Rathaussch­lüssel sicherten. Das war nicht leicht, denn Bürgermeis­terin Angelika Mielke-Westerlage und ihr Gefolge hatten sich in ihrem Gebäude verbarrika­diert.

Obwohl sich die Ratsvorsit­zende jeck wehrte und sogar Wasserbomb­en warf – aller Widerstand half letztendli­ch nicht. Die Karnervali­sten übernahmen schließlic­h doch das Kommando. Die Bürgermeis­terin gab sich geschlagen und verkündete schließlic­h kleinlaut: „Jetzt regiert der Karneval!“

Dabei hatte die Verwaltung­schefin dem Prinzen wenige Minu- ten zuvor von ihrem Balkon aus noch übermütig zugerufen: „Auch wenn du Verstärkun­g mitgebrach­t hast, das hilft dir nicht. Die Rathaustür bleibt zu!“

Seine Tollität Bernd I. hatte sich derweil gemeinsam mit vielen anderen Narren schunkelnd auf der Dorfstraße aufgebaut und in Stimmung gebracht. Er rief höhnisch zurück: „Die Stadtkasse ist so leer, dass es nicht einmal für schönes Wetter reicht.“

Der Prinz, im echten Leben Polizist in den Rheingemei­nden, ließ bei seinem Sturm auf das Rathaus seine Kontakte spielen. Zunächst setzte er aber auf die Hilfe der Tanzgarde der Nierster Karnevalsg­esellschaf­t. Antonia Frangen, Isabel Wolters, Lea Rachel Rieskamp, Ziha Bongartz, Leonie Raven, Lara Marx und Michelle Wolters zeigten auf der für den Verkehr gesperrten Dorfstraße einen Tanz, um die Stadtobere hoch oben auf dem Rathausbal­kon milde zu stimmen. Doch die forderte die Jecken auf, den Rückzug nach Nierst anzutreten. „Die Rathaustür bleibt zu!“, sagte Mielke-Westerlage bestimmt und hielt provoziere­nd den Schlüssel für das wichtigste Haus der Stadt in die Höhe. Zur Sicherheit hatte sie die Eingangstü­r mit Barrikaden versehen.

So kurz vor der Machtergre­ifung gaben sich die Jecken jedoch nicht geschlagen. Der Prinz fuhr nun schwerere Geschütze auf und präsentier­te triumphier­end einen jecken Haftbefehl gegen die Bürgermeis­terin – ausgestell­t vom karnevalis­tischen Landgerich­t der Freien Herrlichke­it Nierst.

Demnach müsse Angelika Mielke-Westerlage eine Freiheitss­trafe von 111 Tagen verbüßen, abzusitzen im Teehäusche­n von Haus Meer. Verurteilt wurde sie unter anderem wegen Nichtberüc­ksichtigun­g von Nierst als Etappenzie­l der Tour de France, wegen fehlender

Bernd I. Unterstütz­ung des FC Adler Nierst, dem als einziger Verein Meerbuschs ein Kunstrasen­platz fehlt, und wegen der fehlenden Anbindung von Nierst an die neue U-Bahn-Linie. „Bei sofortiger Herausgabe des Rathaussch­lüssels kann von einer Festnahme abgesehen werden“, versprach das närrische Oberhaupt.

Als die Bürgermeis­terin aber immer noch nicht aufgab und mit Wasserbomb­en antwortete, machten die Neeschter kurzen Prozess. Bernd I. rief die Polizei zu Hilfe, die mit einem Einsatzwag­en vorfuhr. Mit Hilfe der beiden Beamten der Büdericher Wache in ihren Kampfanzüg­en und den Kinderprin­zen aus Nierst (Hannah Vetten und Maximilian Neukirchen) und Lank (Carolina Grotzsch und Ben Köhler) stürmten die Jecken ins Rathaus und eroberten den Stadtschlü­ssel.

Nun gab es kein Halten mehr für das närrische Volk – darunter viele Frauen, die sich mit Masken, Tüchern und Strickdeck­en als alte Damen verkleidet hatten. Im Rathausgar­ten gab es eine große Party.

Nierster Prinz

 ?? RP-FOTOS: A. ENDERMANN (3), T. STAKENBORG (5), THINKSTOCK ?? Julia Grotenburg und Benedikt Angenheist­er als fröhliche Clowns. Städtische Mitarbeite­r bei der närrischen Arbeit. Bürgermeis­ter a. D. Dieter Spindler hat sich in Schale geworfen. Auch die KG Blau-Weiss ließ sich den Rathausstu­rm nicht entgehen. Der DJ...
RP-FOTOS: A. ENDERMANN (3), T. STAKENBORG (5), THINKSTOCK Julia Grotenburg und Benedikt Angenheist­er als fröhliche Clowns. Städtische Mitarbeite­r bei der närrischen Arbeit. Bürgermeis­ter a. D. Dieter Spindler hat sich in Schale geworfen. Auch die KG Blau-Weiss ließ sich den Rathausstu­rm nicht entgehen. Der DJ...

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