Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Kalenderblatt 3. April 1948
US-Außenminister George C. Marshall (Foto) musste für seinen Plan werben. Bei einer Reise durch Westeuropa hatte er gesehen, wie die Bevölkerung noch immer unter den Folgen des Zweiten Weltkriegs litt. Während Finanzminister Henry Morgenthau dafür plädierte, den ehemaligen Kriegsgegner Deutschland auf dem Niveau eines Agrarstaates zu halten, wollte Marshall allen Ländern Westeuropas wieder auf die Beine helfen – auch dem wichtigen Pufferstaat Deutschland. Nicht etwa Mitleid trieb den Außenminister an, sondern politisches Interesse. Marshall fürchtete, dass Stalin und die Sowjetunion von einem instabilen Europa den größten Nutzen haben könnten. Mit einem wirtschaftlichen Wiederaufbauprogramm, so glaubte er, könne man Deutschland und die anderen europäischen Länder dauerhaft an den Westen und die USA binden. Am 3. April 1948 setzte US-Präsident Harry S. Truman seine Unterschrift unter das „European Recovery Programm“, das kurz einfach „Marshallplan“genannt wurde. Dessen Bedeutung wird heute von Historikern unterschiedlich bewertet. Viele Jahre galt der „Marshallplan“als Grundlage für das so genannte deutsche Wirtschaftswunder. Mittlerweile sind manche Historiker skeptischer: Das Programm war zwar sicherlich ein Erfolg, das Wirtschaftswunder hatte aber neben den Hilfsgeldern aus den USA auch andere Ursachen.